Autor Thema: Der MDR zieht den Schwanz ein  (Gelesen 12042 mal)

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #30 am: 09. Dezember 2019, 12:36 »
Begriffe wie "Besatzungsgebiet der USA" oder "Marionette Slomka" könnten 1:1 von Reichsbürgern kommen.

"Könnten" Wirklich? So willst Du argumentieren? Das könnte auch einer von denen gesagt haben? Klar, könnte. Überspitzt: Er könnte auch mal gesagt haben: "Mein Reifen ist kaputt." Hab ich auch schonmal gesagt. Anders: Der Wahlomat hat für mich zwar 96 Prozent Übereinstimmung mit "Die Partei" angezeigt, aber auch um die 15 Prozent mit der NPD oder AfD. Rückt mich das in die Nähe von Nazis? Das ist Schubladendenken. Und Schubladen funktionieren sowieso in einer komplexen Welt nicht mehr. Aber gerade weil immer wieder versucht wird, Andere in Muster zu pressen, kommt überall diese Reibung auf und alles klemmt. Du kriegst die Welt so wie sie ist nicht mehr so einfach runtergebrochen wie im Mittelalter. Und mit diesem "an die Seite stellen" diskreditiert man immer seinen Widerpart, beleidigt ihn vielleicht auch und bringt Schärfe in die Diskussion, statt die Behauptung mit Argumenten zu entkräften. Das ist genau das, was den Disput inzwischen weitgehend unmöglich macht.

Was das Interview angeht geb ich Dir sicher recht. Gerade dieser Kram von wegen "Besatzungsgebiet der USA" ist unglaublich und erschließt sich mir nicht. "Wirtschaftlich abhängig" trifft es eher, aber das trifft auch für andere Staaten zu. Bei "Marionette Slomka" weiß ich nicht.. Steimle hat sich da eine Zielscheibe ausgesucht, die mir persönlich überhaupt nicht auffällt. Obwohl ich ihr zuhöre. Vielleicht deshalb Marionetta. Dieses Wortspiel bietet sich einfach an, sie heißt halt Marietta. Ist für mich eher kindisch, so wie Ingo Flamingo. Es richtet sich wohl eher gegen Kleber.

Claus Kleber mit Schnitzler zu vergleichen, finde ich unhaltbar. Schnitzler war Chefpropagandist des DDR-Fernsehens. Dort gab es immer nur eine Meinung im Fernsehen oder in der Zeitung. Heute wird niemand gezwungen, sich Kleber anzuschauen, wenn man ihn nicht mag. Man hat die Auswahl, wenn einem "der Unterton" nicht gefällt: einfach umschalten oder was anderes lesen.

Diese Auswahl hattest Du in der DDR auch. Zumindest ich hatte sie. Westfernsehen. Bibliotheken, Kneipengespräche, Stadiongespräche, später Nikolaikirche, Neues Forum. Die DDR war nicht Nordkorea. Man musste sich mehr kümmern, mehr denken. auch mal was riskieren, aber geschenkt.

Ein Vergleich mit Schnitzler ist natürlich wieder stark überzogen, wie Steimle insgesamt ein ziemlicher Wutbürger ist. (Ich hab mir nochmal en paar Auftritte angesehen. Das Blut kocht sehr schnell bei ihm.) Gerhard Löwenthal war das westdeutsche Gegenstück zu Schnitzler. Er war es vor allem in der gleichen Zeit, was ihn im Gegensatz zu Kleber vergleichbar macht. Hat Kleber einen Widerpart? Ich glaube nicht. Wohin schaltet man denn, wenn man Claus Kleber nicht zuhören will, wenn man die Nachrichten anders kommentiert(!) haben möchte? (Für mich gehören Nachrichten gar nicht kommentiert.) Zu RT "Russia Today"? Dann landet man allerdings wirklich in kurzer Zeit bei den Reichsbürgern.

Man darf auch sagen, dass er doof ist oder eine komische Meinung vertritt. Man darf sogar sagen, dass es finstere Mächte gibt, die Kleber & Co. diktieren, was sie im Fernsehen zu sagen oder in die Zeitung zu schreiben haben. Faktisch richtig wird das dadurch aber noch lange nicht. Jedem steht es frei, sich politisch zu engagieren, wenn er sich nicht gehört fühlt.

Ich merke schon, Du versuchst mich hier in eine Schublade zu pressen, in die ich nicht gehöre und würdest Du mich besser kennen, würdest Du das wahrscheinlich lassen. Ich sage nicht, dass finstere Mächte Claus Kleber etwas einflüstern. Ich denke, es ist viel subtiler. Er steht dort, wo er steht, weil er das denkt, was er denkt. Und er kommentiert so, wie er denkt. Und wenn ihm niemand widerspricht, dann reicht das auch. Und wo bitte widerspricht jemand hörbar dem Kleber? Richtig: In der rechten Ecke.

In einem Punkt stimme ich mit euch überein: Es gibt ganz offensichtlich eine signifikante Gruppe von Menschen, die daran glaubt, von fremden Mächten besetzt zu sein und gelenkten Journalisten infiltriert zu werden. Aber wer das öffentlich sagt, muss mit Widerspruch rechnen und das auch aushalten.

So und jetzt muss man sich fragen, woher dieses Gefühl in dieser Gruppe kommt und da muss die Diskussion eigentlich hin. Man kann noch so sehr auf das Unkraut einschlagen: Wenn man sich nicht mit der Wurzel auseinandersetzt, dann wird es weiter wuchern. Es wäre weniger ein Problem, wenn es noch nie Verschwörungen in der Politik gegeben hätte, aber es gab Watergate, es gab den Kennedymord und es gab Gladio, und es gab das Oktoberfestattentat, und es gab die Barschelaffäre, und es gab den NSU und so vieles mehr. Was gab es und gibt es noch, worüber wir nur einfach keine Ahnung haben, weil keiner einen Fehler gemacht oder darüber geredet hat? Sendungen wie Monitor, Panorama, frontal 21 und was weiß ich gehen Verschwörungstheorien wie den genannten und anderen professionell nach und finden immer Stoff. und decken Dinge auf. Verschwörungstheoretiker sind das. Das ist gut so, aber es zeigt auch, dass mehr passiert, als das Auge sieht, Und nur weil Du, oder ich, weil wir uns irgendwas nicht vorstellen können, heißt das noch lange nicht, das es nicht möglich ist oder auch passiert. Das macht das ganze zum Einen so reizvoll, zum Anderen so gefährlich.
« Letzte Änderung: 09. Dezember 2019, 13:19 von Dantel »
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Offline Esca

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #31 am: 09. Dezember 2019, 13:48 »
Man kann es auch ganz einfach runterbrechen.
Viele Menschen haben den Glauben in die Politik und die Demokratie verloren, weil es in jeder Fraktion Politikerinnen und Politiker gibt, die das in sie gesetzte Vertrauen missbrauchen und ihr mit Steuergeldern finanziertes Amt einfach nur als Beruf, ja Lohnerwerb sehen. Das ist es aber eben nicht und man sollte sich in der Politik wieder die Sensibilität seiner Aussage als Politiker bewusst machen.
Das fängt eben schon z.B. bei einem Friedrich Merz an, der über zweifelhafte Beraterhonorare Millionen scheffelt und behauptet er wäre gehobener Mittelstand. Und dieser Eindruck von und über Einzelpersonen zieht sich dann durch alle Fraktionen und untergräbt nach Außen alle Errungenschaften einer demokratischen Gesellschaft. Bei einigen scheinheiligen und lobbydurchdrängten Politikerinnen und Politikern, gleich welchen Parteibuches, fängt das Problem an. Ein Steimle übernimmt diese Bilder, baut noch seine eigene Querfront-Meinung vermengt mit kruden Reichsbürgerslang und Pegidaansichten ein und fertig ist der Held aller Wutbürger. Würde er noch diesen ominösen Fischerhut aufsetzen, wüsste ich nicht ob er gerade ne Rolle spielt oder es Ernst meint. Wahrscheinlich beides...

« Letzte Änderung: 09. Dezember 2019, 18:38 von Esca »

Offline Chemieblogger

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #32 am: 09. Dezember 2019, 16:51 »
@Dantel: So weit sind wir nicht auseinander, aber hier kommen wir nicht zusammen. Das können wir nur bei einem Bier klären.  :engel016:

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #33 am: 09. Dezember 2019, 19:45 »
@Dantel: So weit sind wir nicht auseinander, aber hier kommen wir nicht zusammen. Das können wir nur bei einem Bier klären.  :engel016:

Ich bin gern dazu bereit. Meine Biere werden in der Südvorstadt und in Connewitz ausgeschenkt. ;)
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Offline DenDen

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #34 am: 09. Dezember 2019, 20:02 »
Es braucht 3 Seiten Forum und unendlich viel Text um dann doch zum wesentlichen zu kommen. Prost!  :bier:
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Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #35 am: 09. Dezember 2019, 20:32 »
Inhalte überwinden! Das Bier entscheidet.

Von wem war das nochmal?  :ren
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Offline Uller

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #36 am: 09. Dezember 2019, 21:26 »
Inhalte überwinden! Das Bier entscheidet.

Von wem war das nochmal?  :ren

Struppi.  :gr