Es ist ganz sicher so, daß die Verunsicherung auch eine Kopffrage ist, aber nicht nur. Um Selbstvertrauen aufzubauen, brauchen wir Erfolgserlebnisse. Erstmal nicht im Sinne von Siegen, sondern es muss im Kleinen beginnen. Gewonnene Zweikämpfe, dazu dichter am Gegenspieler sein; gelungene Passkombinationen, dazu ist viel Laufarbeit notwendig; vorne teilweise aktives Pressing, dadurch Verunsicherung beim Gegner schaffen und wenn möglich in der gegnerischen Hälfte Ballgewinne erzwingen usw. Das ist sicher mühsam, aber ein gangbarer Weg. Denn nur hinten drinstehen erzeugt kaum positives Denken und das Selbstvertrauen steigt mit dieser Spielweise garantiert nicht.
Zum Thema Pressing mal zwei nicht ganz uninteressante Einlassungen.
Beim DFB Pokalspiel unserer Frauen, hatten sie eine schlechte 1. Halbzeit, wo die Gegnerinnen viel mit langen Diagonalbällen agiert haben. Nach der Pause hat unser Trainer dann früher anlaufen lassen, die Sechser weiter nach vorne geschoben, so daß das gesamte Spiel in die gegnerische Hälfte verlagert wurde und das das die Grundlage des Sieges wurde. Quervergleiche sind immer schwierig, aber so sehen halt taktische Veränderungen aus.
Am letzten WE hatte der BR bei einer Fussballübertragung einen Co-Trainer von einer Profimannschaft als Experten. Der hat erzählt, daß bei ihnen nur zwei Formen vom Pressing angewendet werden. Entweder voll vorne rauf bis in den gegnerischen Strafraum, einschl verschieben der gesamten Feldspieler in die gegnerische Hälfte oder komplettes zurückziehen der Mannschaft bis an die eigene 25-30 m Linie vor dem eigenen Tor. Ein dazwischen, also Pressing an der Mittellinie praktizieren die nicht mehr. Begründung war, daß dieses Mittelfeldpressing keinen Sinn macht, weil dadurch Räume in der eigenen Hälfte geöffnet werden, die der Gegner bespielen kann. Nach einiger Überlegung habe ich das dann durchaus verstanden und es hat auch eine gewisse Logik.
Wir haben jetzt das Pokalspiel vor der Brust. Eigentlich der Idealfall um ein aggressives Pressing, im besten Fall das ganze Spiel über, zu trainieren. Wenn man das die ganze Zeit mit dem Stammpersonal macht, sollte es auch Sicherheit geben, die Laufwege werden klar, der Trainer kann das auch immer wieder korrigieren und man kann das dann mit in die Liga nehmen. Natürlich wird es dort wieder schwieriger werden, aber irgendwann müssen wir ja mal anfangen. Dazu bedarf es bei der Startaufstellung naürlich das Stammpersonal, aber das sollte bei unserer Situation selbstverständlich sein.