Autor Thema: Was ist ein "Stadtteilverein"?  (Gelesen 8051 mal)

Offline Esca

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Was ist ein "Stadtteilverein"?
« am: 30. April 2012, 23:51 »
Vielleicht sollten man den Leuten mal den Begriff "Stadtteilverein" erklären, weil das in meinen Augen immer völlig falsch wiedergegeben wird.
Ein "Stadtteilverein" ist für mich ein Verein, der eng in (s)einem Stadtteil verwurzelt ist. Dabei favorisiere ich das Vereinsprinzip eines FC St. Pauli oder den in Berlin - Köpenick verwurzelten 1. FC Union. Ein Verein der sich eng in seinem Ortsteil verwurzelt sieht, einen Großteil seiner Anhänger aus dieser Ecke der Stadt bezieht.
Ein Verein der seine Traditionen auf sein Terrain und aus seiner großen Vergangenheit bezieht. Das schließt langfristigen sportlichen Erfolg NIEMALS aus! Aber eben alles Schritt für Schritt und eben nicht mit der Holzhammermethode. Auch daran ist der FC Sachsen gescheitert und er ist ein mahnendes Beispiel für Überheblichkeit und Größenwahn. Die BSG Chemie soll wieder das werden was sie mal war. Ein Verein der kleinen Leute, die in großer Anzahl gerne voller Freude und Stolz in den Leutzscher AKS gehen um ihre "Chemiker" spielen zu sehen. Wo sportlicher Erfolg wichtig ist aber auch der Spaß am Beisammensein nicht zu kurz kommt, wo man weiß was man an seinem Verein hat und man auch mal sportlichen Misserfolg wegsteckt. Wo man den kurzfristigen Erfolg nicht über die Existenz des Vereins stellt und eben keine unkalkulierbare Risiken eingeht welche diesen Verein in Existenzangst bringen könnten. Wo man den Namen Leipzig natürlich im Namen trägt, was aber nicht heist das man unkritisch mit seiner Heimatstadt umgeht und auch offen Probleme in dieser Stadt anspricht und eben nicht alles bejubelt was da die Damen und Herren im Rathaus beschließen oder nicht beschließen.
Kurz und knapp. Als "Stadtteilverein" läßt man sich nicht blind für die Interessen der Stadtpolitik instrumentalisieren sondern legt auch mal den Finger in die Wunde wenn etwas schief läuft. Denn der Fußball hat neben dem sportlichen Erfolg vor allem eine soziale Verantwortung, was heutzutage aber leider viel zu oft vergessen wird. Und diese Verantwortung soll und wird sich die BSG Chemie Leipzig stellen.

Offline Struppi

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #1 am: 01. Mai 2012, 21:18 »
Dann muss ich als alter Gohliser ab jetzt wohl MoGoNo pushen.  :grin:
Hubi macht bestimmt ooch mit.
Ein Leben ohne Chemie ist möglich, aber sinnlos. (bei Loriot geklaut)

Offline Zirkusdirektor

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #2 am: 01. Mai 2012, 21:29 »
Ich geh jetzt auch nicht mehr zur BSG Chemie Leipzig sondern nur noch zur BSG Chemie Buna Tollwitz.

Stadtteilverein, so'n Scheiss - erst mal in ner Stadt wohnen.

Zumal wenn ma überlegt was für ein Einzugsgebiet Chemie früher hatte, alles westlich von Leipzig:  von Skeuditz - bis Weißenfels - und nach Merseburg
« Letzte Änderung: 01. Mai 2012, 21:31 von Zirkusdirektor »
I don't want you to protest. I don't want you to riot - I don't want you to write to your congressman because I wouldn't know what to tell you to write. I don't know what to do about the depression and the inflation and the Russians and the crime in the street. All I know is that first you've got t

Offline T. aus FF

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #3 am: 01. Mai 2012, 21:51 »
Ein Stadtteilverein ist in seinem Stadtteil verwurzelt - kann aber durchaus darüber hinaus wirken.
(Sonsd häddsch ja zu Modor Schdödderidz gehn müssn.)...

...nur Döspaddels hier...  :grin:

P.S.  Ist Schalke eigentlich ein Stadtteilverein von Gelsenkirchen?
P.P.S.  Zu welcher Stadt gehört Gelsenkirchen???
P.P.P.S.  Im Gegensatz zu einem anderen im AKS spielenden Verein heißt Chemie wenigstens hintenrum Leipzig. Was haben denn die SGLLer gegen einen Stadtteilverein?
« Letzte Änderung: 01. Mai 2012, 21:59 von T. aus FF »
"Ein Volk das solche Boxer Fußballer Tennisspieler und Rennfahrer hat kann auf seine Uniwersitäten ruhig verzichten"
(Plakattext von Klaus Staeck)

Offline Esca

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #4 am: 01. Mai 2012, 21:53 »
Ich geh jetzt auch nicht mehr zur BSG Chemie Leipzig sondern nur noch zur BSG Chemie Buna Tollwitz.

Stadtteilverein, so'n Scheiss - erst mal in ner Stadt wohnen.

Zumal wenn ma überlegt was für ein Einzugsgebiet Chemie früher hatte, alles westlich von Leipzig:  von Skeuditz - bis Weißenfels - und nach Merseburg

Anscheinend hast du es nicht begriffen.
Ich versuche es mal kurz etwas anders zu erklären. In London z.B. gibt es 4 relevante große Vereine und noch ein paar "Kleinere" unterhalb der ersten 2 Ligen mit trotzdem durchaus respektablen Fanszenen und Zuschaueraufkommen.

Arsenal, Chelsea, Tottenham und West Ham. Diese Vereine ziehen ihr Publikum aus ihren jeweiligen Vierteln, was aber nicht ausschließt auch im Umland einen gewissen Background zu haben. Durch den sportlichen Erfolg der ersten Beiden haben Diese natürlich Anhänger auf der ganzen Insel.
Millwall spielt z.B. schon seit Jahrzehnten zwischen der 2. und 4. Liga, zieht einen Großteil seiner Fans immernoch aus den Docklands und hat trotzdem Anhänger in ganz London und Umgebung. Wie oben genannte Vereine auch. Das Eine schließt das Andere nicht aus und trotzdem berufen sich alle genannten Vereine auf ihre jeweiligen Bezirke und die Menschen welche in ihnen leben.

Kapische?
Das kann man natürlich nur im allerweitesten Sinne mit unseren Breiten vergleichen. Aber ich wollte es dir mal bildlich veranschaulichen.

P.S. Natürlich weiß ich auch das in England der Fußball durch das ganze Geldgeschiebe völlig vergiftet ist und manch Club ohne seine Geldgeber und millionenschweren Bankkrediten schon fünfmal Pleite wäre. In Spanien ists ja auch nicht anders nur würde das zu weit führen und hätte auch nichts mehr mit dem eigentlichen Thema hier zu tun.
« Letzte Änderung: 01. Mai 2012, 21:56 von Esca »

Offline Struppi

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #5 am: 01. Mai 2012, 21:57 »
Ich muss wohl mit dem @Zirkusdirektor nach London umziehen, um das zu verstehen.  :dance:

@Esca, immer schön locker durch die Frankfurter Hose atmen!  ;)
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Offline Blacky

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #6 am: 01. Mai 2012, 22:14 »
T.aud FF.  :rolleyes:
lass mal schön meine Strietzer außen vor ...
auch der Leipziger Osten war früher zu 85% chemisches Gebiet ...

und zu Schalke  :embarrassed: nur Unwissende hier ... der Verein heißt hochoffziell FC Gelsenkirchen Schalke 04  :13:
Tradition ist das , was man NICHT kaufen kann

Am20.Juni , wir sind dabei , da legt Chemie das MEISTEREI

Offline Struppi

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #7 am: 01. Mai 2012, 22:18 »
Wieder was gelernt: "Chemie heißt HINTENRUM Leipzig." Das ist ja toll.  :043:
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Offline Grimmaer

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #8 am: 01. Mai 2012, 23:09 »
Das Konzept Stadtteilverein ergibt sich doch schon allein aus der Not (dem weitgehenden Untergang des Leutzscher Fußballs) heraus.
Können wir in der LVZ oder gar im MDR unsere Themen plazieren? Nein!
Können wir das in nem Stadtteilmagazin und im Newsletter der Bürgervereine und im Szenezeitschriften (Kreuzer)? Ja!
Können wir an allen Leipziger Schulen um Nachwuchs werben? Nein!
Können wir das in Leutzsch und Lindenau flächendeckend und authenisch? Ja!
Können wir überall in der Stadt plakatieren und Plakate verteilen? Vorerst nicht!
Kriegen wir das im Leipziger Westen hin? Zunehmend!
Können wir bei stadtweit beachteten Veranstaltungen präsent sein? Vorerst nicht!
Können wir das im Leipziger Westen? Ja!

Damit die Anstrengungen nicht verpuffen, ist es schlicht notwendig, sich auf ein Stammgebiet zu konzentrieren. Wenn man dort gute Arbeit macht, kommt die Ausweitung von alleine. Aber, bei allen Fortschritten, sehe ich zur Zeit noch nicht mal, daß wir in Leutzsch ne anerkannte Größe sind.

Außerdem mal ne Frage: Warum sollten uns die chemieverrückten Umlandchemiker verloren gehen, nur weil wir die Stadtteilstrategie verfolgen? Brauchen die die Werbung in ihren Orten damit sie nach Leutzsch finden? Brauchen wir Nachwuchsfußballer aus Weißenfels? Oder noch ganz anders: Was würden wir anders machen, wenn wir den überregionalen Club raushängen ließen? Außer uns lächerlich zu machen? 

Und unseren Spielern dürften für "die Hoffnung Mitteldeutschlands" auch nicht besser spielen als für nen aufstrebenden Stadtteilverein mit legendärer Geschichte. Eher im Gegenteil, überhöhter Anspruch ist der Motivationskiller Nr.1., stimmts Herr Mateschitz?
Make Chemie great again!

Offline suchantke

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #9 am: 01. Mai 2012, 23:18 »
Ich merk grad, daß bei diesem Thema nur Nasen gechrieben haben, die heute nicht beim TUS waren, ein Besuch heute dort hätte die Diskussion verkürzt...
Aber bitte weitere Pamphlete...
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Offline Esca

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #10 am: 01. Mai 2012, 23:22 »
Das Konzept Stadtteilverein ergibt sich doch schon allein aus der Not (dem weitgehenden Untergang des Leutzscher Fußballs) heraus.
Können wir in der LVZ oder gar im MDR unsere Themen plazieren? Nein!
Können wir das in nem Stadtteilmagazin und im Newsletter der Bürgervereine und im Szenezeitschriften (Kreuzer)? Ja!
Können wir an allen Leipziger Schulen um Nachwuchs werben? Nein!
Können wir das in Leutzsch und Lindenau flächendeckend und authenisch? Ja!
Können wir überall in der Stadt plakatieren und Plakate verteilen? Vorerst nicht!
Kriegen wir das im Leipziger Westen hin? Zunehmend!
Können wir bei stadtweit beachteten Veranstaltungen präsent sein? Vorerst nicht!
Können wir das im Leipziger Westen? Ja!

Damit die Anstrengungen nicht verpuffen, ist es schlicht notwendig, sich auf ein Stammgebiet zu konzentrieren. Wenn man dort gute Arbeit macht, kommt die Ausweitung von alleine. Aber, bei allen Fortschritten, sehe ich zur Zeit noch nicht mal, daß wir in Leutzsch ne anerkannte Größe sind.

Außerdem mal ne Frage: Warum sollten uns die chemieverrückten Umlandchemiker verloren gehen, nur weil wir die Stadtteilstrategie verfolgen? Brauchen die die Werbung in ihren Orten damit sie nach Leutzsch finden? Brauchen wir Nachwuchsfußballer aus Weißenfels? Oder noch ganz anders: Was würden wir anders machen, wenn wir den überregionalen Club raushängen ließen? Außer uns lächerlich zu machen? 

Und unseren Spielern dürften für "die Hoffnung Mitteldeutschlands" auch nicht besser spielen als für nen aufstrebenden Stadtteilverein mit legendärer Geschichte. Eher im Gegenteil, überhöhter Anspruch ist der Motivationskiller Nr.1., stimmts Herr Mateschitz?

Du hast es es mit anderen Worten, aber genau richtig ausgedrückt.
Seine Situation erkennen, RICHTIG handeln, konsolidieren und dann nach und nach aufbauen. ERFOLG bekommt man nicht geschenkt, man muß ihn sich vorrausdenkend ERARBEITEN!!! Immer darauf bedacht wo man herkommt und nicht wo man hinwill!
Das ist der Erfolg und er wird sich mit genügend Geduld einstellen wenn man hartnäckig dranbleibt!

Und Geduld ist das was z.B. RB nicht hat. Und deswegen wird dieses Konstrukt scheitern.

Offline hey joe

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #11 am: 28. März 2013, 13:11 »
@Esca und Grimmaer,
Eure Erklärung zum Thema "Stadtteilverein" ist sicher richtig. Dennoch sollte man - meines Erachtens - die BSG Chemie vor allem im öffentlichen Auftreten nicht darauf reduzieren, sondern sich lieber als "DER Leipziger Verein" (mit Tradition, mit Kultstatus, mit Potential) präsentieren. Wollen wir für (insbesondere unentschlossene, potentielle) Fans eine Alternative zum seelenlosen RB und zum unsäglichen "Ersten" FC sein können wir uns nicht auf einen Stadtteil beschränken. Also: Stadtteilverein im Sinne von Heimat, Bodenständigkeit, Verankerung: ja. Im Sinne von öffentlichem Auftreten und Ziel: nein.
Wo Küsse salzig schmecken: www.jaribel.de

Offline sharky

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #12 am: 28. März 2013, 18:03 »
Und mir wird (hier) vorgeworfen, 22 h zu spät zu sein  ...   :suen

Offline beerbilly

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #13 am: 28. März 2013, 18:13 »
laut lvz von heute ham die clubschweine ja jetz auch die idee vom "coolen kiez-verein" für sich entdeckt...  :rolleyes:

Zitat
"Lok könnte Kiez-Verein werden"
Die früheren Spieler René Müller, Dieter Kühn und Jürgen Rische bangen um ihren Heimat-Club


Leipzig. Regionalligist 1. FC Lok kämpft gegen Abstieg und Insolvenz, wählt am 13. April neue Führungsgremien. Auch die ehemaligen Spieler René Müller, Dieter Kühn und Jürgen Rische hoffen, dass der gebeutelte Traditionsverein überlebt.
"Lok muss wieder Vertrauen gewinnen bei Bevölkerung, Wirtschaft und Politik, das ist die Basis für alles", sagt René Müller, 54, "wenn das nicht gelingt, ist der Verein dem Untergang geweiht." Der frühere Nationaltorwart spielte und arbeitete 23 Jahre lang für Lok und VfB, verfolgt die "peinliche Entwicklung" in Probstheida nur noch mit Kopfschütteln: "Eine endlose Geschichte, die mir wahnsinnig leid tut."
Der Niedergang habe schon 2009 mit der Entlassung von Erfolgstrainer Rainer Lisiewicz durch den damaligen Präsidenten Steffen Kubald begonnen. Seither regierten bei Lok "fußballerische Inkompetenz und Selbstüberschätzung", seien Fehlentscheidungen in Serie getroffen wurden, die "kaum noch zu korrigieren sind. Derzeit ist das ein Sumpf, mit dem ich mich nicht mehr identifizieren mag."

Dabei wäre Müller, der inzwischen von Leipzig aus als Scout für Bundesligist Mönchengladbach arbeitet, vor knapp zwei Jahren fast Lok-Trainer geworden. "Ich hielt es für reizvoll, den Club langfristig in die 3. Liga zu führen." Müller sah sich deshalb gründlich um - und sagte schließlich ab. Statt Probleme intern zu lösen und in Ruhe etwas aufzubauen, gehe bei Lok alles durch Indiskretionen sofort an die Medien und werde zerredet. Statt menschlich guter Zusammenarbeit herrsche Profilierungssucht. "Auch ich wäre wohl in kürzester Zeit auf diese Weise demontiert worden."
Lok brauche einen starken Geschäftsführer, der die Finanzen im Griff habe und dem Trainer den Rücken frei halte, müsse andererseits "einige Sümpfe trockenlegen". Dazu gehört für Müller die "bereits vor Jahrzehnten von rechts unterwanderte Fan-Szene".

Auch seinem Ex-Teamkollegen Dieter Kühn, 56, geht die Situation sehr nahe. "Ich fände es bedauerlich, wenn Lok in die Insolvenz müsste. Es wäre die dritte in Probstheida, und das ist kein gutes Zeichen", sagt der einstige Stürmer. "Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht in die Regionalliga aufzusteigen, die Hoffnung auf mehr Zuschauer hat sich nicht erfüllt." Lok müsse wissen, was man wolle. Der Verein sei immer für seine hervorragende Nachwuchsarbeit bekannt gewesen. "Auch ich habe auf dem Hartplatz angefangen, den es heute noch gibt." In den besseren Zeiten in erster und zweiter Liga habe man versäumt, Weichen zu stellen. "Entstanden ist das Flutlicht, aber sonst eigentlich nichts."

Jürgen Rische, 42, wurde ebenfalls in Probstheida groß. Derzeit steckt der frühere Stürmer, der den VfB 1993 mit in die Bundesliga schoss und später mit Kaiserslautern Meister wurde, im Wechselbad der Gefühle. Rische ist Co-Trainer bei Zweitligist Eintracht Braunschweig, erlebt eine Stadt in Aufstiegs-Euphorie, freut sich schon auf Liga eins - und leidet mit Lok. Seine Schwiegermutter in Leipzig sammelt für ihn die Zeitungsartikel über den Verein, vor Kurzem signierte er ein Retter-Trikot. "Klar hängt mein Herz noch an Lok." Es sei nie gut, wenn sich in einem Club "verschiedene Parteien bekriegen, Energie verschwendet wird, statt an einem Strang zu ziehen".

Rische leidet auch mit Trainer Marco Rose. "Der Abstiegskampf ist schwer genug, jetzt kommen jede Menge negativer Stress und Zukunftsängste hinzu." Die Köpfe der Spieler könnten gar nicht frei sein. Sie wüssten selbst im Falle des Klassenerhalts nicht, ob sie im Sommer arbeitslos sind. "Aber ich drücke die Daumen, dass Lok irgendwie die Kurve kriegt", sagt Rische.

Auch René Müller hat die Hoffnung nicht aufgegeben: "Vielleicht kommen ja bei den Wahlen die richtigen Leute ans Ruder." Eine Chance gebe es immer. Zweitligist Union Berlin sei ein leuchtendes Beispiel dafür. "Die waren vor einigen Jahren eigentlich schon tot, haben aber mit Hilfe ihrer Fans und einer kompetenten Führung die Wende geschafft." Nun sei Union Kult, habe die beste Fan-Kultur in ganz Deutschland. Ähnliches sei in Probstheida möglich. "Lok hat in Leipzig hinter Red Bull eine Nische, könnte wie Union zum Kiez-Verein werden", glaubt Müller.
Steffen Enigk

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Antw:Was ist ein "Stadtteilverein"?
« Antwort #14 am: 28. März 2013, 18:28 »
laut lvz von heute ham die clubschweine ja jetz auch die idee vom "coolen kiez-verein" für sich entdeckt...  :rolleyes:

Die Kloakenheinis sollen mal schön die Klappe halten!

Im Übrigen könnte Chemie schon viel weiter sein wenn nicht irgendwelche Lalas, inklusive ihres Himmelsboten, wegen gekränkter Eitelkeiten oder blanker Dummheit nicht die Entwicklungen blockieren würden. So siehts leider aus!