Alles, was Du forderst, ist Psyche. Die Nerven haben um gegen ein 0:3 anzuspielen ist Psyche, Kämpfen, wenn es auswegslos erscheint ist Psyche. Fußballspiele werden zu einem großen Teil im Kopf entschieden. Das hatten uns zum Beispiel Meuselwitz und Eilenburg am Beginn der Saison voraus. Aus meiner Sicht hat sich das inzwischen, mit den ersten Erfolgserlebnissen bei uns geändert. Selbst den Rückschlag aus Luckenwalde kann man mit den richtigen Worten ins Positive drehen. Es klappt eben nicht immer. Und man muss bis zur letzten Sekunde präsent sein.
Altglienicke ist zweifellos ein harter Brocken, aber genau in solchen Spielen zeigt sich, was Chemie ausmacht. Spiele werden im Kopf entschieden. Egal, was Du kannst, Du musst die Qualität auf den Platz bringen und Dich für den Erfolg quälen können. Wir haben zuletzt bewiesen, dass die Mannschaft bereit ist, sich in jede Situation reinzubeißen, egal wie schwer sie aussieht. Nicht immer mit Erfolg, aber ich sehe einen Aufwärtstrend.
Es geht darum, das Unmögliche im Kopf möglich zu machen: auch wenn es aussichtslos scheint, dranbleiben, den Glauben nicht verlieren, den Gegner durch Willen und Zusammenhalt mürbe machen. Unsere Truppe hat inzwischen die Mentalität, Altglienicke hat die Qualität. Aber Mentalität schlägt Qualität. Daran glaube ich. Gegen Altglienicke müssen wir genau das wieder abrufen. Klare Köpfe, eiserner Wille, die Bereitschaft, über Grenzen zu gehen.
Du hast doch in die Zauberkugel geguckt

Im Ernst: das war Fussball, wie ich ihn mir wünsche. Wir haben einen individuell extrem starken Gegner komplett an die Wand gespielt. Ein Spiel, wie wir es zuletzt vlt. gegen Cottbus hatten, als sie sogar aufstiegen (ebenfalls 3:0 bei einem Flutlichtspiel).
Die Defensive stand heute insgesamt sattelfest und ließ wenig zu. Der Abschluss vom ZM der Berliner (Nr. 24) dürfte da schon die beste Möglichkeit gewesen sein, tief in HZ 2, wenn ich nicht falsch liege. Dass man bspw. Nietfeld so gut in den Griff bekommt - Chapeau. Enke und Wendt entwickeln sich zu dem IV-Gespann, dass ich erhofft hatte.
Im Mittelfeld fiel mir heute Alijis extrem defensive Staffelung auf. Er ist giftig und hat es heute sehr gut hinbekommen, seine Aggressivität positiv zu nutzen, wenngleich sein Passspiel ab und an auffällig unpräzise war. Wie er in HZ 2 den Konter unterbindet und danach direkt Feuer Richtung Zuschauer versprüht - Chemiker-Herz, was willst du mehr. Tim Kießling hätte ich das Tor, das nicht fallen wollte (Unterkante Latte, raus) so sehr gegönnt. Er hat ein gutes Spiel gemacht, aber reichlich zu tun gehabt mir dem 24er der Berliner, der unfassbar antrittsstark und wendig daherkam - aber zum Glück schwach im Abschluss war.
Ebenfalls positiv waren der seit Wochen lauf und spielstarke Janik Mäder, sowie auch Seidel. Letzterer holt sich immer mehr Sicherheit und schien auch mit Lihsek einen LV hinter sich zu haben, der gut mit ihm "kann". Die beiden boten ein gutes Zusammenspiel.
Im Sturm tat mir für Julius Hoffmann leid, dass er in seiner besten Aktion wegen Abseits zurückgepfiffen wurde, als er sich in HZ bis kurz vor den 5m Raum tankt und in sehr guter Position dann nicht gewinnbringend abschließen durfte. Ansonsten hat er gut Bälle festgemacht und ist als Wandspieler gerade für den aus der Tiefe kommenden Ratifo Gold wert. Dass letzterer nach insgesamt sehr starken Vorstellungen zuletzt der Mann des Tages ist, ist vermutlich unumstritten. In jeder Hinsicht eine grandiose Vorstellung von ihm.
Der Trend der letzten Wochen setzt sich fort. Wir stehen hinten gut, die Möglichkeiten ergeben sich dadurch immer öfter auch zahlreicher (wobei heute das wahrscheinlich beste Spiel der Saison war) und wir schiessen Tore und punkten dadurch. Als hätte es jemand prophezeit

. Spaß beiseite. Wir mussten weder offensiver aufstellen noch Miro zurückholen und es läuft trotzdem insgesamt besser, als noch bis vor 4/5 Wochen. Ich hoffe, die Südfriedhöfler lassen in Erfurt am Sonntag auch nochmal was liegen und gehen verunsichert ins Derby. Sollten wir unsere Form konservieren können, machen wir es ihnen hoffentlich schwerer, als sie vor kurzem noch gedacht haben.
