und ergänzend dazu noch der Beitrag von LVZ+:
Leipzig. Das Ortsderby wirft seine Schatten voraus, die Spannung steigt, die Zeit vergeht nur langsam. Wie bereiten sich die Hauptakteure eines der spannendsten Fußballspiele der Republik, das der BSG Chemie Leipzig gegen den 1. FC L*k, auf das Geschehen am Sonntag (16 Uhr, AKS) vor?
Zwei Schreibtische in dieser Woche in Leipzig. Zwei der Leutzscher Protagonisten vergangener und wohl auch des bevorstehenden Derbys verdienen ihr Geld sitzend an einem Büromöbel. Stefan Karau bei der Stadt Leipzig und Florian Kirstein bei einem Dienstleister für Projektmanagement. Der eine ist Co-Trainer, der andere Stürmer bei der BSG Chemie. Karau gewann in seiner neuen Funktion, die er nach der Beendigung seiner Karriere im Sommer letzten Jahres bekleidet, noch keines der Leipziger Ortsderbys gegen L*k, als Spieler hingegen schon. Kirstein war sogar „Derbyheld“ – so werden in Leutzsch die Torschützen gegen den Ortsrivalen liebevoll genannt.
Kirstein sieht das Derby so entspannt wie möglich
„Nichts dagegen, wenn das wieder klappt!“ „Kirsche“ gibt sich optimistisch, verweist auf seinen zunehmend guten Fitnesszustand nach dreimonatiger Auszeit in Neuseeland und Australien. Die Umgewöhnung halte noch an, zumal Frau Lena noch auf Bali weilt und dort zur Yogalehrerin ausgebildet wird. „Der Rückflug startete in Singapur bei 30 Grad, und als ich aus dem Leipziger Hauptbahnhof trat, schneite es“, berichtet Kirstein. Das erste Training tat nicht nur weh, sondern fand auf drei Zentimetern Schnee statt: „Das war krass. Zudem habe ich nach der ersten Trainingswoche durch den Schmerz Muskelgruppen entdeckt, die kannte ich vorher noch gar nicht.“
Die gute Grundlagenausdauer, die „Kirsche“ von seinem Trip durch fleißige Übungen und sehr viel Bewegung wie Wandern mitbrachte, machte es leichter, nun wieder die fußballspezifischen Dinge zu trainieren. Am letzten Montag wurde er mit einem Einsatz über knapp 30 Minuten belohnt, als Chemie mit 2:1 beim BAK gewann.
Das kommende Derby sieht er so entspannt wie möglich. Dabei helfen ihm auch die Erfahrungen seiner Reise: „Ich habe gelernt, dass ich mich zu häufig und zu schnell unter Druck setze, mir zu viele Gedanken mache. Derzeit gelingt es mir gut, da positiver und gelassener heranzugehen.“ Natürlich kribbelt es auch bei ihm in der Derbywoche, aber das Geheimnis sei, jetzt nicht zu übersteuern, die Emotionen runterzuregeln – auch wenn das schwer sei: „Wir sind nicht nervös, aber die Vorfreude ist groß. Na klar wollen wir dieses Mal gewinnen, aber mit kühlem Kopf.“
„Ein Derby ist ein Derby“
Gewinnen will auch der Mann, der bis zum vergangenen Mai die Nummer drei trug. Stefan Karau verabschiedete sich von seiner aktiven Karriere standesgemäß mit einem Derbysieg. Die Emotionen waren greifbar wie nie zuvor, eindrucksvoll zu sehen in dem Film „Karau. Der Weg zur Leutzscher Legende“. „Ja, das war damals etwas ganz Besonderes, das ging so richtig tief“, erinnert sich der jetzige Co-Trainer. Die beiden letzten Derbys gingen verloren, mit Karau auf der Bank. „Im Pokal war es knapp, das andere musste nicht sein“, findet er. Dass es mit einem Sieg klappen könnte und man „dran“ sei, unterschreibt er: „Aber ein Derby ist ein Derby, da ist immer alles möglich“.
Am besten sei, wenn in der Endphase Rückkehrer Flo Kirstein eingewechselt würde und er das entscheidende Tor machen würde. „Kirsche“ findet das einen „sehr positiven Gedanken“. „Das letzte Mal war es hammermäßig. So was macht süchtig, das will man immer wieder.“