Hatte gerade einen ewig langen Text geschrieben, was mir an unserem momentan Spiel missfällt, nur um ihn dann mit einem ungeschickten Mausklick zu löschen
. Gut, ich versuche es nochmal zu wiederholen.
Im Gegensatz zu einigen Meinungen hier im Forum sehe ich in unserem Team nicht das Problem, dass das Akku leer sei oder dass die Jungs nach dem Pokalspiel ein Mentalitäts- oder psychisches Problem hätten. Sicherlich mag das ein kleiner Faktor sein, aber das grundlegende Problem ist woanders zu suchen. Ich denke, dass unser Team in der taktischen Ausrichtung möglicherweise noch etwas Optimierungsbedarf hat und dass man als nominell stärkstes Team in der Oberliga anders auftreten muss. Es gibt grundlegend drei Sachen, die mich in unserer aktuellen Spielanlage stören:
a) Wir spielen noch immer das gleiche 4-2-3-1, was wir letzte Saison auch in den meisten Regionalligaspielen auf den Platz gebracht haben. Unsere Verteidigung und das Mittelfeld stehen hier ziemlich kompakt und defensiv im Gesamten, sodass es bei uns quasi sechs Spieler gibt (gestern: L. Schmidt, Rode, Karau, Trogrlic, Wendschuch, B. Schmidt), welche fast nur Defensivaufgaben haben bzw. sich selten in das Offensivspiel einklinken. Das war letzte Saison als Underdog natürlich ein probates Mittel, um aus einer soliden Defensive heraus vereinzelte "Nadelstiche" zu setzen. Und das hat ja auch in dieser Saison häufig funktioniert. Allerdings denke ich, dass man mit einer offensiveren Ausrichtung die schwächeren Gegner vor viel mehr Probleme stellen könnte, als es aktuell der Fall ist. Machen wir uns nichts vor, die teilweise engen Spiele hätten auch gut und gerne häufiger Unentschieden ausgehen können. Es ist ja nicht so, dass wir regelmäßig den Gegner in der gegnerischen Hälfte zuschnüren und uns viele Chancen herausspielen. Das hat damit zu tun, dass wir 1) häufig mit langen Bällen aus der Verteidigung heraus auf Bury et al. agieren und 2) unsere Mittelfeldspieler im ZM und die Verteidiger nicht wirklich nachrücken, sodass wir, selbst wenn wir den zweiten Ball in der gegnerischen Hälfte gewinnen, maximal vier Spieler in der Offensive haben. Da die gegnerischen Mannschaften gegen uns selbst meist recht defensiv spielen, ergibt sich vor allen Dingen im finalen Drittel meist ein eklatantes Ungleichgewicht was unsere Offensivspieler und die gegnerischen Spieler angeht. Zudem kann dadurch bei Ballverlust in den Offensivbewegungen auch kein ordentliches Gegenpressing stattfinden, um selbst wieder direkt in aussichtsreiche Angriffspositionen überwechseln zu können. Dafür müsste unser ZM und die Verteidiger viel weiter vorne agieren, damit wir den Gegner quasi einschnüren können und Chancen auf ein Gegenpressing haben. Als kleine Fußnote: Druschky hat als Stürmer gestern die gegnerische Verteidigung wirklich nur schlecht angelaufen. Er war ja unter der Woche anscheinend schon nicht fit, aber das war gestern nichts.
b) Wie esca schon korrekt sagte, fehlt uns ein ordentlicher Stürmer. Es muss meiner Einschätzung nach gar kein unbedingt abschlussstarker Stürmer sein (auch wenn das natürlich schön wäre), aber im momentanen System benötigen wir genau jemanden wie es Merkel war. Es ist kein Wunder, dass es mit Merkel letzte Saison in der Rückrunde viel besser lief. Er hat als Wand- bzw. Zielspieler die Dinger vorne festgemacht und an die nachrückenden Bury und Wendt weitergeleitet. Wir brauchen für vorne -- wenn sich am System nichts ändert -- einen physisch robusten, großen, kopfballstarken Spieler, der auch gewisse technische Fähigkeiten besitzt, um die langen Bälle zu gewinnen und zu verteilen. Tatsächlich scheint Kantartzis von Inter diese Fähigkeiten grundlegend zu besitzen, zumindest war er physisch sehr präsent und hatte auch eine gewisse Kampfsau-Mentalität. Würde mir durchaus gefallen. Aber das Stürmerprofil ist eigentlich relativ nachvollziehbar. Ein Druschky kann dies in der Offensive nicht gewährleisten, ist von der Spielanlage her gesehen ja auch viel eher ein Rechtsaußen, der als inverser Außenstürmer den Abschluss in Strafraumnähe sucht und Stelmak gehen die oben genannten Qualitäten ja komplett ab. Ihn könnte man gut als Strafraumstürmer einsetzen (denke gerne an das 2:0 gegen Meuselwitz zurück), dafür müsste sich aber unser Spiel ändern. Stelmak kann gut im Strafraum den Hintern rausstrecken, sich auf engstem Raum behaupten und bewegen und dann den Ball durchstecken oder abschließen (wobei mir sein Abschluss grundlegend nicht so gut gefällt).
c) Unser Vorgehen im ZM gefällt mir nicht wirklich. Dass Wendschuch als klassischer arbeitender Sechser nicht unbedingt in die Offensive mit gehen sollte, das kann ich gut nachvollziehen. Aber Böttger ist ein technisch versierter, recht agiler und dynamischer Spieler, der -- wie ich finde -- mehr in die Offensive eingebunden werden sollte. Mir schwebt hier eine ähnliche Rolle wie die von Klement bei SC Paderborn vor, der quasi die Schnittstelle zwischen Verteidigung und Offensive im Mittelfeld darstellt und den Ball durchaus nach vorne trägt. Dies hätte auch zur Folge, dass Heinze eher weiter vorne spielen müsste, allerdings passt er vorm Spielertyp da nicht wirklich hin.
Letztlich würde ich in Anbetracht unserer nominellen Stärke in der Oberliga gerne eine ähnliche Aufstellung unserer Mannschaft sehen:
In der Defensive könnte man relativ schnell zu einem kompakten 4-4-2 überwechseln, in der Offensive würde sich dann bei entsprechender Verteilung eher eine Art 4-1-3-2 ergeben. Burys stärken würden als eine Art hängende Spitze meiner Meinung nach mehr zum Tragen kommen (kopfballstark, dribbelstark und verhältnismäßig guter Abschluss). Ein etwaiger neuer Stürmer könnte bspw. gut dem einlaufenden Bury Bälle durchstecken o.ä. Im Gesamten würde das Spiel bei entsprechend offensiverer Ausrichtung (impliziert auch unsere Verteidigung) mehr in die gegnerische Hälfte verlagert werden und man wäre vorne etwas flexibler bzw. weniger ausrechenbar.