Autor Thema: Der MDR zieht den Schwanz ein  (Gelesen 11924 mal)

Offline Esca

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #15 am: 05. Dezember 2019, 22:02 »
Hört euch doch diesen Mist mal von Anfang bis Ende an, den Kamerad Steimle so öffentlich äußert.
Bis auf den berechtigten Punkt mit der Heuchelei beim Thema Rüstung, kommt von ihm nur Verständnis für „besorgte Bürger“ und Pegida. Und dieser Auftritt hier, hatte nichts mit Satire und Kabarett, ja gar Humor zu tun. Dort verharmlost einer die Neofaschisten und die AfD. Zumindest erweckt es allen Anschein. Abschalten den Typen und aus die Maus!

 

 

Offline Günni

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #16 am: 06. Dezember 2019, 06:18 »
"Abschalten" und rein in die Schublade "Pegida, AfD, Neonazi..." - so funktionierts eben nicht, diese dümmliche schwarz-weiß-Malerei. Michael Schmidt-Salomon sagt u.a.: "Demagogen feiern mit halben Wahrheiten ganze Erfolge. Wenn man sie stoppen will, dann muss man ihnen ihre halben Wahrheiten entziehen, indem man ihnen recht gibt, wo sie recht haben..." (zum Thema durchaus passendes, interessantes Interview  https://www.sueddeutsche.de/politik/philosoph-michael-schmidt-salomon-solange-rechtspopulisten-oder-islamisten-keine-gesetze-verletzen-muessen-sie-toleriert-werden-1.3259711 )
Aber das ist mühsam, da müsste man ja mal seine Birne bissel mehr anstrengen, schon klar...



 :rolleyes:

Schon mal aufgefallen, das da ein "n" zuviel ist? Und Erfinder dieser  Verballhornung des "Kraft durch Freude"-Slogans ist der sächsische Kabarettist Werner Finck, welcher in den 30er-Jahren im KZ einsaß.
Es ist nicht immer so einfach, wie's scheint....

« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 06:20 von Günni »

Offline Beto

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #17 am: 06. Dezember 2019, 09:41 »
Und solche Sachen wie hier

Zitat
Steimle hatte in dem Interview unter anderem gesagt: „Die Wahrheit ist eben, dass wir keine eigene Politik haben, weil wir ein besetztes Land sind.” Er forderte die Politik auf, sich unabhängiger von den Vereinigten Staaten zu machen, derzeit sei Deutschland noch ein „Besatzungsgebiet der USA“.

gehören natürlich nur zum normalen besorgten Bürger mit einem bisschen Reichsbürger drin.

Offline Greenspan

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #18 am: 06. Dezember 2019, 09:43 »
Eigentlich gehört diese Diskussion nicht unbedingt in ein Fussballforum. Ich würde Sie eher in den Kommentarspalten zum Beispiel der LVZ sehen. Achso, geht ja auch nicht mehr.  :017:

Als ich die Meldungen über Steimles Absetzung las, musste ich irgendwie an O.F. Weidling denken. Da gibt es gewisse Parallelen. Zumindest was die Dicke der Haut der Mächtigen betrifft...

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #19 am: 06. Dezember 2019, 10:17 »
Steimle versteht KEINER. Unheimlich viele glauben es, aber das ist immer Selbstüberschätzung, denn keiner kann in ihn reingucken und die Kunstfigur hat sich, von außen betrachtet, mit der Privatperson derart zu einer Brühe verrührt, dass er wahrscheinlich selber nicht mehr klarkommt.. Entweder ist es Satire, dann ist sie derart überzogen, dass die eine Seite, die er treffen will, sich gleichermaßen verstanden, bestätigt und drin wohl fühlt, wie die andere, die er vielleicht zum nachdenken und zu bitterem Lachen bringen will sich angegriffen fühlt. Oder es ist keine Satire und dann muss man nicht drüber reden.

Aus meiner Sicht ist es, unabhängig von den Inhalten, lange keine Satire mehr, sondern nur noch Provokation, denn der Humor ist völlig verloren gegangen und damit erfüllt er auch seinen Job nicht mehr. Aber das ist meine persönliche Meinung. Der Punkt ist, dass, wenn Satire nicht mehr verstanden werden kann, weil man einfach mal nicht mehr weiß, wen man da vor sich hat, was echt ist, wenn KEINE ich sag mal "Seite" sie als das Gedachte wahrzunehmen in der Lage ist, dann hat der Kabarettist versagt. Steimle täte gut daran, sich selbst in Frage zu stellen und nicht mit breiter Brust immer tiefer ins rechte Heldentum zu steuern.

Übrigens @esca spricht das eingestellte Video eher für ihn als gegen ihn. Aus meiner Sicht.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 10:26 von Dantel »
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Offline Esca

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #20 am: 06. Dezember 2019, 10:36 »
Was dieser Typ bei Riverboat äußert, ist doch nicht die Kunstfigur Steimle sondern der Mensch Steimle.
Sowas kann man nicht spielen. Er sieht sich als Verteidiger der „armen Sachsen“, der „armen Ossis“‘und allen voran der Wutbürger. Sonst würde er nicht mit solcher Vehemenz argumentieren.

Dantel. Den einzigen Aspekt welchen ich ähnlich sehe, betrifft die Heuchelei beim Thema Rüstung und Waffenexporte bzw. die Folgen davon. Danach hört’s aber auch wieder auf.
Warum verteidigt er so vehement so manches „Wutbürger-Argument“? Das macht man ja nicht wenn man eine kabarettistische Rolle spielt. Kabarett soll offen auf Probleme hinweisen aber eben auch mit feinem Humor die Situation am Ende auflösen. Er löst aber gar nichts auf, wäre es eine Rolle die er gerade spielt. Meinetwegen den „Wutbürger“. 
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 10:44 von Esca »

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #21 am: 06. Dezember 2019, 10:55 »
Was dieser Typ bei Riverboat äußert, ist doch nicht die Kunstfigur Steimle sondern der Mensch Steimle.

Das ist mir bewusst. Dennoch hab ich ihm sehr genau zugehört und ich finde für mich nicht viel Falsches in dem, was er dort gesagt hat. Das Falsche an ihm sind eher die Sachen, die er nicht sagt und über die er schweigt und da bin ich nicht sicher, wie bewusst er das tut. Aber man hört und interpretiert besonders in unseren Tagen eben auch immer was man hören und interpretieren will. Ist irgendwie wie in der Steinigungsszene bei "Das Leben des Brian". Steimle hat Jehova gesagt.

Woran stößt Du Dich denn im Wortlaut? Markier einfach mal die Stellen, dann können wir darüber dann auch konkret reden. Das macht mehr Sinn als über seine Entlassung zu reden (die ich aus den genannten Gründen noch immer richtig und überfällig finde).
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Offline thommy

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #22 am: 06. Dezember 2019, 10:58 »
Er sieht sich als Verteidiger der „armen Sachsen“, der „armen Ossis“‘...

Damit könnte man ihn aber auch in die Nähe der Partei "Die Linke" rücken. Das ist doch alles oberflächlich und jeder beurteilt ihn eben aus seiner eigenen ( vorgefertigten ) Sicht und Schublade.

@Dantel hat für mich einen tollen Beitrag geschrieben. Ich glaube der Mensch Steimle ist sehr ehrgeizig und auf Suche nach Anerkennung und Beachtung. Insofern vermischt er "Kunst" ( die für mich persönlich nie eine war ) und Privates derart, dass er selbst nicht mehr durchsieht.

Fakt ist, wer seinen Arbeitgeber öffentlich verunglimpft muss mit Konsequenzen rechnen. Das hat er riskiert und nun sieht er sich als "Opfer". Darüber kann ich nur den Kopf schütteln.
Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der Andere könnte am Ende vielleicht doch Recht haben.

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #23 am: 06. Dezember 2019, 11:41 »
Warum verteidigt er so vehement so manches „Wutbürger-Argument“? Das macht man ja nicht wenn man eine kabarettistische Rolle spielt. Kabarett soll offen auf Probleme hinweisen aber eben auch mit feinem Humor die Situation am Ende auflösen. Er löst aber gar nichts auf, wäre es eine Rolle die er gerade spielt. Meinetwegen den „Wutbürger“.

Steimle nimmt die Welt auf seine Weise war, so wie jeder von uns. Und er ist, was bei Kabarettisten in der Natur der Sache liegt, eher einer, der den Disput und die Auseinandersetzung sucht. Wenn der also in seiner Stadt Pegida marschieren sieht, dann geht er hin und versucht herauszufinden, was da los ist. Was er dort erfährt, wird Grundlage seiner Arbeit. Im Idealfall. Diesen Schritt hat er vielen voraus, die einfach von Beginn an geurteilt haben und den gesamten Protest in die gleiche Schublade gestopft haben, dahin wo er jetzt ist, ob aus Trotz auf diese Zuordnung oder weil man von Beginn an so war. Wenn man das tut, muss man dann allerdings sehr vorsichtig und kritisch bleiben, und zwar ganz bewusst. Das hat er dann nicht mehr geschafft, wie viele andere, die ähnliches taten. Es gibt da eine Szene in einem Terry Pratchett Roman, die mich daran erinnert. Grob übersetzt: Wenn sich ein weißer Punkt zwischen viele rote Punkte begibt, dann werden nicht die roten Punkte weiß, sondern dann wird er nach und nach selber rot. Das ist vielen passiert, die es gewagt haben, dorthin zu gehen, weil die rechte Propaganda stark ist und das Verhalten der politischen Eliten sie noch befeuert.

Pegida ist jetzt ein rechtsradikaler Haufen. Keine Frage. Rechtsradikale haben die Oberhand schnell gewonnen unter Mithilfe von außen. Ich denke das ist gewollt, denn eine ECHTE Bürgerbewegung wäre ein großes Problem für die Teile der politischen Eliten geworden, die längst vergessen haben, dass sie DIENER des Volkes sind und sich für Herrscher halten. Kein deutsches Problem, aber ein Riesenproblem für die Demokratie. Also hat man sie mit leichter Führung in den rechten Sumpf gesteuert, eine RECHTE Bürgerbewegung, wo man sie diskreditieren und kleinhalten kann. Das war der Plan. Dummerweise nahm die Sache in diese Richtung dann Fahrt auf und endete (vorerst) in einer starken AfD, bei der man sich fragen muss, wie solche Deppen so wahlfähig werden konnten. Das war so sicher nicht gedacht und jetzt haben Teile der politischen Eliten ein Problem, aber eben ein ANDERES, als das, was sie nicht wollten.

Hätte Pegida etwas anderes werden können? Werden wir nie erfahren. Aber so ist die Veranstaltung zum Teil auch durch den Umgang mit ihr GEWORDEN. Eine Bürgerbewegung wie 89 wäre sie wohl nie geworden, aber das die Themen vielschichtiger wurden und waren, wurde immer weggedrückt. "Deutschland hat nur ein Problem und das seid ihr." Das war der O-Ton. Das ist auch eine Provokation. Der hat sich Steimle annehmen wollen. Er ist gescheitert. Das das Land stattdessen aber große Probleme hat, dass man das spürt, ich denke das weiß jeder. Nur redet kaum einer über Billiglöhne, Altersarmut, Bildungsnotstand. Auch nicht Steimle. Das war das Ziel von Teilen der politischen Eliten und das haben sie erreicht.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 11:43 von Dantel »
"Frage nicht, was Chemie für Dich tun kann, sondern was Du für Chemie tun kannst."

Offline derHarti

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #24 am: 06. Dezember 2019, 14:09 »
Steimle nimmt die Welt auf seine Weise war, so wie jeder von uns. Und er ist, was bei Kabarettisten in der Natur der Sache liegt, eher einer, der den Disput und die Auseinandersetzung sucht. Wenn der also in seiner Stadt Pegida marschieren sieht, dann geht er hin und versucht herauszufinden, was da los ist. Was er dort erfährt, wird Grundlage seiner Arbeit. Im Idealfall. Diesen Schritt hat er vielen voraus, die einfach von Beginn an geurteilt haben und den gesamten Protest in die gleiche Schublade gestopft haben, dahin wo er jetzt ist, ob aus Trotz auf diese Zuordnung oder weil man von Beginn an so war. Wenn man das tut, muss man dann allerdings sehr vorsichtig und kritisch bleiben, und zwar ganz bewusst. Das hat er dann nicht mehr geschafft, wie viele andere, die ähnliches taten. Es gibt da eine Szene in einem Terry Pratchett Roman, die mich daran erinnert. Grob übersetzt: Wenn sich ein weißer Punkt zwischen viele rote Punkte begibt, dann werden nicht die roten Punkte weiß, sondern dann wird er nach und nach selber rot. Das ist vielen passiert, die es gewagt haben, dorthin zu gehen, weil die rechte Propaganda stark ist und das Verhalten der politischen Eliten sie noch befeuert.

Pegida ist jetzt ein rechtsradikaler Haufen. Keine Frage. Rechtsradikale haben die Oberhand schnell gewonnen unter Mithilfe von außen. Ich denke das ist gewollt, denn eine ECHTE Bürgerbewegung wäre ein großes Problem für die Teile der politischen Eliten geworden, die längst vergessen haben, dass sie DIENER des Volkes sind und sich für Herrscher halten. Kein deutsches Problem, aber ein Riesenproblem für die Demokratie. Also hat man sie mit leichter Führung in den rechten Sumpf gesteuert, eine RECHTE Bürgerbewegung, wo man sie diskreditieren und kleinhalten kann. Das war der Plan. Dummerweise nahm die Sache in diese Richtung dann Fahrt auf und endete (vorerst) in einer starken AfD, bei der man sich fragen muss, wie solche Deppen so wahlfähig werden konnten. Das war so sicher nicht gedacht und jetzt haben Teile der politischen Eliten ein Problem, aber eben ein ANDERES, als das, was sie nicht wollten.

Hätte Pegida etwas anderes werden können? Werden wir nie erfahren. Aber so ist die Veranstaltung zum Teil auch durch den Umgang mit ihr GEWORDEN. Eine Bürgerbewegung wie 89 wäre sie wohl nie geworden, aber das die Themen vielschichtiger wurden und waren, wurde immer weggedrückt. "Deutschland hat nur ein Problem und das seid ihr." Das war der O-Ton. Das ist auch eine Provokation. Der hat sich Steimle annehmen wollen. Er ist gescheitert. Das das Land stattdessen aber große Probleme hat, dass man das spürt, ich denke das weiß jeder. Nur redet kaum einer über Billiglöhne, Altersarmut, Bildungsnotstand. Auch nicht Steimle. Das war das Ziel von Teilen der politischen Eliten und das haben sie erreicht.

Ich bin sehr oft deiner Meinung und mag es, dass du Sachen mit Abstand betrachtest und differenzierst aber hier muss ich dir klar widersprechen.
Pegida musste nicht von außen in die rechte Ecke geschoben werden, die waren von Beginn an dort. Man muss sich nur mal an dieses "Grundprogramm" von Legida erinnern, dass das Dresdener Original nochmal verschärfte. Das war ein und derselbe Orga-Haufen.
Zudem: Niemand wird aus Trotz zum Nazi oder sympathisiert mit diesen. Diese Denkweisen sind vorhanden und Pegida ist das Ventil oder der Katalysator.
Die Bewegung wurde von Anfang an aus antifaschistischer Sicht kritisch betrachtet und abgelehnt weil dort Positionen geäußert wurden, die nichts mit einer bloßen Protestbewegung aber viel mit Fremdenfeindlichkeit gemeinsam hatten und weil das dortige Personal einschägig bekannt war.
Diese Strukturen fallen doch nicht vom Himmel, das stehen Netzwerke dahinter. Rechtsradikale haben dort nicht die Oberhand gewonnen und schon garnicht weil Menschen sich dem entgegengestellt haben. Die wahrnehmbare Verschärfung des Tones ergibt sich einfach aus der zugrundeliegenden Ideologie. Das Bedrohungsszenario muss akut und wichtig bleiben sonst fällt das Weltbild auseinander. Das schafft man nur indem man immer weiter eskaliert.

Ich habe Steimles Programmen oder Clips früher auch ein paar Lacher abgewinnen können und ich fand es gut, dass eine "Ostsicht", so leicht antiquiert sie mir auch vorkam, im deutschen Fernsehen statt fand aber sein Abrutschen in diesen obskuren braunen Mief muss kritisch betrachtet werden. Steimle ist für mich ein Paradebespiel für diese Leute, die mit Ihrer Meinung knietief im Ressentiment stecken und sobald dadurch etwas Gegenwind aufkommt, wird geflennt wie ungerecht das ist. Er kann der Jungen Freiheit, der Compact und NuoViso Interviews geben bis die Sonne erlischt, er kann Kraft durch Freunde Shirts tragen wenn ihm das gefällt (einen Spruch mit dem er „aus einem belasteten Spruch etwas Neues, Positives“ schaffen wollen, mehr nicht" - die Referenz auf Werner Finck geht also völlig ins Leere), er kann auch suggerieren, dass Ausländer hinter Altäre kacken, aber ich werde dann sagen, dass ich es nicht toleriere und dass er damit fremdenfeindlichen Positionen, Strukturen und Personen Aufwind gibt. Denn darunter leidet nämlich nicht er, sondern die Menschen, die von den Ressentiments betroffen sind und den Schuh muss er sich einfach anziehen. Passt aber sicher nicht zu seinem Bild von sich selbst als kritischer Geist.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 14:39 von derHarti »

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #25 am: 06. Dezember 2019, 15:01 »
Pegida musste nicht von außen in die rechte Ecke geschoben werden, die waren von Beginn an dort. Man muss sich nur mal an dieses "Grundprogramm" von Legida erinnern, dass das Dresdener Original nochmal verschärfte. Das war ein und derselbe Orga-Haufen.
Zudem: Niemand wird aus Trotz zum Nazi wird oder sympathisiert mit diesen. Diese Denkweisen sind vorhanden und Pegida ist das Ventil oder der Katalysator.
Die Bewegung wurde von Anfang an aus antifaschistischer Sicht kritisch betrachtet und abgelehnt weil dort Positionen geäußert wurden, die nichts mit einer bloßen Protestbewegung aber viel mit Fremdenfeindlichkeit gemeinsam hatten und weil das dortige Personal einschägig bekannt war.
Diese Strukturen fallen doch nicht vom Himmel, das stehen Netzwerke dahinter. Rechtsradikale haben dort nicht die Oberhand gewonnen und schon garnicht weil Menschen sich dem entgegengestellt haben. Die wahrnehmbare Verschärfung des Tones ergibt sich einfach aus der zugrundeliegenden Ideologie. Das Bedrohungsszenario muss akut und wichtig bleiben sonst fällt das Weltbild auseinander. Das schafft man nur indem man immer weiter eskaliert.

Ich hab mich mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte, es gab, so erinnere ich mich zumindest, mehrmals die Gelegenheit, bei der aus Pegida, die, wie Du richtig schreibst, von Beginn an rechtsradikal und fremdenfeindlich ausgerichtet war, durch Themen- und Prioritätenwechsel etwas anderes hätte werden können. Und an jedem dieser Punkte setzte sich die Wurzel durch, zum einen aus ihrer eigenen Aggressivität heraus, zum anderen aus der eindimensionale Reaktion der Gegenseite heraus. Auf den Demonstrationen waren nicht zu jeder Zeit nur Nazis, da war auch ein recht großer Teil Unzufriedener, der keinen anderen Weg fand, seinen Frust zu kanalisieren und sich der offenen Provokation anschloss ohne den gebotenen Respekt vor den Konsequenzen. Das merkt man aber nur, wenn man zwischen sie geht. Von außen sieht das einheitlich aus. Der Konflikt wurde, auf beiden Seiten, voll und ganz und ohne Rücksicht von Extremisten übernommen und war nie in der Mitte der Gesellschaft, wo der Disput eigentlich und mit völlig anderen Themen stattfinden müsste. Der Schwenk dahin ist aber nie gelungen. Eine verpasste Gelegenheit.

Ich erinnere daran, wie aus den Montagsdemos aus "Wir sind das Volk!" der Spruch "Wir sind ein Volk!" wurde. Dort ist die völlige Neuausrichtung einer Bürgerbewegung in kurzer Zeit gelungen, weil die ursprünglichen Kräfte den eindringenden nicht gewachsen waren. Das war eine feindliche Übernahme, wie sie auch für Pegida hier und da möglich erschien. Bei Pegida hat das aber nicht funktioniert, weil die Faschisten es nicht zugelassen haben, vor allem, weil sie die Rednerbühne nie geteilt haben und Widerspruch nie zugelassen haben, sich also stets zutiefst undemokratisch verhielten, was sie dann der Gegenseite vorwarfen. Von solchen Verdrehungen der Tatsachen krieg ich immer Magenschmerzen.

Ich erinnere mich aber auch an die ersten Legida-Versuche und ich war auch an den Demos gegen Legida anfangs beteiligt, bis mich eine Menschenkette aus jungen Leuten nicht mehr in die ersten Reihen durchlassen wollte, weil ich für die so aussah, als würde ich bei denen dazugehören und würde mich dazustellen wollen. Nicht nur dass das furchtbar dumm war, weil, selbst wenn sie recht gehabt hätten, es mich ja nur bestärkt hätte. Ich weiß, dass selbst sonst intelligente junge Menschen aus fehlender Lebenserfahrung heraus dumme Dinge tun. Aber ich hab mich dann gefragt, wie sich wohl Menschen gefühlt haben, die zu der Zeit vielleicht auf der Kippe standen aus irgendwelchen Gründen und denen dann sowas passiert ist. Wenn man die Perspektive einnimmt, dann kommt so ein "Ihr habt sie doch nicht alle - jetzt erst recht!"-Gedanke ganz schnell. Ich zumindest war stinksauer und hab in den Tagen danach eine Weile gebraucht, um mit meiner Wut klarzukommen. Und als dann auch noch die Antifa eine Schneise durch die Menge schob, drückte, stieß für ihre Frontfrau Julia Nagel war für mich klar, dass ich dort auch nicht mehr richtig bin. Ich bin dann zuhause geblieben. Muss ich nicht haben sowas. In diesen Tagen hat die Antifa mehr Schaden angerichtet als richtig gemacht und viel Kredit verspielt.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 15:06 von Dantel »
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Offline Chemieblogger

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #26 am: 06. Dezember 2019, 15:43 »
@Dantel: Auch ich schätze deine Beiträge sehr, wirklich. Und ich hätte nicht gedacht, dass dieser Thread auf dieses doch hohe Niveau gehoben werden könnte. Aber über Pegida müssen wir wirklich nicht diskutieren. Egal zu welchem Zeitpunkt, egal unter welcher Führung, egal in welchem Aggregatszustand. Der Name gibt die Programmatik vor: "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Schon das für sich allein genommen ist so nah dran am Tatbestand der Volksverhetzung, so dass die Mitläufer jedes Recht auf Gehör verspielen müssen. Da gibt es nichts schönzureden und zu deuteln.

Hier kam der Wunsch auf, mit Belegen zu arbeiten. Steimle hat sich spätestens mit seinem Interview in der "Jungen Freiheit" im Juli 2018 unmöglich gemacht, aus dem die folgenden Zitate stammen:

"... glauben Sie zum Beispiel bitte nicht, wir hätten einen staatsfernen Rundfunk! Wobei man für diese Erkenntnis ja nicht einmal, wie ich, Inneneinblick haben muß. Inzwischen weiß jeder, daß etwa Atlantikbrücke-Mitglied Claus Kleber der Karl-Eduard von Schnitzler der BRD ist, zusammen mit seiner Marionetta Slomka."

"Ein erster Schritt könnte sein, zu debattieren, daß wir selbst 2018 noch Besatzungsgebiet der USA sind. (...) Die Wahrheit ist eben, daß wir keine eigene Politik haben, weil wir ein besetztes Land sind."

Bundeskanzlerin Merkel sei "eine Marionette".

"... die Politiker brauchen uns nur bis zu dem Tag, an dem wir sie gewählt haben. Von da an aber dienen sie allein den Interessen von Industrie, Banken, Lobbies und der Mächtigen."

Das ist irgendwas zwischen Verschwörungstheorien, Reichsbürgertum, Antisemitismus, Antiamerikanismus, Populismus, völkischer Nationalismus und Querfront-Phantasien. Eine abstoßende, gefährliche Mischung, aber auf vielen Seiten anschlussfähig.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2019, 15:52 von Chemieblogger »

Offline Dantel

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #27 am: 06. Dezember 2019, 16:41 »
Aber über Pegida müssen wir wirklich nicht diskutieren. Egal zu welchem Zeitpunkt, egal unter welcher Führung, egal in welchem Aggregatszustand. Der Name gibt die Programmatik vor: "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Schon das für sich allein genommen ist so nah dran am Tatbestand der Volksverhetzung, so dass die Mitläufer jedes Recht auf Gehör verspielen müssen. Da gibt es nichts schönzureden und zu deuteln.

Nochmal: In der Spitze habt ihr damit natürlich recht. Aber ich bitte auch zur Kenntnis zunehmen, was Leute hervorgebracht haben, die sich wissenschaftlich mit Pegida auseinandergesetzt haben, was zum Beispiel das WZB oder die TU Dresden über die Zusammensetzung der Teilnehmerfelder der Demonstrationen zum Vorschein gebracht haben. Das relativiert einiges. Unbestritten bleibt es dennoch aus meiner Sicht unsagbar dumm, sich Pegida anzuschließen, wenn man kein Nazi sein will oder ist. Ich stehe diesem Versagen menschlicher Intelligenz mit ratlosem Entsetzen gegenüber. Für mich ergibt es nur dann einen Hauch von Sinn, wenn man sich in höchster Verzweiflung befindet und keine adäquate besser passende Möglichkeit vorhanden ist, seinen Unmut zu äußern. Ersteres erschließt sich mir aber für das Teinehmerfeld nicht, weil sie in der Regel ein gutes Leben führen, das sie allerdings (für mich völlig unfassbar) nicht schätzen, letzteres ist nicht nur ein Versagen von Gewerkschaften, Politik und sonstigen Initiativen, sondern vielmehr ein gesamtgesellschaftiches Versagen.

"... glauben Sie zum Beispiel bitte nicht, wir hätten einen staatsfernen Rundfunk! Wobei man für diese Erkenntnis ja nicht einmal, wie ich, Inneneinblick haben muß. Inzwischen weiß jeder, daß etwa Atlantikbrücke-Mitglied Claus Kleber der Karl-Eduard von Schnitzler der BRD ist, zusammen mit seiner Marionetta Slomka."

"... die Politiker brauchen uns nur bis zu dem Tag, an dem wir sie gewählt haben. Von da an aber dienen sie allein den Interessen von Industrie, Banken, Lobbies und der Mächtigen."

Diese beiden Aussagen würde ich mit tragen. Vielleicht würde ich im zweiten "allein" durch "vor allem" ersetzen, aber sonst.

Zu 1) Mediale Berichterstattung ist ausgerichtet. Das ist auch mein Eindruck. Es gibt immer Unterton, unterschwellige Botschaften, nichts sooo direktes, aber man erfasst es, Töne die uns sagen was wir worüber wie denken sollten. Das ist ansich kein Problem, wenn man sich dessen bewusst ist und nicht nur hört, sondern auch differenziert. Aber gerade Kleber hat schon Kaliber. Genau wie Fleischhauer oder Schlamp. Das sind keine Journalisten, das sind Demagogen, die sich verlaufen haben, jeder auf seinem Gebiet. Die Frage ist, ob ihr Tun individuell ist oder eben wirklich institutionell. Ich vermute ersteres.

Zu 2) Da empfehle ich mal dem Sonneborn zuzuhören oder ihn zu lesen, oder die eine oder andere Anstalt nochmal anzuschauen. Politik wird massiv von Wirtschaft und Finanzindustrie indoktriniert und nicht beeinflusst, sondern gelenkt. Das ist so. Und wann wenn nicht bei der Wahl greift denn der Bürger noch ein? Stimme abgegeben heißt es nicht umsonst. Man hat dann keine mehr, bis zur nächsten Wahl. Aus irgendwelchen Gründen denken wir in Deutschland immer noch, dass wir die beste Demokratie haben und man sie so lassen muss, wie sie ist. Aber wir sehen gleichzeitig, wie Antidemokraten überall auf der Welt die Demokratien wieder auseinanderbauen. Und wir tun nichts an unserer. Wir warten. Bis wir dran sind. Wahrscheinlich bald. Die Welt verändert sich und die Demokratie, egal wie gut sie ist, muss man deshalb zwingend anpassen, immer weiter entwickeln. Gibt man dem Bürger auch nur das Gefühl, nicht mehr beteiligt zu sein, und das ist inzwischen gefährlich weit verbreitet, dann wacht man eines Tages in der Diktatur auf.

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Offline Hanseat

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #28 am: 08. Dezember 2019, 09:04 »
Erstmal vorweg, man sollte andere Meinungen auch mal ertragen. Man muss sie nicht akzeptieren, aber dann muss man sich halt auch sachlich damit auseinandersetzen. Das ist unserer Gesellschaft aber deutlich abhanden gekommen, weil man dann gleich mit Schlagworten, wie Populismus, Antisemitismus und ähnliches erschlagen wird, statt sich damit auseinanderzusetzen. Das ist aber das grundsätzlich gefährliche. Denn so erstickt man auch jegliche Diskussionen über bestimmte Themen. Beispiel ich kritisiere die Politik Israels. Als erstes was dann kommt  - Antisemit. Wenn man Teile von Putins Politik lobt, kommt Putinversteher oder Diktatorliebling. Eine sachliche Auseinandersetzung findet kaum noch statt.
Was jetzt die obrigen Zitate betrifft, sind die natürlich zugespitzt, aber das sei einem Kaberettisten auch zugestanden. Wenn man jetzt diese Aussgen liest ohne zu Wissen, das sie von Steimle sind, können diese sowohl vom linken wie auch rechten politischen Sphären kommen. Denn das sind doch auch nur reale Zustandsbeschreibungen der heutiogen Gesellschaft. Das was Steimle beschreibt ist genau das was viele politisch interessierte Menschen ist diesem Land bewegt und auch deren Meinung ist. Das Schlimme daran ist, das da auch sehr viel Wahrheit dabei ist, was die Herrschenden zwar nicht hören wollen und auch mit aller Macht bekämpfen, aber trotzdem bleibt es so.
Den Fortschritt verdanken wir den Nörglern. Zufriedene Menschen wünschen keine Veränderung!     H.G. Wells

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Re: Der MDR zieht den Schwanz ein
« Antwort #29 am: 09. Dezember 2019, 10:05 »
Ich sehe das grundlegend anders. Ein Interview in der "Jungen Freiheit" ist bestimmt nicht mit einem satirischen Auftritt zu verwechseln, sondern angesichts der Agenda dieses Blattes bitterer Ernst, da kann man sich noch so gerne als Satiriker bezeichnen. Die Aussagen sind auch bestimmt nicht satirisch gemeint. Begriffe wie "Besatzungsgebiet der USA" oder "Marionette Slomka" könnten 1:1 von Reichsbürgern kommen.

Claus Kleber mit Schnitzler zu vergleichen, finde ich unhaltbar. Schnitzler war Chefpropagandist des DDR-Fernsehens. Dort gab es immer nur eine Meinung im Fernsehen oder in der Zeitung. Heute wird niemand gezwungen, sich Kleber anzuschauen, wenn man ihn nicht mag. Man hat die Auswahl, wenn einem "der Unterton" nicht gefällt: einfach umschalten oder was anderes lesen. Man darf auch sagen, dass er doof ist oder eine komische Meinung vertritt. Man darf sogar sagen, dass es finstere Mächte gibt, die Kleber & Co. diktieren, was sie im Fernsehen zu sagen oder in die Zeitung zu schreiben haben. Faktisch richtig wird das dadurch aber noch lange nicht. Jedem steht es frei, sich politisch zu engagieren, wenn er sich nicht gehört fühlt. Chemie ist ein ganz gutes Beispiel, was man erreichen kann, wenn man nicht auf "die da oben" wartet, sondern einfach selbst aktiv wird und was eigenes aufbaut.

In einem Punkt stimme ich mit euch überein: Es gibt ganz offensichtlich eine signifikante Gruppe von Menschen, die daran glaubt, von fremden Mächten besetzt zu sein und gelenkten Journalisten infiltriert zu werden. Aber wer das öffentlich sagt, muss mit Widerspruch rechnen und das auch aushalten.