Also ich war schon überrascht, dass wir am Anfang so hoch angelaufen sind. Hätte ich nicht versucht, wegen der Räume die da in der eigenen Hälfte entstehen. Dann wird gesagt, wir müssen, wenn wir so spielen einfach nur die individuellen Fehler abstellen und da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Weil das ja so einfach ist. Wir haben seit vier Wochen in nahezu jedem Spiel individuelle Fehler gehabt und ausgerechnet gegen den Spitzenreiter sollen wir dann keine Fehler machen. Das ist verwegen. Deshalb 5 Punkte für Mut, aber eine halbe Million Minuspunkte für Selbstüberschätzung.
Es war denke ich jedem klar, dass sich unser Spiel am Gegner orientieren musste. Im Grunde musste man sich zwischen zwei Übeln entscheiden, deren Schnelligkeit und deren Passspiel. Wir haben uns entschieden, dem Passspiel entgegenzuwirken, indem wir früh stören und die Schnelligkeit hat uns für mich folgerichtig zeitig ausgehebelt. Wahrscheinlich hatten wir das Spiel auch anders verloren, deren Überlegenheit hat ja Gründe, an denen wir so schnell nicht rütteln werden. Gegen Hertha hat man eigentlich nur eine Chance, wenn lange die Null steht. Die Chance darauf war aus meiner Sicht besser, wenn man dicht wenigstens an der Mittellinie steht. Sie dort anzugehen, wäre noch früh genug gewesen. Nunja, ich hab ja vor dem Spiel geschrieben, wofür ich mich taktisch entschieden hätte. Aber ich bin nicht in der Verantwortung, also kann ich auch viel reden. Für mich war es eine Fehlentscheidung, was erstmal kein Problem ist. Fehler passieren und das meiste lernt man aus Fehlern. Mich würde in dem Fall also nur ärgern, wenn wir den gleichen Stil in ein paar Monaten nochmal versuchen würden.
Das waren jetzt zum dritten Mal hintereinander drei Gegentore. Was am Anfang der Saison unsere größte Stärke war, bröckelte zuletzt massiv. Das Problem auf der linken Seite bestand weiterhin, wurde dann zum Glück noch in Halbzeit 1 behoben, was ich sehr konsequent fand, sonst könnten wir hier nicht über positive Ansätze in der zweiten Halbzeit philosophieren.
Jetzt sind wir also auf Sicht doch wieder tief im Abstiegskampf. Die Ansetzungen sprechen auch wieder mal gegen uns. Ich erinnere aber daran, dass das nicht an den Spielen gegen Hertha II (1.) oder Altglienicke (3.) liegt, sondern daran, dass wir Bischofswerda (18.) in seiner größten Schwäche ebensowenig schlagen konnten, wie Babelsberg (16.) zu Hause, die nur noch ein Schatten sind. Schnee von gestern, der uns nicht weiter hilft, ich weiß. War eher zum einordnen der Niederlage.
Für Erfurt muss eine Lösung, ein Befreiungsschlag her, denn Erfurt IST ein Schlüsselspiel. Verlieren verboten. Lok und Cottbus sind Bonusspiele und erst danach kommen wieder drei Spiele auf Augenhöhe, die man wahrscheinlich am Besten ohne Blick auf die Tabelle angehen muss. Wir sehen alle, wo Erfurt in der Tabelle steht. Sie sind so wechselhaft wie schottisches Spätsommerwetter und die Saison ist für die sowieso schon gelaufen. Motivation scheinbar null. Die haben zwar viel Qualität im Kader schaffen es aber nicht, daraus eine Mannschaft zu machen. Ohne den allseits bekannten Gladrow und seine Geistesblitze würden die richtig tief im Keller stehen. Davon lebt Erfurt, wir werden also höllisch aufpassen müssen, dass wir nicht von elf guten Spielern geschlagen werden, die nur zufällig das gleiche Trikot anhaben, ohne das es für sie eine Bedeutung hat. Einmal mehr: Mentalität schlägt Qualität. Nicht immer, aber in diesem Fall bin ich mir ziemlich sicher.