Eine Nacht drüber geschlafen. Kaum geschlafen, eher gerätselt.
Mit früheren Halberstädter Mannschaften haben wir immer große Schwierigkeiten gehabt. Nach deren Umbruch und deren Vorbereitung dachte ich eigentlich vor dem Spiel, dass sie diesmal fällig wären. Dass dem nicht so war lag nicht wirklich an ihnen. Ich sehe da trotz allem höchstens Mittelfeldpotenzial. Andere Teams werden das besser machen. Halberstadt hat in eine junge Mannschaft ein paar Stützen eingezogen und die Jungen haben ein bißchen Fußball gespielt. Sie haben eine solide Grundausbildung, waren uns dem entsprechend im Stellungsspiel, im Passspiel und in der Ballannahme vor allem im ersten Abschnitt überlegen.
Weil unsere Mannschaft nicht wie die erfahrene Männermannschaft aufgetreten ist, die vom Papier auf dem Platz war. Junge Spieler muss man aus dem Konzept bringen, sie irritieren. Stattdessen waren sie meistens einen Schritt schneller am Ball und wir mussten viel investieren, um den dann endlich erzielten Ballgewinn dann durch einen überhasteten Fehlpass oder einen langen, planlosen Ball gleich wieder zu verspielen. Halberstadt hat die Bälle von hinten in einen Zielraum gebracht, wo ein zweikampfstarker Spieler sie festgemacht und dann weiterverteilt hat. Das ist viel einfacher als immer gucken zu müssen, wo eine Anspielstation sein könnte. Dem entsprechend sah deren Spiel nach einem Plan aus und unseres überhaupt nicht.
Das war die erste Halbzeit. In der zweiten veränderte sich das. Unsere Mannschaft wurde in der Pause offenbar umgestellt, Mvibudulu kam viel mehr zur Geltung, hat viel gearbeitet und eine starke Leistung gezeigt. Es wäre mir eine Überlegung wert, ihn dauerhaft oder zumindest optional hin und wieder ins offensive zentrale Mittelfeld zu bringen, wenn ich seine Übersicht und Zweikampfstärke sehe, finde ich ihn ganz vorne momentan fast verschenkt. Allerdings müsste dafür bei Luis und auch Kirstein endlich der Knoten platzen. Und genau in dieser Phase hatten dann Wajer und Karau ihre schwachen Momente. Das fand ich tragisch, da sie die Chemie-DNA verkörpern, die mir in der ersten Hälfte gefehlt hat.
Ich stimme dem, was Miro in der PK gesagt hat, vollumfänglich zu. Ich hoffe, er bekommt es hin, muss sich sicher einige Gedanken machen. Besonders das Mittelfeld schöpft das vorhandene Potenzial ncht aus. Kanther und auch Horschig können viel mehr. Mauer hab ich fast nur hinten gesehen, wo er nicht wirklich seine Stärken hat. Jäpel ist auch noch nicht da, wo er sein sollte. Wajer und auch Karau hab ich schon erwähnt. Da bin ich etwas ratlos, weil ich den Eindruck bekomme, dass ihre Zeit sich dem Ende zuneigt. Luis sollte langsam wütend werden, dass ihm die Keeper immer wieder die Tore klauen. Seine Reaktion diesmal machte den richtigen Eindruck. Ich denke schon, dass mit mehr mentaler Stärke beide Bälle (Eilenburg und Halberstadt) nächstes Mal (Meuselwitz) drin sind. Von den Standards müssen wir nicht reden. Ich sehne mir Surek herbei. Kessler finde ich hingegen in der Innenverteidigung richtig stark, sehr sicher, auch für den Spielaufbau, Mvibudulu hab ich schon genannt.
Meuselwitz wird anders. Die sind auf dem Papier eher wie wir, nur (wieder) einen Tick stärker besetzt. Ich hab es nach dem Lehnerz-Spiel schon gesagt: Konzentration, Dynamik...das Auftreten muss anders werden. Wir haben so viel Angst vor dem Rückstand, dass das Spiel gelähmt ist, bis wir hinten liegen. Man möchte am besten mit 0:1 beginnen, um mehr Zeit zu haben, das Spiel zu drehen. Die alte Chemie-DNA muss wieder her, der (Abstiegs-)kampf muss von Anfang an angenommen werden. Dann kommt auch alles andere. „Mehr Lust auf Gewinnen, als Angst zu Verlieren.“ Das war erstmal alles von mir.
PS.: Die Atmosphäre im Stadion war Mega. Das hat mir sooo gefehlt.