Vorab das aktuelle Wetter in Side: 12-15°C, leichter bis mäßiger Regen und vereinzelt Sturmböen. Passt also!
Hier ein Artikel aus der heutigen LVZ zu Sportfreund Brinsa.
Sprayer an der A 14 aufgeflogen – Wurzener Stadtrat Brinsa unter Verdacht
Für die einen ist er der nette junge Mann von nebenan, für andere ein gefährlicher Rechtsextremist: Benjamin Brinsa (33) erregt in Wurzen die Gemüter. Stadtgespräch ist der bekennende Fußballfan nun einmal mehr, da er im Verdacht steht, bei einer nächtlichen Graffiti-Aktion an der Autobahn 14 beteiligt gewesen zu sein.
Die Polizei erwischte am Wochenende junge Männer, die den Schriftzug „Lok“ großflächig auf Lärmschutzwände an der Autobahn 14 bei Albrechtshain (Stadt Naunhof) sprühten. Als die Streifenbeamten in der Nacht zum Sonntag eintrafen, bemerkten das die Sprayer und türmten. Wenig später hatten ihre Kollegen die vier Tatverdächtigen im Alter zwischen 16 und 34 Jahren aber gestellt, so Polizeisprecherin Therese Leverenz. Und sie sagt noch etwas: In der Haselbruchallee, im Wald südlich von Naunhof, ging den Ordnungshütern ein VW-Transporter ins Netz. In dem Wagen stellten die Polizisten mehrere Spraydosen sicher. Zudem nahmen sie die Personalien der beiden Insassen auf, die mutmaßlich etwas mit den Graffiti-Tags zu tun hatten. Einer der beiden ist Benjamin Brinsa, 33, Kampfsportler und Stadtrat aus Wurzen. Gegenüber der LVZ gibt sich der bekennende Fußballfan von Lok Leipzig ahnungslos. Es stimme, das Auto einer Malerfirma, das weder er gefahren habe noch ihm gehöre, sei kontrolliert worden. „Aber das war eine Stunde, nachdem die jungen Männer geschnappt wurden, und zehn Kilometer weiter weg.“ Von den vier Jungs wisse er nichts. Und dass in einem Malerauto auch Sprayflaschen stehen, sei nichts Ungewöhnliches, sagt Brinsa.
Wer ist dieser Mann mit dem Nimbus eines Paten? Der sich gern im Italo-Dress zeigt, auf Facebook mit Kriegsgerät posiert und über den im Ort niemand wagt, öffentlich zu sprechen. Für Solvejg Höppner vom Kulturbüro Sachsen, das sich für eine demokratische Zivilgesellschaft einsetzt, ist er vor allem eine zentrale Figur, wenn es um Verbindungen von Hooligans, Neonazis und Kampfsportlern geht. Er selbst sei jahrelang Freefighter gewesen. Heute trainiere Brinsa Nachwuchskader und fahre mit ihnen zu Wettkämpfen. Am 23. Oktober trat er mit Schützlingen bei einem Kampfevent in Rostock an, weiß Höppner. Dabei beruft sie sich auf die Recherche-Plattform der Amadeu-Antonio-Stiftung, der zufolge Brinsa die Herkunft seiner Kämpfer bewusst verschleiere, da der eigentliche Name „Imperium Fight Team“ in Teilen der Szene als verbrannt gelte. Für Leipzigs Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek kein Wunder: „Einige von Brinsas Teamkollegen waren am Abend des 11. Januar 2016 beim Überfall auf den linksalternativen Stadtteil Connewitz beteiligt.“ Mehr als 200 Neonazis hatten ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Brinsa betont, dass er selbst damals nicht beteiligt war: „Ich bin kein Straßenkämpfer. Ich bin Sportler. Kampfsportler.“
MMA, Mixed Martial Arts, heißt die Vollkontakt-Kampfsportart, die in Käfigen praktiziert wird und in der Spitze ein weltweites Millionenpublikum begeistert. Was hierzulande nur wenigen Kampfsportlern gelingt, schaffte Brinsa 2013: Die Organisation „Ultimate Fighting Championship“ (UFC), eine Art Champions League der Szene, nahm ihn unter Vertrag. Als sich seine Verstrickungen mit der rechtsextremen Szene aber bis in die USA herumgesprochen hatten, wurde ihm gekündigt. „Der Vertrag ruht bis heute“, stellt Brinsa klar. Er bedauere die Entscheidung sehr. Sie kostete ihn die Karriere. „Ich sag’ mal so: Die Topstars der Liga, wie ein Conor McGregor, verdienen mehr als Cristiano Ronaldo. Die gehören zu den bestbezahlten Sportlern der Welt.“ Er sei ein ganz normaler Typ, sagt Brinsa. Der dreifache Familienvater, der in Wurzen wohnt, bezeichnet sich als konservativ-liberal. Aktuell gebe es keine Partei, die er für wählbar hält. „Ich führe mein Kampfsport-Gym und trainiere dort auch selber.“ Vehement bestreitet er, dort als Übungsleiter aktiv zu sein: „Sicher, ich trainiere auch mal gemeinsam mit anderen Sportlern. Aber ich bin definitiv nicht deren Coach.“ Dabei komme er ein paar Jungs finanziell entgegen, wie er sagt: „Mit 18 kann sich den monatlichen Beitrag von 50 oder 60 Euro nicht jeder leisten.“ Und was ist mit der 2014 aufgelösten, laut Verfassungsschutzbericht gewaltbereiten Ultra-Gruppierung „Scenario Lok“, zu deren Führung er gehörte? „Ich bin in Lößnig aufgewachsen, in der Nähe vom Bruno-Plache-Stadion. Lok ist meine Leidenschaft. Ich bin kein Zuschauer, der mal klatscht, wenn’s gut läuft.“ Er sei in keinem Fanclub organisiert.
Lok-Sportvorstand Torsten Kracht bedauert, dass sein Verein nach den Sprühereien an der Autobahn einmal mehr mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wird. „Lok gibt Radikalen keine Bühne. Unser Verein bekennt sich zu den demokratischen Werten. Ohne Wenn und Aber!“ Wo es nötig sei, würden erneut Stadionverbote verhängt. „Aber dafür brauche ich handfeste Gerichtsurteile. Wir leben in einem Rechtsstaat, da können wir nicht einfach Personen ausschließen.“ Brinsa kenne er nicht, habe ihn nie persönlich getroffen.
Politisch bekannt ist Brinsa dafür in Wurzen. Der 33-Jährige ist hier als Stadtrat aktiv. Er bildet mit Lars Vogel und David Kramer die Fraktion „Neues Forum für Wurzen“ (NFW). Der gleichnamige Verein wurde nach Mitgliederbeschluss Ende 2021 aufgelöst. Die Fraktion blieb bestehen. Angesprochen auf eine mögliche Beteiligung Brinsas an nächtlichen Sprühereien sagt Vogel: „Was meine Fraktionskollegen in ihrer Freizeit machen, weiß ich nicht. Und es geht mich auch nichts an. Wir verurteilen entschieden jede Form von Gewalt – ob rechts oder links motiviert.“ Im Umfeld des NFW agieren nicht nur unbeschriebene Blätter. Als „sachkundigen Einwohner“ entsandte das NFW Matthias Möbius in den Ausschuss für Kultur, Jugend, Schulen, Sport und Soziales. Möbius saß früher für die NPD im Stadtrat. Laut Chronik.LE , einem Dokumentationsprojekt von neonazistischen und rassistischen Aktivitäten, machte er bei der 2016er-Attacke auf Connewitz mit. Stadtratskandidat Toni Bierstedt erklärte im Oktober 2019 seinen Austritt aus dem NFW, nachdem seine Beteiligung am Angriff auf das Wurzener Kultur- und Bürgerzentrum des Netzwerks für Demokratische Kultur bekannt wurde. Das NFW stehe exemplarisch für die Strategie der Rechten, über unverdächtige Wählervereinigungen in Parlamente einzuziehen, sagt Solvejg Höppner. Sie erinnert daran, dass Brinsa am 27. August 2018 „bei der von der extremen Rechten gesteuerten asylfeindlichen Demo“ in Chemnitz dabei war. Sie sehe in ihm keinen Ideologen, so Höppner: „Er bietet jungen Leuten vielmehr eine Art Erlebniswelt in der rechten Subkultur. Dort können sie andocken und ihren Männlichkeitskult ausleben.“ Brinsa operiere aus dem Hintergrund in die verschiedenen Milieus hinein. Überdies sei er als ehemaliger erfolgreicher Sportler ein Idol für Gleichgesinnte. Was nichts daran ändere, dass das Team Brinsa für den Straßenkampf, für den Tag X trainiere, glaubt Höppner. Im Netz habe sich „The Hooligan“, wie sich Brinsa mit Kampfnamen nennt, mit einem alles andere als harmlosen Gewehr gezeigt. „Mit einer vollautomatischen AK-47“, erklärt Brinsa. „Es ist eine in Deutschland verbotene Waffe. Deshalb war ich auch auf einem Schießstand im Ausland.“ Die Polizei habe mit einer Hausdurchsuchung reagiert. Von Umsturz wolle er nichts wissen. Das westliche System sei immer noch das beste, beteuert er. Manches würde er heute nicht noch mal machen, gesteht Brinsa. Den aktuellen Vorwürfen sieht er jedoch gelassen entgegen. So wie damals nach der Hausdurchsuchung werde sich auch diesmal bei der Geschichte an der A 14 alles aufklären. „Ich finde es jedenfalls nicht verwerflich, wenn an Schallschutzwände gesprayt wird.“ Graffiti an Hauswänden lehne er dagegen strikt ab, so Brinsa.