Es geht nicht um "besser" oder "schlechter". Mir faellt auf, dass es um Diskussion und Handeln geht, wo doch immer mehr tot geschwiegen wird und gleichzeitig hoch gejubelt. Der Fussball verkommt immer mehr und seine eigentlichen Werte versanden. Das ist die Chance, den Sport zum Produkt zu machen. Also nicht mehr Wertevermittlung sondern zunehmend Effizienz und Optimierung im Sinne von Eventangeboten, Marketingstrategien und Gewinnoptimierung. Sport ist zum Wirtschaftsgut mutiert und verliert an Substanz. Dieser Substanzverlust bringt Doping als "normal" hervor, deklassiert 4. Plaetze zu nicht erwaeahnenswerten Fehlleistungen und entwickelt Sportlerpersoenlichkeiten mit Beraterstaeben im Schlepptau, denen der Vertragsbruch ueber alles geht. Grundwerte als Orientierungshilfe geraten zunehmend ins Abseits.
Ja, Sport muss finanzierbar sein. Aber muss ein Fussballer 100 Mio. € kosten und 100 T€ pro Woche verdienen? Sind Rasenheizung, Superflutlicht und Luxus-VIP-Logen das zwingend erforderliche Mass aller Dinge? Muessen deutsche Vereine dem Englandwahnsinn unbedingt Paroli bieten? "Football is for you and me, not for fucking industry!" Da steckt viel mehr drin als nur Aufbegehren gg. oesterreichischen Fussballzirkus in Leipzig. Menschen wollen einfach ihren Sport zurueck! Italien ist das Paradebeispiel dafuer, wo sich der Fussball hinentwickeln wird: Desinteresse, Frust und das Andocken radikaler Subkulturen an Vereine. Deutschland hat genau den Fussball, den sich korrupte Sommermaerchenintendanten gezuechtet haben. Das hat nichts mehr mit dem zu tun, was Fussball uns bedeuten sollte. Klar, es gibt "Leuchttuerme". Doch selbst in Freiburg wird man des Ueberlebenskampfes womoeglich irgendwann ueberdruessig und wie lange andere durchhalten koennen, wie z.B. Magdeburg, steht in den Sternen. Und wir? Zweimaliger Deutscher Meister, Pokalsieger, Fussballtradition und jede Menge Werte... Haben wir in diesem "Markt" eine reelle Chance? Ja, aber nur bei absoluter Begrenzung der Ziele. Fuer mich steht nach den letzten Jahren naemlich fest, dass selbst wenn man es wirtschaftlich schaffen wuerde, die Strategen der "schoenen, neuen" Welt des "modernen" Fussballs das schon so zu gestalten wissen, dass ein etwas anderer Verein keine Chance hat. Das koennte ansonsten der Glitzerwelt in den Farben Oesterreichs gefaehrlich werden.
Man muss also nicht viel von Soziologie verstehen, um Dinge (anders als die Kuechensoziologen und Laborpsychologen) zu erkennen. Es ist vollkommen klar, dass die Gemengelage rund um den Fussball genau das provozieren musste, was sich da in Dortmund entladen hat. Alternativ zu Zirkusliga und Marketingverband gibt es allerdings eine Loesung: Eigene Strukturen und Verbaende mit eigenen Ligen und eigenem Spielbetrieb. Ja, dafuer gibt es weder TV-Milliarden und dort werden die VIP-Bereiche eher der guten, alten Bockwurtsbude aehneln. Also: Wer das Eine will, muss das andere moegen!
Realistischer ist der konsequente, eigene Weg! 3. Liga als Maximalziel + absolute Unabhaengigkeit von Zirkusdirektorean a la Matteschitz oder Koelmel, keinerlei politische Bindung und vollkommene wirtschaftliche Selbstaendigkeit. Ergo: Entweder auf die eigene Kraft bauen und vertrauen oder die Seele des Vereins opfern bzw. in anarchischen Verhaeltnissen der Bedeutungslosigkeit huldigen....
Ergo: Nichts ist besser oder schlechter. Man muss nur nicht jeden Scheiss kopieren und mitmachen. Tja, und weil ich nun mal ein arrogantes, traditionalistisches Sorglosenarschloch bin, mache ich genau den Scheiss a la Rangnick und Konsorten nicht mit, entwickle Ekel bei dem Gedanken an diese 1. Bundesliga und deren Zukunft und halte den DFB und seine nachfolgende Verbaende fuer unwuerdig, den ganzen Fussball zu vertreten. Nur muss man dann auch Leute finden, die was aendern wollen und fuer die Arbeit auch bereit stehen. Und man muss die Moeglichkeit bekommen, diese Leute dann auch gegen den Verbandkluengel seniler alter Herren an entsprechender Stelle zu platzieren.
Es ist wie im richtigen Leben: Jeder weiss, dass Jung und seine Truppe aus dem Rathaus gejagt gehoeren. Aber wo ist die Alternative? Das die keine ist, die sich so nennt, ist ausserhalb des politisch-moralischen Analphabetismus wohl jedem klar.
Aber jammern hilft nicht. Also Maul auf, Augen auf, Ohren auf! Die indischen Affen haben ja auch dazu gelernt, denn obwohl sie nix sehen und hoeren wollen, plappern sie doch jede Menge Unfug daher. Wenn der Guido jetzt am vorlaeufigen Ende einer Kette die Dortmunder als Grund allen Uebels ausmacht, dann ruft er bei mir ob seiner Blindheit und Gehoerlosigkeit kein Mitleid ob derartiger Behinderungen hervor. Eher Missfallen ob der Demagogie, denn wie verlogen ist das eigentlich, so an den Ursachen vorbei den Dortmunder Teufel, gepaart mit pseudooestereichischer Opferlegende, an die Wand zu malen bzw. ins OBM-Kampfblatt zu schmieren?
Nee, die Betroffenen sind keine "Opfer"! Sie sind das bedauerliche Ergebnis dessen, was wir in unserem Sport geduldet und zugelassen haben. Sie sind den Narren hinterher und damit in ihr Unglueck gelaufen, weil der Narr an sich selbstverstaendlich eins hervorragend kann: Blenden!
Es geht also auch nicht um Schuld sondern um Verantwortung. Und Verantwortung hat man nun mal bei allem was man tut auch sich selbst gegenueber. Ich finde es ziemlich verantwortungslos, den falschen oesterreichischen Goetzen hinterher zu laufen.
Am Ende bleibt, dass es hundert Berichte und zigtausend Deutungen gibt. Liegt an der individuellen Sicht auf die Dinge.
Am Grundsatz aendert das nichts: Wer den Fussball zur Oper machen will, muss neben Oper auch die Komplexitaet des Fussballs kennen. Faellt mir ehrlich gesagt schwer, diese Kompetenz bei Rangnick und Co. auch nur im Ansatz zu erkennen. Womit wir am Ende bei der Kernkompetenz der Blender gelandet sind: Selbsttaeuschung als Voraussetzung fuer Fremdtaeuschung.
Und letztlich geht es nun mal darum, dass ein Verein sich nicht in Liga 5 einkaufen darf, um andere auf dem Weg in Liga 1 einfach mal so zu ueberholen = zu uebervorteilen! Noch dazu, wenn dies auf den Truemmern dieser Vereine als Fundament fuer den Erfolg geschieht. Frueher wurden Spiele gewonnen und verloren, gab es Auf-und Absteiger.... Heute gibt es Einkauefer, die sich mithilfe von Verbaenden am Fussball und seinen primitivsten Regularien vergehen duerfen. Und es gibt Inter Leipzig von Tiefensees Gnaden....
Wer, bitteschoen, ist eigentlich das Opfer?
Guten Abend noch!