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Einer mit Stallgeruch: Warum Janik Mäder zur BSG Chemie zurückgekehrt ist
Janik Mäder (am Ball) ist im Testspiel gegen Maccabi Bosmat Tivon zu schnell für seine Gegenspieler.
Wegen einer Hirnhautentzündung konnte sich Janik Mäder in Zwickau nicht durchsetzen . Nun will der 25-jährige Kicker seine Klasse im grün-weißen Trikot zeigen. Doch warum entschied er sich für Chemie?
Jens Fuge
16.07.2022, 14:50 Uhr
Leipzig. "Pele" kämpfte um ihn, Christian Sobottka hatte immer Kontakt, jetzt ist er zurück in Leutzsch: Janik Mäder (25) verstärkt die Offensive der BSG Chemie. Die kleine Familie wollte zurück in die Heimat, und so gab es für den gebürtigen Bornaer nur eine Option. Mit seinem einstigen Jugendcoach Sobottka, heute Co-Trainer der BSG, war der Kontakt nie abgebrochen, und so griff Chemie beglückt zu.
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Von Leutzsch an den Cottaweg
„Durch seine unwahrscheinliche Schnelligkeit und sein gutes Eins-gegen-eins passt er perfekt in unser Spielsystem“, freut sich Uwe Thomas, der Teil der sportlichen Leitung bei den Grün-Weißen ist und Mäder als „absoluten Wunschtransfer“ bezeichnet. „Wir verfolgen Janiks Werdegang schon seit dem Jugendalter. Er konnte sowohl in der 3. Liga als auch in der Regionalliga Erfahrungen sammeln und hat sich zu einem gestandenen Regionalligaspieler etabliert, der uns sofort verstärken wird“.
Was Thomas besonders freut, ist die grün-weiße Vergangenheit Mäders. 2010 kickte der wendige Außenbahnspieler in der C2 des FC Sachsen unter Roland Flathe und Rainer Staygis. Im Zuge des Wechsels der Nachwuchsabteilung zu RB kam Mäder an den Cottaweg und durchlief sämtliche Nachwuchsstationen bis zur U23. Viel Spielzeit bekam er dort unter Timo Vogel nicht, weil zu viele Profis „runterkamen“. „Ich wollte Fußball spielen, also bin ich gewechselt“, berichtet der junge Vater, der mit seiner kleinen Familie samt Hund eine Bleibe in Leutzsch gefunden hat.
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Die Zu- und Abgänge der BSG Chemie Leipzig im Sommer 2022
Diese Spieler haben sich für einen Wechsel zur BSG Chemie entschieden:
11 Bilder
Die Sommerpause ist traditionell auch die Zeit, um den Kader umzubauen. In der Galerie sehen Sie, welche Spieler die BSG Chemie Leipzig verpflichtet hat und welche den Club verlassen haben.
© Quelle: Christian Modla
Variabel einsetzbar
Der Weg führte über Meuselwitz in die 3. Liga nach Zwickau, wo das Schicksal zuschlug. Mäder erkrankte schwer an einer Hirnhautentzündung, fiel über ein halbes Jahr aus. Er fasste nie richtig Fuß, wechselte nach Cottbus. Im ersten Jahr verletzte er sich, fiel vier Monate aus. Erst im letzten Jahr lief alles rund, vier Tore in 24 Spielen sind eine ordentliche Bilanz. Erneut blieb er von Verletzungen nicht verschont, Außenband und Schulter machten Ärger. Die Torquote bei 112 Regionalligaspielen (10) ist ausbaufähig, 16 Torvorlagen weisen aber auf eine der Stärken Mäders hin.
Dabei hat er fast alle Positionen schon gespielt – außer Torwart. Ein Blick in die Statistik ist hochinteressant. 26 der 112 Regionalligapartien spielte Mäder als Rechtsaußen, aber auch 13 Spiele als Linksverteidiger stehen zu Buche. „Ich sehe mich aber eher auf der rechten Außenbahn“, sagt er schmunzelnd.
„Immer unangenehm“ gegen Chemie
Cottbus hätte ihn gern gehalten, aber auch Trainer „Pele“ Wollitz‘ Bemühungen blieben erfolglos. „Es stand schon fest, dass wir zurückwollen. Und in Leipzig gab es da nur ein einziges Ziel, das in Frage kam.“ Dass Spieler mit chemischen Wurzeln geholt werden, freut auch den neuen Vize-Kapitän Alex Bury: „Es ist wichtig für die DNA der Mannschaft, dass Spieler mit dem Chemie-Gen kommen, damit einfach die typischen Tugenden nie verlöschen“.
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Mäder bestätigt: „Den Chemie-Geist kriegt man schon mit, sobald man mal hier spielt, ob als Chemiker oder als Gegner. Als die BSG zuletzt in Cottbus spielte, waren wir beeindruckt vom außergewöhnlichen Auftritt der Fans. Es ist immer unangenehm, gegen Chemie zu spielen, weil sie verkörpern, was sie sind.“
Unentschieden gegen die U23 von Hannover 96
Der Kontakt nach Leutzsch war übrigens nie abgerissen, Mäder stand oft im Fanblock, unterstützte seine Kumpels Felix Beiersdorf oder Pascal Becker. Auch beruflich orientiert sich der neue Offensivspieler neu: Mäder strebt ein Studium Grundschul-Lehramt an. Da er aus einer Lehrerfamilie stammt, kann er sich diesen Beruf für sich selbst auch gut vorstellen. Sport und Mathe sind seine präferierten Fächer für die Spezialisierung. Alles auf die Karte Fußball zu setzen, hat nicht geklappt, der Profifußball ist weit weg. In Leutzsch froh über ihren Wunschspieler. So wie auch Janik Mäder glücklich über seinen Wechsel ist – zurück in die alte, neue Heimat.
Am Freitagabend wollten Janik Mäder und Chemie Leipzig bei Hannover 96 II zeigen, wie wie weit Grün-Weißen in der Saisonvorbereitung bereits sind. Die Leutzscher trennten sich 2:2 (2:0) von den Niedersachsen. Denis Jäpel hatte die Partie mit einem Doppelpack für die Leutzscher eröffnet. Mäder kam in Halbzeit eins zum Einsatz, machte zur Pause für Tom Müller Platz.
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Die jungen Hannoveraner waren vorallem in der zweiten Halbzeit überlegen, besaßen mehr Spielanteile und kamen somit nicht unverdient zum Ausgleich. Die PArtie wurde intensive geführt, rassige Zweikämpfe bestimmten das Spielgeschehen. In den letzten Minuten hatten beide Teams den Siegtreffer auf dem Fuß, der jedoch nicht mehr fallen sollte.