Der eine oder andere etwas ältere unter uns - und somit in Jahrzehnten grün-weißem Auf- und Abstiegskampf gestählte - fühlte sich gestern vielleicht an die DDR-Oberliga-Zeit der 70er und 80er Jahre erinnert. Gegen Mannschaften des oberen Tabellenviertels bist Du stets mit einer Niederlage rechnend hingegangen, jedes Mal aber auch mit der Hoffnung, daß genau dies der Spieltag sein könnte, an dem alles anders kommt, weil Lischke, Schubert, Trunzer, Reimer, Gläser, Weiß, Leitzke oder wer auch immer vielleicht zwei Sonntagsschüsse auspacken werden und hinten Heine, Stötzner, Saumi oder ein anderer, was auf's Tor kommt, katzenhaft rausfischt. Hinzu mußte natürlich der legendäre unbändige Kampfgeist kommen und ein Publikum, bei dem sich bei strittigen Entscheidungen die Drahtgeflechtzäune bogen, daß sie den Linienrichter zu berühren schienen.
Manchmal konnte man damals mithalten, seltener einen Punkt gegen Dresden, Magdeburg, Jena oder die Mielkeknechte erkämpfen, ganz selten blieb Chemie gegen solche Gegner Sieger. Dann flossen aus Leipzigs Zapfhähnen Fontänen der Glückseligkeit bis tief in die Nacht und mancher Wirt sagte sich, wenn er das eingenommene Alu-Geld fünf zu eins gegen Westmark tauschen könnte, wäre er im Westen ein gemachter Mann.
Gestern erinnerte mich das Spiel an diese Zeit. Der Kampfgeist war da, die Überraschung war möglich, und wenn dann der Gegner auch noch einen Strafstoß vergibt, riecht vieles nach der Sensation.
Daß es dazu fast gekommen wäre, macht Hoffnung und sollte Selbstvertrauen für kommende Aufgaben schenken können.