Hier der LVZ-Artikel von Montag zum Thema:
SG Sachsen sucht Ausweg ohne BSG
Mitgliederversammlung des insolventen Landesligisten lehnt Kooperation mit dem Mitmieter ab
Von frank Müller
Rund 50 Unentwegte hatten sich am Samstagabend zur Mitgliederversammlung der SG Sachsen eingefunden - etwa ein Sechstel derer, die zu dem Leutzscher Verein gehören. Offenbar hat eine Mehrheit nicht mehr viel Hoffnung, dass es für den überschuldeten Verein noch eine Zukunft gibt. Mit geschätzten 180000 Euro wurden die Verbindlichkeiten des Fußball-Sachsenligisten beziffert. Genau weiß es keiner, Insolvenzverwalter wie auch der neue Vorstand tappen mehr oder weniger im Dunkeln, weil durch den alten, zurückgetretenen Vorstand - wie verlautet - keine korrekte Übergabe der entsprechenden Unterlagen stattfand.
Wie das Insolvenzverfahren ausgeht, ob es überhaupt eröffnet wird, ist noch immer offen. Dennoch fassten die anwesenden Mitglieder drei Beschlüsse. Erstens wurde der amtierende Vorstand beauftragt, Möglichkeiten auszuloten, ob sich die Fußball-Abteilung dem bestehenden Nachwuchsförderverein, genannt Förderclub Chemie Sachsen Leipzig, anschließen kann. Dieser FCC Sachsen soll in dem Fall ein aktiver Verein werden, dem das Spielrecht übertragen wird, deutete Thomas Kupfer an, der einerseits Aufsichtsratsmitglied bei der SG Sachsen als auch stellvertretender Vorstand beim Förderverein ist. Der zweite Beschluss geht dahin, die Möglichkeiten zu prüfen, ob und welchem anderen Verein sich die SG-Sachsen-Fußballer anschließen könnten. Benennen wollte Kupfer die Vereine noch nicht, in Frage kommen aber dem Vernehmen nach Nachbarn im Leipziger Westen.
Und der dritte Mitgliederbeschluss bezog sich auf die vom Vorstand eigentlich vorgeschlagene Zusammenarbeit mit der BSG Chemie. Die Fortführung der Kooperationsgespräche wurde von den Anwesenden jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt. "Viele sehen in dem Kompromissvorschlag wohl kein faires Zusammengehen auf Augenhöhe. Denn er beinhaltet den Verzicht auf die Nachschlagszahlungen zu den Betriebskosten im Alfred-Kunze-Sportpark", erklärt sich Kupfer das Abstimmungsverhalten. Mit anderen Worten: Die Gespräche mit "Untermieter" Chemie sollen nicht fortgeführt werden, weil sie aus Sicht der SG Sachsen nachteilig seien. Dagegen wolle man mit der Stadt über die weitere Nutzung des Sportparks reden. Die Verwaltung hatte allerdings mehrfach signalisiert, dass sie das Konzept mit zwei Mietern im Sportpark als gescheitert betrachtet. Es dürfte also naheliegen, dass die Kommune die sich abzeichnende Abwicklung der SG Sachsen als Chance sieht, die komplizierten Nutzungsverhältnisse zu "klären".
Der aktuelle Vorstand der SG Sachsen hält die Kooperationsverweigerung der Mitgliedermehrzahl offenbar nicht für durchweg zielführend. Vorstand Frank Weser kündigte jedenfalls an, spätestens nach dem letzten Punktspiel am 21. Juni zurücktreten zu wollen.
P.S.: Jenen Nord-Leipzigern, die gestern so höflich waren, mir ihre Stimmen anzuvertrauen, auf diesem Wege einen herzlichen Dank!