Autor Thema: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“  (Gelesen 83046 mal)

Offline Esca

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #225 am: 19. März 2020, 18:16 »
Vielleicht einfach mal nur paar unkommentierte Fakten aus unserer Allgemeinarztpraxis: Wir haben vor vier Wochen Schutzanzüge, Masken und Abstrichmaterial bestellt (also zu einer Zeit, als Esca noch fleißig Corona-Witzchen machte)... Diesen Montag erhielten wir 2 Schutzanzüge, 5 Masken und Abstrichmaterial... Infolgedessen wurden am Montag die ersten Corona-Tests durchgeführt, Befunde bis heute nicht da... Dafür aber die betreffenden Patienten, die tatsächlich so blöd sind, in der Praxis  persönlich nach den Ergebnissen zu fragen... Permanent Patienten, die nach Verlängerung ihres Physiorezeptes fragen oder einfach wissen wollen, wie "es so läuft"... In der Praxis gehen gerade Politikversagen und die Dummheit der Menschen Hand in Hand... Und ja, es hilft einfach nur noch ne Ausgangssperre, weil es viele anders nicht begreifen... Also Esca, ruf die Köpping an... :D

Welche "Witzchen" habe ich gemacht? Ich finde leider keine. Lieber Hubert. Ich telefoniere eher wenig mit ganz "Oben" in der jetzigen Situation. Dafür gibt es Messanger. ;) Die sind dort aber auch alle am Limit.

P.S. Komisch. In der Praxis meiner Freundin ist alles ausreichend vorhanden. Nur sind dort eher die Patienten und deren Unvernunft wohl ein riesiges Problem.

Offline UrBöhlener

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #226 am: 20. März 2020, 03:04 »
Der "Vereins-Boss" in meinem kleinen Dorfverein hat neulich mal was Weises von sich gegeben (ich konnte es nicht glauben...). Er meinte, dass jetzt die Zeit dafür ist, mal komplett über die Gesellschaft und die kommenden Jahre und Jahrzehnte nachzudenken und etwas Besseres als die jetzige Ausbeutergesellschaft einzufordern. Wir sind momentan kaum in der Lage, eine Grippe-Virus-Pandemie zu beherrschen, bekommen keinen Hochwasserschutz für die gesamte Bevölkerung hin, lassen zu, daß die Gesellschaft immer weiter auseinanderfällt und ducken uns weg, wenn in anderen Staaten existenzbedrohende Kriege stattfinden - es gibt sogar Menschengruppen, die daran verdienen.

Deshalb ist es evtl. sogar heilsam, wenn dieses eigentlich menschenverachtende System mal so ordentlich krachen geht und alle seine Probleme offen zu Tage treten. Vielleicht....setzt sich dann mal die Vernunft durch.....aber die Hoffnung ist so vage........    fast so vage wie die Aussicht, dass unsere Chemiker wieder ordentlich viele Tore schießen...  :ren

Offline ChristianS

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Online thommy

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #228 am: 20. März 2020, 09:47 »
Deshalb ist es evtl. sogar heilsam, wenn dieses eigentlich menschenverachtende System mal so ordentlich krachen geht und alle seine Probleme offen zu Tage treten.

Das der Kapitalismus nicht der Weisheit letzte Schluss ist dürfte hinlänglich bekannt sein. Da er aber dem Menschen in seinen Eigenschaften am nächsten kommt ( der Egoismus kommt auch in der aktuellen Krise bei so ziemlich jedem zum Vorschein ), dürfte der Ruf nach einer alternativen Gesellschaftsordnung zwar immer schick und lobenswert erscheinen, aber wenn es ans "Tun" geht hält man sich dann bedeckt. Dagegen sein, gegen was auch immer, ist dagegen immer so schön leicht und bequem.  :fin
Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der Andere könnte am Ende vielleicht doch Recht haben.

Offline Sündenbock

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #229 am: 20. März 2020, 12:26 »
@UrBöhlener: Halt uns bitte auf dem Laufenden, wie Länder, welche die Ausbeutergesellschaft bereits bzw. immer noch überwunden haben, mit Corona fertig werden. Das würde mich wirklich mal interessieren.

Mir persönlich fehlt leider das Hintergrundwissen, wie nicht-kapitalistische Staaten in der Vergangenheit mit Epidemien oder Pandemien fertig geworden sind.

Sehr wohl bekannt sind mir jedoch im Zusammenhang mit landesweiten Hungersnöten Schlagwörter wie Stalins "Sowjetischer Fünf-Jahres-Plan" mit einhergehender Zwangskollektivierung und "Entkulakisierung" des bäuerlichen Großgrundbesitzes (3 bis 14 Mio Tote, je nach Schätzung) oder auch Chinas "Großer Sprung nach vorn" unter Mao (15 bis 45 Mio Tote). Gut, hier wurde die Hungersnot praktisch selbst ausgelöst, aber es sagt eben auch etwas über die wirtschaftlichen "Erfolge" realsozialistischer Länder aus. Und man sieht, welchen Wert der einzelne Mensch in einem System hatte, das angeblich Ausbeutung und Not hinter sich lassen wollte, wenn es ums große Ganze ging.
Hoffen wir einfach, dass zukünftige ausbeutungsfreie Experimente glimpflicher ablaufen.

Ändert alles aber auch nichts daran, und das ist ja wahrscheinlich auch der Kritikpunkt, dass der Gesundheitssektor über die Jahre teilweise kaputt gespart wurde (Klinikschließungen/-zusammenlegungen, Personalabbau, weniger Ausgaben für Medizintechnik). Und das sind Dinge, die sich "der Kapitalismus" letztlich natürlich ankreiden lassen muss.

@thommy: Die kommunistische Utopie geht ja davon aus, dass aufgrund der Abschaffung von ungleicher Güterverteilung (jeder hat das Gleiche) kein Mangel und somit kein Bedarf mehr besteht, sich auf Kosten anderer zu bereichern (hier: zu hamstern). Unter dem Motto: Es ist genug für alle da. Aus dem gleichen Grund würde auch Kriminalität weitgehend der Vergangenheit angehören, schließlich wäre diese zu einem Großteil materialistisch motiviert. Ohne Geld-/Mittelknappheit wäre dieser Stöpsel also auch gezogen.

Leider hat das bisher auch nicht so gut geklappt. Die Regale waren eigentlich immer leer, wenn es mal was besonderes gab. Auch waren die ausbeutungsfreien Staaten keineswegs frei von Kriminalität, da half auch alles Schönen der Statistiken nichts. Von der Unterdrückung lästiger Dissidenten ganz zu schweigen.
« Letzte Änderung: 20. März 2020, 12:36 von Sündenbock »

Offline beerbilly

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #230 am: 20. März 2020, 12:41 »
... auch wenn ich mir mit so einer Aussage sicher wieder nicht viele Freunde machen werde, aber ich habe so den Eindruck, dass Corona ein kleiner, aber feiner Wink mit der Holzhütte von "ganz da oben" ist, à la "So liebe Freunde, bis hierhin und nicht weiter!".

Ich denke, dass es der Welt, Menschheit, Flora und Fauna unheimlich gut tun wird, was gerade passiert und das jetzt endlich Fakten und wirkliche Alternativen zum Raubbau an Mensch und Natur durch den Turbokapitalismus geschaffen werden müssen!
Seit Jahren predigen Sozial- und Zukunftsforscher (bescheuerte Bezeichnung, ich weiß), dass es so nicht ewig weitergehen kann und wird; die Welt und die Menschen zu Grunde gehen werden... und schwupps, auf einmal ist er da... der break even point (nur, dass die Menschheit gerade nicht in die Gewinnzone vordringt [auf längere ich ja vielleicht schon]).

- Globalisierung
- Ausbeutung
- Privatisierungen (sieht man grade wundervoll an der Pharmaindustrie und Medikamentenforschung - vgl. "Das Ende der Antibiotika?"
  | "Fehlende Medikamente - Patienten gefährdet?"
)
- Umweltkatastrophe
- Klimawandel
- 40 + x Stundenwoche
- "Rente" mit 67
- Niedriglohnsektor
- Kluft zwischen Arm und Reich
- gesellschaftliche Spaltung
- "wir gegen die"
- Erstarken von rechtsnationalen Extremismus
.
.
.

Diese Liste ließe sich mit Sicherheit noch endlos fortsetzen...
Ich kürz es deshalb mal ab: Die Toten sind scheiße und zu betrauern - ohne Frage!
 
Dennoch erfreuen mich Satellitenbilder bzgl. der Luftverschmutzung über Hubei und der Po-Ebene doch sehr.
Den Himmel ohne Flugverkehr und Kondensstreifen zu erleben, das Wasser in Venedig glasklar; die Fische auf Fotos am Grund zu sehen... ich finds irgendwie schön.
Allgemein, die Gesellschaft (zwangs-)entschleunigt zu sehen. Zeit für sich, Zeit zuhause mit den Kindern und den Liebsten zu haben. Vielleicht sollte man daher auch damit mal anfangen, Corona als Chance zu sehen und über Ansatzpunkte reden, bspw. Arbeitszeitverkürzung, work-life-balance, bedingungsloses Grundeinkommen

Denn: Glaubt denn ernsthaft einer, dass nach wochen- vielleicht sogar monatelangem home office nur noch Einer imstande ist, 40 Stunde die Wochen im Büro zu arbeiten?!  :D

Btw: "Ab Freitagnacht, 0 Uhr, gelten in ganz Bayern Ausgangsbeschränkungen." - https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-bayern-verhaengt-ausgangssperre-a-09224291-7998-487e-ba4f-11616b536b48

Online thommy

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #231 am: 20. März 2020, 12:43 »
@UrBöhlener: Halt uns bitte auf dem Laufenden, wie Länder, welche die Ausbeutergesellschaft bereits bzw. immer noch überwunden haben, mit Corona fertig werden. Das würde mich wirklich mal interessieren.

Mir persönlich fehlt leider das Hintergrundwissen, wie nicht-kapitalistische Staaten in der Vergangenheit mit Epidemien oder Pandemien fertig geworden sind.

Sehr wohl bekannt sind mir jedoch im Zusammenhang mit landesweiten Hungersnöten Schlagwörter wie Stalins "Sowjetischer Fünf-Jahres-Plan" mit einhergehender Zwangskollektivierung und "Entkulakisierung" des bäuerlichen Großgrundbesitzes (3 bis 14 Mio Tote, je nach Schätzung) oder auch Chinas "Großer Sprung nach vorn" unter Mao (15 bis 45 Mio Tote). Gut, hier wurde die Hungersnot praktisch selbst ausgelöst, aber es sagt eben auch etwas über die wirtschaftlichen "Erfolge" realsozialistischer Länder aus. Und man sieht, welchen Wert der einzelne Mensch in einem System hatte, das angeblich Ausbeutung und Not hinter sich lassen wollte, wenn es ums große Ganze ging.
Hoffen wir einfach, dass zukünftige ausbeutungsfreie Experimente glimpflicher ablaufen.

Ändert alles aber auch nichts daran, und das ist ja wahrscheinlich auch der Kritikpunkt, dass der Gesundheitssektor über die Jahre teilweise kaputt gespart wurde (Klinikschließungen/-zusammenlegungen, Personalabbau, weniger Ausgaben für Medizintechnik). Und das sind Dinge, die sich "der Kapitalismus" letztlich natürlich ankreiden lassen muss.

@thommy: Die kommunistische Utopie geht ja davon aus, dass aufgrund der Abschaffung von ungleicher Güterverteilung (jeder hat das Gleiche) kein Mangel und somit kein Bedarf mehr besteht, sich auf Kosten anderer zu bereichern (hier: zu hamstern). Unter dem Motto: Es ist genug für alle da. Aus dem gleichen Grund würde auch Kriminalität weitgehend der Vergangenheit angehören, schließlich wäre diese zu einem Großteil materialistisch motiviert. Ohne Geld-/Mittelknappheit wäre dieser Stöpsel also auch gezogen.

Leider hat das bisher auch nicht so gut geklappt.

Sehr guter Beitrag. Jedwede Gesellschaftsform außerhalb des Kapitalismus hat gezeigt das der Mensch dazu gar nicht geschaffen ist, weil er ein egoistisches Arschloch ist. Das waren in der DDR die Wandlitzallüren ( mit welchem Recht haben sich die Genossen täglich an Produkten des Klassenfeindes gelabt ), das ist der Miraflorespalast in Venezuela, welcher von Bauart und Luxusausstattung völlig konträr ggü. der "sozialistischen" Idee hingepflanzt wurde, ach es gibt Tausende Beispiele die das alles ad absurdum führt...., weil jeder Mensch, sobald er Macht hat, seinen eigenen Vorteil priorisiert.  Aber schick ist es schon irgendwie dafür zu schwärmen  :D.
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Offline Esca

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #232 am: 20. März 2020, 13:16 »
... auch wenn ich mir mit so einer Aussage sicher wieder nicht viele Freunde machen werde, aber ich habe so den Eindruck, dass Corona ein kleiner, aber feiner Wink mit der Holzhütte von "ganz da oben" ist, à la "So liebe Freunde, bis hierhin und nicht weiter!".

Ich denke, dass es der Welt, Menschheit, Flora und Fauna unheimlich gut tun wird, was gerade passiert und das jetzt endlich Fakten und wirkliche Alternativen zum Raubbau an Mensch und Natur durch den Turbokapitalismus geschaffen werden müssen!
Seit Jahren predigen Sozial- und Zukunftsforscher (bescheuerte Bezeichnung, ich weiß), dass es so nicht ewig weitergehen kann und wird; die Welt und die Menschen zu Grunde gehen werden... und schwupps, auf einmal ist er da... der break even point (nur, dass die Menschheit gerade nicht in die Gewinnzone vordringt [auf längere ich ja vielleicht schon]).

- Globalisierung
- Ausbeutung
- Privatisierungen (sieht man grade wundervoll an der Pharmaindustrie und Medikamentenforschung - vgl. "Das Ende der Antibiotika?"
  | "Fehlende Medikamente - Patienten gefährdet?"
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- "wir gegen die"
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Diese Liste ließe sich mit Sicherheit noch endlos fortsetzen...
Ich kürz es deshalb mal ab: Die Toten sind scheiße und zu betrauern - ohne Frage!
 
Dennoch erfreuen mich Satellitenbilder bzgl. der Luftverschmutzung über Hubei und der Po-Ebene doch sehr.
Den Himmel ohne Flugverkehr und Kondensstreifen zu erleben, das Wasser in Venedig glasklar; die Fische auf Fotos am Grund zu sehen... ich finds irgendwie schön.
Allgemein, die Gesellschaft (zwangs-)entschleunigt zu sehen. Zeit für sich, Zeit zuhause mit den Kindern und den Liebsten zu haben. Vielleicht sollte man daher auch damit mal anfangen, Corona als Chance zu sehen und über Ansatzpunkte reden, bspw. Arbeitszeitverkürzung, work-life-balance, bedingungsloses Grundeinkommen

Denn: Glaubt denn ernsthaft einer, dass nach wochen- vielleicht sogar monatelangem home office nur noch Einer imstande ist, 40 Stunde die Wochen im Büro zu arbeiten?!  :D

Btw: "Ab Freitagnacht, 0 Uhr, gelten in ganz Bayern Ausgangsbeschränkungen." - https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-bayern-verhaengt-ausgangssperre-a-09224291-7998-487e-ba4f-11616b536b48

Und wenn meine Person sowas postet, wird sie angepisst.
Daher ist dieser Beitrag hier auch mein letzter denn soviel Scheinheiligkeit einiger, geht mir nur noch auf die Klötzer. Ciao und viel Spaß bei den Selbstgesprächen und der Selbstbeweihräucherung.
Wir sehen uns wenn’s was zu machen gibt. Nicht wenige sieht man dort leider eh nie.

Offline Dantel

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #233 am: 20. März 2020, 15:06 »
@UrBöhlener: Halt uns bitte auf dem Laufenden, wie Länder, welche die Ausbeutergesellschaft bereits bzw. immer noch überwunden haben, mit Corona fertig werden. Das würde mich wirklich mal interessieren.

Mir persönlich fehlt leider das Hintergrundwissen, wie nicht-kapitalistische Staaten in der Vergangenheit mit Epidemien oder Pandemien fertig geworden sind.

Sehr wohl bekannt sind mir jedoch im Zusammenhang mit landesweiten Hungersnöten Schlagwörter wie Stalins "Sowjetischer Fünf-Jahres-Plan" mit einhergehender Zwangskollektivierung und "Entkulakisierung" des bäuerlichen Großgrundbesitzes (3 bis 14 Mio Tote, je nach Schätzung) oder auch Chinas "Großer Sprung nach vorn" unter Mao (15 bis 45 Mio Tote). Gut, hier wurde die Hungersnot praktisch selbst ausgelöst, aber es sagt eben auch etwas über die wirtschaftlichen "Erfolge" realsozialistischer Länder aus. Und man sieht, welchen Wert der einzelne Mensch in einem System hatte, das angeblich Ausbeutung und Not hinter sich lassen wollte, wenn es ums große Ganze ging.
Hoffen wir einfach, dass zukünftige ausbeutungsfreie Experimente glimpflicher ablaufen.

Ändert alles aber auch nichts daran, und das ist ja wahrscheinlich auch der Kritikpunkt, dass der Gesundheitssektor über die Jahre teilweise kaputt gespart wurde (Klinikschließungen/-zusammenlegungen, Personalabbau, weniger Ausgaben für Medizintechnik). Und das sind Dinge, die sich "der Kapitalismus" letztlich natürlich ankreiden lassen muss.

@thommy: Die kommunistische Utopie geht ja davon aus, dass aufgrund der Abschaffung von ungleicher Güterverteilung (jeder hat das Gleiche) kein Mangel und somit kein Bedarf mehr besteht, sich auf Kosten anderer zu bereichern (hier: zu hamstern). Unter dem Motto: Es ist genug für alle da. Aus dem gleichen Grund würde auch Kriminalität weitgehend der Vergangenheit angehören, schließlich wäre diese zu einem Großteil materialistisch motiviert. Ohne Geld-/Mittelknappheit wäre dieser Stöpsel also auch gezogen.

Leider hat das bisher auch nicht so gut geklappt. Die Regale waren eigentlich immer leer, wenn es mal was besonderes gab. Auch waren die ausbeutungsfreien Staaten keineswegs frei von Kriminalität, da half auch alles Schönen der Statistiken nichts. Von der Unterdrückung lästiger Dissidenten ganz zu schweigen.

Also von dem, was ich sehe, steht schon mal außer Frage, dass diktatorische Verhältnisse die Epidemie besser unter Kontrolle bringen, als an die Vernunft appellierende Demokratien.

Das ging jetzt aber schon etwas durcheinander zwischen Utopien und Realitäten, zwischen Politik und Wirtschaft, oder geht das nur mir so? Es ist für mich jetzt nicht so statthaft Utopie mit Realität quer zu vergleichen oder politische Systeme mit Wirtschaftssystemen. Letztere sind zweifellos miteinander verbunden, aber ein chinesischer Staatskapitalismus funktioniert anders als eine westliche, kapitalistisch gesteuerte Demokratie, wie wir sie kennen. Die Kollektivierung in der DDR lief auch etwas anders als Stalins Fünfjahresplan und hat die DDR die meiste Zeit gut ernährt. Naja, außer der Sache mit den Bananen. Das war schlimm.

Utopien wiederum finde ich deshalb ungeeignet, weil sie ein in der Regel nicht erreichbares "Ideal" beschreiben. Man erfährt aber erst, was an einer Utopie nicht funktioniert, wenn man sie anzuwenden versucht. Und natürlich darf man nicht vergessen, sie in der Zeit zu betrachten, in der sie entsteht. Nur dann kann man ermessen, wohin sie geführt hat und was sie auch mit anderen Realitäten gemacht hat. Bei den Realitäten muss man dann aber schon bewerten, wie nah sie diesem Ideal überhaupt kommen oder kommen wollen. Wie nah kam/kommt denn China wirklich dem Kommunismus, dem es immer zugeordnet wird? Wie nah kam Stalin dem Kommunismus? Oder die DDR dem Sozialismus? Das war doch überall mehr Etikettenschwindel. Geh aber bitte auch davon aus, dass wir ohne Utopien von Sozialismus und Kommunismus und die Versuche ihrer Umsetzung heute in einem ganz anderen Kapitalismus leben würden, von der Demokratieform mal ganz zu schweigen. Dafür reicht schon der Blick zurück ins frühe bis mittlere Industriezeitalter.

Es ist darüber hinaus zwar irgendwie alles richtig, wa Du anführst, aber auch weitgehend visionsfrei (und klingt natürlich sehr desilusioniert). Ich finde es nicht richtig, die gesellschaftlichen Verhältnisse immer nur nach Staaten zu ordnen, denn da blendet man doch einiges aus. Es gibt innerhalb der Staaten immer auch funktionierende Mikrokosmen, die sich nur leider nicht so einfach ins Große übertragen lassen. Die sind in Raum und Zeit zwar meist begrenzt, lohnen aber, ihnen mehr Beachtung zu schenken. Und die Basis für ihr Funktionieren ist in der Regel Bildung. Das ist der Punkt an dem die großen Ordnungen immer wieder, zum Teil gewollt, versagen. Denn vielleicht muss man nach einem Weg suchen, den Staat als Organisationsform durch etwas Besseres zu ersetzen.

Es tut mir leid, abgeschweift zu sein. Ich wollte gern mal über etwas anderes nachdenken als über Freunde in Krankenhäusern. Danke und zurück zum Thema.
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Offline UrBöhlener

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #234 am: 20. März 2020, 23:37 »
Und wenn meine Person sowas postet, wird sie angepisst.
Daher ist dieser Beitrag hier auch mein letzter denn soviel Scheinheiligkeit einiger, geht mir nur noch auf die Klötzer. Ciao und viel Spaß bei den Selbstgesprächen und der Selbstbeweihräucherung.
Wir sehen uns wenn’s was zu machen gibt. Nicht wenige sieht man dort leider eh nie.

Also, Esca, Du wirst doch bitte nicht die Flinte ins Korn schmeißen? Wir alle sind gewohnt, verbal mal eins auf das Dach zu bekommen (auch und besonders von Dir). Scheinheiligkeit erkenne ich hier eher nicht so, aber dafür versteckten, manchmal etwas diffusen Humor.

Und Du kannst dem allgemeinen Chemie-Fan auch nicht mangelnde Unterstützung vorwerfen. Ich glaube, jeder macht, was er kann, und wenn die Bedingungen schwieriger werden, machen die Fans auch mehr.  Seit einigen Jahren ist es endlich wieder "UNSER VEREIN" und Du wirst staunen, wieviel Unterstützung gerade in schweren Zeiten durch die Fans kommt.


Online Schreber

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #235 am: 21. März 2020, 08:23 »
Wir müssen doch gar nicht bis nach Ischgl schauen. Erinnert Ihr Euch, wie wir hier vor dem nicht abgesagten RB-Spiel gegen die Spurs diskutiert - und teilweise intensiv gewarnt - haben? Damals war den Aufmerksamen doch der ganze auf uns zurollende Wahnsinn bereits bewußt. Zumindest dem Leipziger Gesundheitsamt hätte es - auch de jure(!) - bewußt sein müssen ...!

Gab es zu alldem auch nur einen einzigen kritischen Kommentar in der LVZ?!

Nun ist zumindest ein - vermutlicher - Krankheitsfall aus diesem Hergang öffentlich geworden:
https://www.otz.de/regionen/schleiz/neuer-coronafall-im-saale-orla-kreis-id228718881.html

Wie viele waren es noch? Wer trägt dafür die Verantwortung? Wer übernimmt dafür Verantwortung?

Laut dem Leipziger Virologen Professor Christoph Lübbert ist in Leipzig in der nächsten Woche mit bis zu 5.000(!) erkrankten Corona-Patienten zu rechnen.
Quelle: LVZ
https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Virologe-Luebbert-Naechste-Woche-koennten-5000-Leipziger-betroffen-sein
(Bezeichnenderweise für die "Volks"zeitung wie so vieles andere nur hinter der Bezahlschranke zu lesen.)

Zum Vergleich:
In Peking(!) gibt es bis zur Stunde lediglich 504(!) bestätigte Erkrankungen.
Quelle:
https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

Man sollte, wenn alles eines Tages überstanden ist, wenn Gerichte wieder arbeiten, wenn die Toten begraben und die Scherben zusammengekehrt sind, m.E. noch einmal auf das für Zuschauer zugelassenen Spiel von RB gegen die Spurs intensiv zurückkommen. Sehr intensiv.
« Letzte Änderung: 21. März 2020, 08:53 von Schreber »

Offline Greenspan

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #236 am: 21. März 2020, 21:16 »
Laut dem Leipziger Virologen Professor Christoph Lübbert ist in Leipzig in der nächsten Woche mit bis zu 5.000(!) erkrankten Corona-Patienten zu rechnen.
Quelle: LVZ
https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Virologe-Luebbert-Naechste-Woche-koennten-5000-Leipziger-betroffen-sein
(Bezeichnenderweise für die "Volks"zeitung wie so vieles andere nur hinter der Bezahlschranke zu lesen.)
Ich vermute mal hier hat die LVZ eine Null zu viel gedruckt.
Die Zahl der Infizierten steigt in der Stadt Leipzig seit Tagen um täglich ca. 25%. Von gestern zu heute "nur" um 17%.
Stand heute sind es 140. Nächste Woche wären es dann um die 500. Vorausgesetzt es geht in etwa so weiter.
Ich habe seit dem 12.3. mal eine private Statistik geführt.

Offline Dantel

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #237 am: 21. März 2020, 21:24 »
Ich vermute mal hier hat die LVZ eine Null zu viel gedruckt.
Die Zahl der Infizierten steigt in der Stadt Leipzig seit Tagen um täglich ca. 25%. Von gestern zu heute "nur" um 17%.
Stand heute sind es 140. Nächste Woche wären es dann um die 500. Vorausgesetzt es geht in etwa so weiter.
Ich habe seit dem 12.3. mal eine private Statistik geführt.

Ich denke, er rechnet mit dem exponentiellen Anstieg und mit mehr Kranken die aus dem Dunkel auftauchen. Dann sind es locker 5000. Schau Dir die Kurvenverläufe  von Italien an. Es hat bei uns noch nicht mal richtig angefangen. Wenn Du wissen willst, was in etwa zehn Tagen bei uns los ist, dann solltest Du heute nach Italien schauen.
« Letzte Änderung: 21. März 2020, 21:35 von Dantel »
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Offline RH00

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #238 am: 21. März 2020, 22:05 »
Ich denke, er rechnet mit dem exponentiellen Anstieg und mit mehr Kranken die aus dem Dunkel auftauchen. Dann sind es locker 5000. Schau Dir die Kurvenverläufe  von Italien an. Es hat bei uns noch nicht mal richtig angefangen. Wenn Du wissen willst, was in etwa zehn Tagen bei uns los ist, dann solltest Du heute nach Italien schauen.

am 15.03. hatte italien ca. 21.000 infizierte (wie deutschland heute), aber dabei bereits ca. 1.400 tote (deutschland heute = ca. 70)
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1101075/umfrage/entwicklung-der-fallzahlen-des-coronavirus-in-italien/

die zahl der infizierten in deutschland wird auch aufgrund vermehrter test immer mehr steigen. inwiefern die todesfallrate auch anzieht, bleibt jedoch abzuwarten.

Offline Dantel

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Re: SARS-CoV-2 / COVID-19 / „Coronavirus“
« Antwort #239 am: 21. März 2020, 22:17 »
die zahl der infizierten in deutschland wird auch aufgrund vermehrter test immer mehr steigen. inwiefern die todesfallrate auch anzieht, bleibt jedoch abzuwarten.

Hoffen wir das Beste. Wir haben in Deutschland zwar mehr Intensivbetten und Beatmungsgeräte, aber wir haben auch zu wenig Personal und Mangel an Verbrauchsmaterial (Schutz). Und Krankenhäuser, die rechnen.
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