Gegner-Check
Nach drei Jahren Regionalliga hätte es für Bautzen nach zuvor zwei 13. Plätzen vergangene Saison als 17. eigentlich der Abstieg bedeuten müssen. Doch es kam anders und auch in Bautzen soll alles diese Saison anders werden, als das was die vergangene Saison mit 29:68 Toren und gerade einmal 18 Punkten (immerhin 4 gegen Lok) in 34 Spielen gebracht hat.
Der Dreizehnte empfängt den Fünfzehnten, beide Mannschaften in der englischen Woche mit jeweils einem Sieg und zwei Niederlagen. Beide Teams hatten ein schweres Auftaktprogramm. Für Bautzen gab es am ersten Spieltag ein unnötiges und so auch unverdientes 0:3 im Oberlausitzderby in Neugersdorf, gefolgt vom einem glücklichen 1:0 Heimsieg gegen Neustrelitz (im Duell der beiden schlechtesten Mannschaften der Vorsaison), ehe es in Cottbus trotz Zwei-Mann-Überzahl nichts zu holen gab (1:3). Zum ersten Heimspiel gegen Neustrelitz kamen 453 Zuschauer auf die Müllerwiese, damit nur 25 Zuschauer weniger als beim Sieg im April gegen Lok. Doch beim Spiel gegen Chemie darf man mit 1500 Zuschauern rechnen.
In sechs Spielen haben beide Mannschaften zusammen mickrige drei Tore erzielt, jeweils sechs bekommen. Es darf ein ähnlich zähes Spiel erwartet werden, wie das beim Budissa-Sieg gegen Neustrelitz der Fall war. Trainer Torsten Gütschow wird auch im vierten Spiel sein Team umstellen, schon allein weil Abwehrchef Patka nach abgesessener Rotsperre zurückkehren dürfte. Im Vergleich zum Cottbus-Spiel dürfte somit Kapitän Pfanne aus der Innenverteidigung heraus vor ins defensive Mittelfeld rücken. Der erfahrene Argentinier Rosendo dürfte wieder neben ihm auflaufen (anstelle von Neuzugang Weiß). Ansonsten dürfte Gütschow seine Mannschaft gefunden haben, im üblichen 4-2-3-1 System sollte gegen Chemie so etwa die Aufstellung aussehen: Im Tor Ebersbach, in der Verteidigung von links nach rechts Heppner, Hoßmang, Patka und Kunze. Auf den beiden Sechsern Pfanne und Rosendo (Hausdorf und Weiß als Alternativen). Davor im offensiven Dreiermittelfeld dürfte Schmidt über Links stürmen, Krautschick (der goldene Torschütze gegen Neustrelitz) über rechts und zentral unterstützt von Hänsch, der gegen Cottbus traf. Die einzige Spitze und gesetzt ist vorne Bönisch.
Bautzen hat eine der jüngsten Mannschaften der Liga, im Schnitt noch einmal ein Jahr jünger als die Leutzscher. Mit 21 Spielern sind sie zwar gefühlt deutlich besser bestückt als Chemie, aber außer Chemie hat nur noch Viktoria weniger Spieler im Kader zu bieten. Jung sind die Bautzner, mit insgesamt 1066 Spielen (70 Tore) ab Regionalliga aufwärts auch eine der unerfahrensten Mannschaften in der Liga. Doch im Vergleich zu Chemie ist auch Bautzen in dieser Hinsicht in einer anderen Liga (Chemie zu Saisonbeginn: 281 Spiele, 5 Tore).
Nach der verkorksten vergangenen Saison hat sich einiges im Kader der Bautzner getan. Neun neue Spieler kamen, elf gingen.
Unter den elf Abgängen fallen fünf besonders ins Gewicht: Publikumsliebling Martin Kolan fungiert fortan nach drei Jahren (88 Spiele, 2 Tore) als „Sportlicher Leiter“. Linksaußen Maik Salewski durften wir uns im Derby anschauen (84 Spiele für Bautzen, 12 Tore). Stammkeeper Norman Wohlfeld verließ den Verein, ebenso wie die beiden tschechischen Routiniers Josef Nemec (63 Spiele und 17 Tore in der Regionalliga, den Chemie-Fans noch aus Görlitz ein Begriff) und Jiri Sisler (52 Spiele und 5 Tore in der Regionalliga). Neuchemiker Max Hermann kam dagegen über eine Jokerrolle nicht hinaus.
Die erfahrensten Neuzugänge sind der neue Stammkeeper Maik Ebersbach (84 Regionalligaspiele für Auerbach und Plauen), Rechtsverteidiger Sepp Kunze (37 Regionalligaspiele für Neugersdorf) und allen voran Offensivkraft Tony Schmidt, der 57 mal in Liga 3 für Dynamo und den HFC auflief und außerdem in 105 Regionalliga-Spielen seine Torgefährlichkeit (20 Tore) unter Beweis gestellt hat. Aber auch die anderen Neuzugänge scheinen bei Trainer Gütschow auf ihre Einsätze zu kommen, so standen am ersten Spieltag auch die Sportsfreunde Bönisch (Zwickau), Krautschick (Neugersdorf), Mack (Plauen) und Weiß (Hildesheim) in der Startelf. Allen voran auf Linksaußen Jonas Mack sollte Chemie aufpassen, der traf nämlich letzte Saison für seinen Verein Plauen gleich in beiden Spielen gegen Chemie. Mit Max Gehrmann ist ein alter Bekannter bei Bautzen ebenso an Bord, ein Spieler der Chemie anscheinend nicht vermissen möchte und mit jeden Aufstieg der Leutzscher ebenso eine Klasse höher gewechselt ist (Zwickau II, Gera, nun Bautzen). Für Mack und Gehrmann werden aber wahrscheinlich gegen Chemie nur Joker-Einsätze winken.
Die meiste Erfahrung im Kader besitzen Innenverteidiger und Routinier Martin Hoßmang (223 Regionalligaspiele für Bautzen und Plauen), sein Innenverteidigerkollege Pavel Patka (81 Spiele), abgesichert durch Neuzugang Maik Ebersbach (84 Spiele) auf der Linie und außerdem noch die beiden Mittelfeldakteure Tony Schmidt (162 Spiele in Liga 3 und 4) sowie Ezequiel Horacio Rosendo (59 Spiele, dazu 168 Einsätze in der 2. Tschechischen Liga).
Budissa hat vor allem am ersten Spieltag beim Favoriten aus Neugersdorf gezeigt, dass sie in dieser Saison deutlich mehr Punkte als die 18 der vergangenen Saison holen können. Von Anpfiff weg spielten sie forsch nach vorn und ließen Neugersdorf die ersten 20 Minuten so gar nicht ins Spiel kommen. Läuferisch deutlich stärker als der Gegner und dabei immer wieder Schussversuche aus der Distanz, dazu spritzige Offensivkräfte, die auch gut durch die Abwehrreihe wirbeln können (allen voran Tony Schmidt). Mit dem neuen Stürmer Bönisch haben sie zudem einen klasse Mann für die Spitze verpflichtet, der immer wieder die langen und kurzen Bälle gut abschirmt, indem er seinen kräftigen und großen Körper gut in den Zweikampf stellt, und oftmals die Bälle auch gegen zwei Gegenspieler gut weiterleiten kann. Gegen Neugersdorf war Bautzen in Halbzeit 1 das klar bessere Team, lagen aber 0:2 hinten (auch weil der Schiri es nicht gut mit ihnen meinte). Jedenfalls ein trügerisches Ergebnis. Bautzen hatte zumindest einen Punkt absolut verdient gehabt.
Danach der Sieg gegen Neustrelitz und das kaum zu bewertende Spiel in Cottbus.
Fazit
Bautzen spielt das 4. Jahr Regionalliga, hat in seinen Reihen deutlich mehr Regionalliga-Erfahrung, den breiteren Kader und spielt zudem zuhause. Offensiv zeigten sie in den ersten drei Spielen deutlich mehr als Chemie, zeigten sich dafür aber hinten auch anfälliger. Jedoch: Wer hier von Chemie-Seite aus drei Punkte fest einplant, könnte Sonntagnachmittag böse überrascht werden. Chemie geht nicht als Favorit ins Spiel, ganz im Gegenteil. Wenn es mit dem ersten Auswärtspunkt klappt, wäre das das zweite Erfolgserlebnis in Folge.