Tadaaa ... Der aktuelle "Müller"
"Motivation und Abhängigkeiten sind sehr unterschiedlich"
Dirk Skoruppa, Vorstandssprecher der BSG Chemie, zum Leutzscher Fußball-Streit
Die gerichtlich gesetzte Frist für eine Einigung im Betriebskostenstreit zwischen der SG Sachsen und der BSG Chemie lief Donnerstag, 24 Uhr, aus. Dazu sowie zu anderen Themen um den Leutzscher Fußball nimmt BSG-Vorstandssprecher Dirk Skoruppa (48) Stellung.
Frage: Warum kam es nicht zu einer Einigung im Streit um die Nutzungskosten für den Alfred Kunze-Sportpark?
Dirk Skoruppa: Beim Gesprächstermin mit beiden Vorständen und Anwälten sind die Argumente diskutiert worden. Letztlich sind wir aber so auseinandergegangen, dass wir nun das Gericht entscheiden lassen und somit eine neutrale, verbindliche Richtlinie bekommen. Parallel versuchen wir praktische Schritte im gemeinsamen Umgang mit dem Alfred-Kunze-Sportpark.
SG-Vize Jamal Engel zweifelt Ihre Sichtweise bei den Betriebskosten an ...
Wir haben in der Vergangenheit mit Schätzungen auf Grund von Durchschnittswerten arbeiten müssen. Für die Jahresabschlüsse bei den Mitgliederversammlungen haben wir bis 2012 die vollen Kosten, welche die SG von uns verlangt, angenommen. Erst ab 2013 haben uns endlich die Zahlen mit Belegen vorgelegen. Sollte im Übrigen das Gericht unserer Argumentation nicht folgen und wir zur Nachzahlung aufgefordert werden, so stehen diese Beträge in voller Höhe zur Verfügung. Die Bürgen dafür sind den Mitgliedern entgegen Jamal Engels Aussage eben doch bekannt: Es sind die Vorstände der BSG.
Die Dissonanzen deuten nicht auf ein baldiges Zusammengehen beider Vereine hin. Sehen Sie dennoch Chancen?
Wenn ich sie nicht sehen würde, wäre ich nicht im Vorstand der BSG angetreten. Der Weg zu einem Zusammengehen ist aber bedeutend steiniger, als ich mir das vorgestellt habe. Es bleibt aber erklärtes Ziel von BSG-Vorstand und -Aufsichtsrat, einen gemeinsamen Verein zu haben.
Woher rührt die offensichtlich gering ausgeprägte Kompromissbereitschaft? Sind es persönliche Animositäten zwischen den Vereinsvertretern?
Grundsätzlich nicht. Allerdings sind die persönlichen Motivationen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ein Beispiel: Alle Vorstände der BSG arbeiten ausschließlich ehrenamtlich.
Ein Vorwurf Ihrer Gegenseite lautet, dass die BSG von einer bestimmten Fangruppe gesteuert wird ...
Schauen sie sich unseren Vorstand und Aufsichtsrat an. Welche Fangruppe soll diese Damen und Herren steuern? Natürlich ist es so, dass die Diablos, die ja wohl gemeint sind, eine ganz tragende Rolle seit Neugründung des Vereins spielen. Generell sind wir allen Vereinsmitgliedern verpflichtet.
Stimmt es, dass eine Nachwuchskooperation mit der SG von Ihnen abgelehnt wurde?
Nein, grundsätzlich nicht. Wir haben zu diesem Thema ja noch gar keine fundierten Gespräche geführt. Die Ablehnung einer kurzfristig gemeinsam aufgestellten Bambini-Truppe hatte andere Hintergründe. Sie stand im Zusammenhang mit anderen Forderungen.
Warum haben Sie im Nachwuchs Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen statt mit der SG?
Da müssen wir die Historie betrachten. Wir sind vor knapp drei Jahren ohne einen einzigen Nachwuchsspieler angetreten und mussten aus dem Stand vier Jugendteams nachweisen, um die Spielgenehmigung für die Landesliga zu bekommen. Das ging zu dem Zeitpunkt nur mit anderen Vereinen, da die SGL alle zehn Mannschaften des FC Sachsen übernommen hatte. Um voranzukommen, haben wir beim Borna-Spiel vor kurzem eine umfangreiche Nachwuchs-Kampagne gestartet mit dem Ziel, mittelfristig alle Altersklassen mit eigenen Teams auszustatten. Der Slogan lautet: "Und wann schlägt Dein Herz für Chemie?"
Haben Sie von Ihren Mitgliedern unterdessen ein Mandat zum Verhandeln mit der SG über ein Zusammengehen?
Nein, wir haben das noch gar nicht abgefragt, weil wir diesbezügliche Machbarkeiten abklären wollen.
Wie stellen Sie sich das vor?
Es muss zunächst auf Vorstandsebene von beiden Vereinen ein mögliches Szenario beschrieben werden, bei dem bestimmte Schnittmengen deutlich werden. So dass die Mitglieder beider Vereine überhaupt eine Entscheidungsgrundlage haben.
Bald steht die 64er Jubiläumsfeier an. Haben Sie schon eine Zusage der Meistermannschaft?
Es gibt leider keine Zusage, da die Meistermannschaft diesen Tag seit 50 Jahren selber plant. Wir bemühen uns dennoch, für die große Meisterfeier eine Ausnahme zu organisieren.
Wo sehen Sie die BSG Chemie in fünf bis zehn Jahren?
In den Ligen, in denen unsere alten Bekannten aus Zwickau, Halle oder Magdeburg spielen. In einem renovierten Alfred-Kunze-Sportpark. Wir orientieren uns an dem erfolgreichen Modell von Union Berlin. So arbeiten wir seit zwei Wochen mit den Fans an der Sanierung des Familien-Blocks.
Interview: Frank Müller