Wow, erster Spieltag und so viele Eindrücke! Wahrscheinlich, weil auch die Testspiele zum Zuschauen zuvor gefehlt hatten. Hier in Stichpunktform meine Eindrücke nach zweimaligem Studium der 90 Minuten im TV:
- Geil, auf einmal vorn nicht nur Petracek und Kirstein, sondern mit Faßbender, Mvibudulu, Faßbender und Luis drei weitere pfeilschnelle Stürmer am Start zu haben. Ein bulliger Strafraumstürmer wäre jedoch trotzdem nicht verkehrt gewesen, um taktisch mehr Möglichkeiten zu haben. Gegen tiefstehende Gegner wird es sicherlich anspruchsvoller.
- Mvibudulu ist am Ball fraglos eine Augenweide, sollte es aber nicht übertreiben mit Amore. Irgendwann wird der Gegner kommen, der sich das nicht mehr gefallen lässt und ihm ordentlich auf die Stäbe gibt. Auch hatte er im Spiel 2-3 Situationen, wo er sich früher vom Ball hätte trennen sollen, auch bei der vergebenen Großchance.
- Benjamin Luis hat in wahrscheinlich keinem Spiel soviel gelernt wie in diesem. Nämlich dass in der Regionalliga keine Zeit ist, um vor dem Tor großartig zu fackeln. Wenn die Schusschance da ist, muss er schießen. Und seine Handspiele sollte er sich sparen, das geht einmal gut, aber danach nicht mehr. Hat mir insgesamt trotzdem gut gefallen.
- Teilweise müssen unsere Flachpässe noch schärfer gespielt werden, hat uns ein ums andere Mal um gute Angriffssituationen gebracht.
- Unsere Verteidigung wirkte insgesamt sehr sicher, hat mir sehr gut gefallen. Karau und Halili unglaublich kopfballstark, aber auch das Mittelfeld und selbst die Angreifer haben gegen den Ball gearbeitet. Die Zweikämpfe wurden bis auf das Foul von Bury sehr herzhaft geführt, da freut sich das Chemiker-Herz.
- Natürlich können wir uns beim 2:0 nicht beschweren, wenn der Schiri da Foul pfeift. Aber so ist es eben richtig, man muss es einfach mal probieren. Der Schiri hatte davor nämlich in einer Szene, in die BFCer zweimal grenzwertig gegen Boltze und Nikolajewski eingestiegen sind, nicht gepfiffen und hatte damit das Stadion gegen sich aufgebracht. Danach kommt die (wohlwollend betrachtet) 50/50-Situation mit Mvibudulu, vielleicht hatte er die Szene davor noch im Hinterkopf.
- Apropos Nikolajewski: sehr guter Auftritt, bis auf einen Fehlpass sehr abgeklärt, zweikampfstark, ballsicher. Verursacht zu Beginn der 2. HZ aber eigentlich einen klaren Elfer. Der Gegner war gerade an der Strafraumecke, und zwar Richtung Ecke, also überhaupt keine Notwendigkeit, eine übermotivierte Grätsche auszupacken. Aber daraus wird er lernen. Wir hatten jedenfalls mächtig Schwein.
- Was Alex Bury sich bei seiner Rot-Aktion gedacht hat, das weiß wohl nur er selbst. Selbst ohne das Wegrutschen war das Einsteigenmehr als grenzwertig. Sonst agiert er diesbezüglich viel intelligenter.
- Unseren Angreifern fehlt noch etwas die Übersicht und der Blick für den Besserpostierten, auch beim 3:0, wo Kirstein hätte abspielen müssen. Beim nächsten Mal fällt der Ball vielleicht nicht dem anrauschenden Chemiker vor die Füße und die Chance ist dahin.
- Benny Bellot mit einer klasse Leistung. Sehr sicher bei hohen Bällen und auch bei den 2-3 guten Abschlüssen, die der BFC hatte, war er zur Stelle.
Insgesamt war es eine sehr gute Vorstellung zum Auftakt, daran besteht keinen Zweifel. Auch alle nicht-genannten Spieler haben zum Sieg beigetragen. Was mich auch sehr gefreut hat: Als Luis gegen Ende von Berlins Zickert frustgefoult wurde, war es unser Ersatzkeeper Latte, der als allererstes empört aufgesprungen ist. Auch zuvor im Spiel war er voll dabei. Sowas zeigt mir einfach: Jeder ist dabei und fühlt sich als Teil des Teams. Eine ganz wichtige Erkenntnis für mich, denn nur so werden wir diese schwere Saison überstehen können.
Achja, zur Stimmung. Abgesehen von der Beschränkung auf 1000 Zuschauer, fand ich's (als TV-Zuschauer) einfach nur fett! Jede Aktion wurde bejubelt, der Gegner im Ballbesitz auch mal ausgepfiffen, man merkte einfach, dass jeder Chemie-Fan voll bei der Sache war! Für viele (jüngere) Ultras war es sicherlich auch eine interessante Erfahrung, ein Punktspiel mal vom Dammsitz zu verfolgen, wo die Sicht aufs Spielfeld deutlich besser ist als aus der Hintertor-Perspektive. Es ist vollkommen natürlich, dass man viele Situationen so einfach viel intensiver wahrnimmt und auch akustisch entsprechend begleitet.
Andererseits haben mir streckenweise auch die vielen schönen Lieder und Gesänge gefehlt. Es wäre zu schön, wenn es (noch) besser gelingen könnte, beide Stile ("britisch" und "italienisch") miteinander zu kombinieren. Hatte jedenfalls mehrmals Gänsehaut, und das bei nur 1000 Leuten!