Jeder Verein mit einem gewissen Anspruchsdenken, und dazu muss eine BSG Chemie Leipzig aufgrund ihrer Geschichte einfach gehören, hat seine 1. Mannschaft als Aushängeschild.
Ich verstehe diese Sichtweise durchaus und teile sie auch. Ich mahne nur mehr
Geduld an, weil ich zu bedenken geben muss, dass wir keine Überflieger sind. Will sagen es steigt i.d.R. nur eine Mannschaft auf in jedem Jahr und die Konkurrenz ist nicht schwächer als unsere Truppe. Deshalb kann es, so sehr ich mich auch über einen schnellen Aufstieg freuen würde, auch in diesem Jahr leicht wieder nicht reichen. Das muss man realistisch betrachtet auf dem Schirm haben ohne dass es den Verein insgesamt in seiner Entwicklung zurückwerfen darf. Blauäugig sein bedeutet aus meiner Sicht zu denken, dass wir die Landesliga mal eben so locker wegspielen.
Bei aller Stärkung des AushängeS.s: Wenn am Ende der Saison die A-Jugend und die D-Jugend aufsteigen sind das Erfolge, die den Verein trotzdem weiter vorwärts bringen. Warum dazu komme ich gleich.
Wenn diese erfolgreich spielt wird es für alle untergelagerten Bereiche viel einfacher, sei es bei der Sponsorengewinnung, bei der medialen Wahrnehmung und im Zulauf beim Nachwuchs.
Das ist oberflächlich betrachtet erst einmal richtig. Auch hier aber: Der erste Punkt müsste die mediale Wahrnehmung sein. Über welche Medien reden wir da eigentlich? Tom Rietzschel schreibt jede Woche im Sportbuzzer einen ellenlangen Vor- und einen Spielbericht über Grimma ins Nichts, denn es interessiert die Welt nicht wirklich. Aber er ist eisern dran. Wer schreibt über uns? Über uns schreiben die LVZ-Schergen von eh und je, gerne auch mit Häme und Spott was und wie sie wollen weitgehend unwidersprochen. Das kann man auch ohne Aufstieg mal ändern und es wäre ein wichtiger Schritt. Das ist nur ein Beispiel. TV findet auch in der Oberliga nicht statt und die Print-LVZ wird uns eher schaden mit mehr Aufmerksamkeit. Im Internet und im Stadtbild sind die Möglichkeiten aus meiner Sicht noch nicht gänzlich ausgeschöpft. Enttäuscht bin ich etwas von der LW, die offenbar Schwierigkeiten hat, sich mit der Kritik
Einzelner anders auseinanderzusetzen, als
alle zu bestrafen. Ich weiß nicht, ob das nötig war, was Aktion und Reaktion gleichermaßen betrifft, aber hier sollte an einem Erhalt der Zusammenarbeit gearbeitet werden, denn die Übertragungen durch die LW sind ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal. Wenn ich mir die Sachlage anschaue, sehe ich aber nicht, was die Oberliga ändern würde.
Wie auch immer: Aufmerksamkeit erfährt man nicht mehr von Gnaden der Medien, sie entsteht aus
Präsenz. Dafür braucht man Struktur, Mitarbeit und öffentliche Auftritte, die nicht immer nur das Spiel der ersten Mannschaft sein müssen. Der Verein braucht breite Anerkennung. Die erste Mannschaft und deren Ligazugehörigkeit allein kann das nicht entscheiden. Man muss sich auf alle möglichen Arten zeigen und positive Akzente setzen.
Das ist auch, was Sponsoren wollen: Präsenz. Und zwar positive. So schwer wie in Leipzig ist es wohl in keiner anderen Stadt, Sponsoren zu gewinnen, denn hier konkurrieren (wenn man das so nennen will) mittlerweile im Wesentlichen vier Vereine, darunter ein Monster, und wir sind von den Vieren die letzten. Uns ist viel Lobby verloren gegangen. Eine Liga höher ändert zwar die Kosten, aber die Einnahmen ändern sich nur unwesentlich, denn an dieser Situation ändert sich durch einen Aufstieg erstmal gar nichts.
Bliebe der Nachwuchs:
Gerade im letzten Thema scheinst Du die Schwierigkeiten vollkommen zu unterschätzen. Heutzutage melden so gut wie keine Eltern mehr ihre Kinder bei der BSG Chemie Leipzig an weil dieser Name zu DDR-Zeiten im Fußball einen guten Klang hatte. Heute ist heute.
Ich unterschätze hier gar nichts, würde Dir nicht einmal widersprechen. Weiß auch nicht, warum Du mir eine solche Denkweise in den Mund legst. Ich bin mir dieser Ausgangslage voll bewusst. Der Punkt ist: Als Eltern schaut man nicht auf die Ligazugehörigkeit der Ersten Mannschaft. Oder anders: Es tun nur die Ehrgeizlinge und die brauchen wir in nächster Zeit nicht zu fragen. Die anderen Eltern schauen nach Nähe zum Standort, nach den Bedingungen vor Ort, Ausrüstung, Hygiene, Betreuung, dem Bemühen des Vereines um die Kinder und Jugendlichen. Punkten kann man noch mit einem namhaften Nachwuchstrainer, einem ehemaligen Spieler und eben mit Aktionen wie DFB-Schulungen, Koop.-Partnern usw. Ich halte es für abwegig, dass mehr Spieler kommen, weil die erste Mannschaft in der Oberliga oder Regionalliga spielt. Viel wichtiger wird sein: In welcher Liga spielt denn diese A-B-C-D-E-Jugend? Sind die Hochklassig oder unterste Spielklasse? Verlieren die jedes Spiel zweistellig? Kann man da ordentlich trainieren? Wie ist die Ausstattung? Sind die Kinder und Jugendlichen gut aufgehoben und fühlen sie sich wohl? Insofern bin ich sehr froh über den sehr guten Start in A- und D-Jugend und die Aufsteiger aus der Vorsaison.
Deshalb ist unser Vorstand wohl auch bewusst das Risiko eingegangen eine Mannschaft aufzustellen die aufsteigen kann.
Da weißt Du offenbar mehr als ich. Diese Diskussion ist an mir wohl in Abwesenheit vorbeigegangen. Ich weiß auch nicht, was Du mit Risiko genau meinst. Werden da wieder Schulden gemacht? Das wäre in jedem Fall fahrlässig, denn unterhalb der 3. Liga sind keine entsprechenden Gewinne zu machen.
Zuschauer, und damit wichtige Einnahmen, kommen auch nur wenn die Mannschaft erfolgreich spielt.
Wann kommen mehr Zuschauer: Im Mittelfeld der Oberliga oder an der Spitze der Landesliga? Das wäre noch zu beweisen. Denn wenn wir gleich wieder in der Oberliga um den Aufstieg spielen wollen, dann sind wir in der Tat im Schnellboot. Und die mehr Zuschauer müssen ja dann auch einen teureren Kader finanzieren. Deshalb steigen die Einnahmen nicht wirklich. Nein.
In den unteren Spielklasse wächst Stärke aus guten Strukturen und Kontinuität. Es gibt genug Vereine, die Oberliga und Regionalliga spielen und deren Stadien dennoch leer sind. Die schaffen das auch. Wie machen die das? Vielleicht ist es einfach kurzsichtig, den Schlüssel nur in den Zuschauerzahlen zu sehen.
Verabschiede Dich vom Glauben das der Verein noch jahrelang in der Landesliga um Platz 5 mitspielen kann ohne dass das negative Konsequenzen hätte. Dazu ist die Unterhaltung des AKS zu teuer, die Bevölkerung Leipzigs zu verwöhnt und ungeduldig und nicht zuletzt die Kriegskasse zu leer.
Das will doch gar niemand. Wie gesagt: Ich freue mich, wenn es in diesem Jahr klappt, bin aber nicht böse, wenn es ein oder zwei Spielzeiten mehr dauert. Dann spielen vielleicht auch die ersten Nachwuchsmannschaften im Bezirk oder Land. Die Strukturen im Verein wären stärker gefestigt, das Stadion in einem besseren Zustand. Das wäre aus meiner Sicht ehrlicher als der gegenwärtige Etikettenschwindel.
GWG
Dantel