Was wäre, wenn die Polizei einfach ignoriert hätte, dass sie dort (direkt am Norddamm) nicht stehen soll wo sie stand? Was wäre, wenn die Polizei das Hausrecht missachtet und einfach ihre eigene Sache durchgezogen hat? Was wäre, wenn man wegen eines Bengalos die Überwachunskameras rausholt und wahllos Leute abfilmt? Was wäre, wenn man den selben Beamten 10 Minuten vor der Eskalation mehrfach zu verstehen gab, jetzt besser zusammen zu packen und dort zu verschwinden bevor hier gleich der Mond platzt? Was wäre, wenn man diese Warnungen ignoriert hat und einfach weiter seinen Stiefel durchgezogen hat? Was wäre, wenn man nach dem ersten Rückzug eine 2. Polizeieinheit reinschickt, welche erstmal auf alles eindrischt und mit Reizgas wild um sich sprüht aber dann plötzlich merkt, dass nun der gesamte Norddamm komplett austickt und die Aggressoren vertreiben möchte?
Mit anderen Worten. Die Polizeiführung hat einen Polizeizug einfach mal verheizt, um diese Situation "Böse Fans, liebe Polizei" zu schaffen. Die Beamten gingen rein wie Rambo und kamen als geprügelte Hunde wieder raus. Gelernt werden sie daraus sicherlich nichts haben, befürchte ich.
Einerseits filmt man einen vollen Norddamm ("Bullen aus der Kurve..." ist keine leere Phrase!) wegen eines Bengalos und etwas Zaunkletterei während man anderseits im Gästeblock "Wild West" der Lokisten stillschweigend akzeptiert.
P.S. Beim lesen des Forums gegenüber, muss ich schon ziemlich staunen. Dort wird die Moralkeule ganz groß geschwungen. Nachmittag blättert man dann wieder wehmütig im Fanbuch "Von Athen nach Althen" und geilt sich an alten Gewaltstorys gegen Chemie und Dynamo Dresden hoch. Ja was denn nun?
Das mag alles sein und stellt in der Abfolge der Ereignisse sicherlich auch den Sinn und Zweck von Sicherheitsberatungen vor dem Spiel nicht unwesentlich in Frage.
Fakt ist aber, dass den allermeisten Menschen da draußen komplett Wurst ist, wer für diese Ereignisse am Norddamm ursächlich verantwortlich ist. Für die meisten da draußen sieht das aus wie ein zweiter 10. Februar 2007 - nur dass 15 Jahre später wir die Idioten sind, und nicht unsere Ortsnachbarn. Für die meisten ist unser kleingeistiges "Aber die haben, aber die haben...!" auch einfach nur noch ermüdend. Die allermeisten Menschen da draußen wollen diese Szenen einfach nicht sehen. Punkt.
Wir sind auch deshalb so erfolgreich im Leipziger Westen, weil wir uns glaubhaft von solchen Ausschreitungen distanzieren konnten. Dieser Vorfall vor zwei Tagen ist im wahrsten Sinne ein Sündenfall und wird uns teuer zu stehen kommen - nicht nur in Bezug auf Strafen, sondern auch in Bezug auf Sponsorenleistungen und der Unterstützung durch neu oder wieder zurückgewonnene Chemiker:innen.
Leider ist es so, dass die Gewalttäter diese simplen Tatsachen in ihrem Gewaltrausch einfach vergessen. Zumindest im Nachhinein sollte es den Beteiligten hoffentlich arg zu denken geben, wer sich nun mit ihnen solidarisiert - ich würde keinen Beifall von Faschos wie Benjamin Brinsa bekommen wollen.
Von der Tatsache, dass diese Experten das eigene Stadion zerlegt haben und damit ehrenamtliche Arbeit wortwörtlich vernichtet haben, hab ich da noch gar nicht gesprochen. Ob ein einziger von denen mithilft, den Schaden an der Baustelle des nordwestlichen Flutlichtmastes wieder zu beseitigen? I doubt it!
Das Gewaltmonopol in Deutschland gehört der Polizei. Das muss einem nicht gefallen, das ist aber so. Es in so einer aufgeheizten Atmosphäre in Frage zu stellen ist schlicht und einfach dumm. Es gibt genügend Ansprechpartner im und um den Verein, die jedem bekannt sein sollten - die wären dort an der richtigen Stelle gewesen.
Für mich trübt diese Scheiße die Freude über den DERBYSIEG ganz erheblich.
Edit: Auch wenn die Bullen diese Bilder wollten - wir waren es, die so doof waren, sie ihnen bereitwillig zu liefern. Dass wir richtig medial dafür werden bluten müssen war mir spätestens dann klar, als die ganzen Lokisten nach dem Spiel im Presseraum nur noch tuschelnd beeinanderstanden - da war schon was im Busch.