Autor Thema: Jahresrückblick 2018  (Gelesen 2932 mal)

Offline Waldstraßenchemiker

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Jahresrückblick 2018
« am: 16. Dezember 2018, 14:52 »
Wieder ist ein (Fußball-)Jahr rum und wieder ist es Zeit, Bilanz zu ziehen: Wo standen wir vor einem Jahr? Wo stehen wir heute? Was haben wir vom neuen Jahr zu erwarten?

Vor einem Jahr kamen wir durchgefroren und pappsatt aus Neustrelitz zurück, wo wir das wohl schwächste Spiel einer insgesamt schwachen Regionalliga-Hinrunde gesehen hatten, obendrein ein echtes 6-Punkte-Spiel. Es war wohl in dem Moment jedem klar, dass es sehr schwer werden würde, das Ruder in der Rückrunde noch einmal herumzureißen. Die Euphorie des Aufstiegssommers hatte einen heftigen Knacks bekommen, obwohl auch diese Hinrunde einige schöne Momente hatte wie das Sachsenpokalachtelfinale gegen den FSV Zwickau, das sensationell gewonnen wurde, und das vorgezogene Rückspiel gegen Lok, in dem sich die Mannschaft achtbar schlug und völlig verdient einen Punkt mitnehmen konnte.
Die Verantwortlichen zogen in der Winterpause die richtigen Konsequenzen und verstärkten die Mannschaft noch einmal offensiv, besonders Pierre Merkel schlug sofort ein. Außerdem steigerten sich mit Beginn der Rückserie auch die übrigen Spieler des Kaders und erreichten jetzt langsam aber sicher Regionalliga-Niveau. Kapital aus dieser sehr positiven Entwicklung konnte im Sachsenpokal gezogen, wo schließlich durch einen Auswärtssieg in Auerbach das Finale erreicht wurde. In der Liga spielte Chemie wohl die beste Halbserie seit sehr langer Zeit (jedenfalls, wenn man die Spielklasse miteinbezieht), holte 23 Punkte was einen 9. Platz und somit das gesicherte Mittelfeld bedeutete. Allein, um die schwache Hinrunde auszugleichen und den rettenden 15. Platz in der Gesamtrechnung zu erreichen, reichte es nicht. Dafür gab es externe Gründe (der 16. Platz hätte ja reichen können, wenn gewisse damalige Drittligisten nicht über ihre Verhältnisse gelebt hätten), aber natürlich wäre auch unabhängig davon Platz 15 möglich gewesen: Obwohl die Mannschaft stark verbessert auftrat, wurden aufgrund der schwachen Chancenverwertung einige Punkte liegengelassen. Ein Beispiel: Beim Auswärtsspiel im Jahn-Sportpark Berlin bei der VSG Altglienicke trafen die Jungs viermal den Pfosten, am Ende stand es 0:0. Mit einem Sieg dort, hätten wir die Klasse gehalten. Dieser Stachel, dass es eben absolut unnötig war, abzusteigen - sitzt wohl bei uns allen noch und wird da noch sitzen, bis der Wiederaufstieg gelingt. Was bleibt, ist aber, dass der Verein in dieser Rückrunde bewiesen hat, dass er "Regionalliga kann". Die Trauer über den Abstieg währte aber nicht so lange, denn da war ja noch das Pokalfinale, in dem sich die Mannschaft eindrucksvoll den Abstiegsfrust von der Seele spielte und den Pokal sicherte. Ein echtes Hollywood-Ende für die Saison 2017/18 -> Wir standen im DFB-Pokal, waren endlich wieder bei den ganz Großen dabei!

Das Ziel für die neue Saison in der Oberliga wurde nach der Auswärtsniederlage bei Hertha BSC II, die den Abstieg besiegelte, noch auf dem Platz formuliert: Der sofortige Wiederaufstieg sollte es sein! Klar, denn man hatte ja gerade erst bewiesen, dass man in diese Liga gehört, auf und neben dem Platz. In der Sommerpause wurde der Kader im Großen und Ganzen zusammengehalten, Abgänge wie Pierre Merkel, Rintaro Yajima und vor allem der sehr verdiente Nikolas Ludwig  :( wurde im Wesentlichen gleichwertig ersetzt. Zu Beginn der Saison bewies diese Mannschaft auch sogleich, dass sie an die Leistungen der Regionalligarückrunde anküpfen konnte und wollte und gewann gleich die ersten beiden Ligaspiele und kegelte dann gleichermaßen sensationell und verdient in der 1. Hauptrunde den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg aus dem DFB-Pokal. Der wohl größte Erfolg innerhalb eines einzigen Spieles für die BSG Chemie seit ihrer "Neugründung". Auf einmal kannte ganz Deutschland diesen Verein und wo man hinkam, war nicht mehr von RB sondern nur noch von Chemie die Rede, wenn das Thema auf den Leipziger Fußball kam. Auch die Mannschaft wurde von der Euphorie in den kommenden Wochen getragen und gewann weitere acht Ligapartien, außerdem wurden die ersten beiden Gegner im Sachsenpokal souverän ausgeschaltet. In all der Euphorie fiel es leicht, zu ignorieren, dass viele dieser Siege sehr knapp, teilweise sogar sehr glücklich waren. Stellvertretend dafür steht wohl der der 1:0 Heimsieg gegen den VFC Plauen, der erst nach doppelter Unterzahl des Gegners kurz vor Schluss eingetütet werden konnte. Zunehmend wurde das "Spielen" eingestellt und nur noch mit hohen Bällen agiert, funktionierte ja auch zeitweise, jedenfalls was die Ergebnisse anging: Nach zehn Spieltagen stand eine 7-Punkte-Führung vor dem FSV Luckenwalde zu Buche. Dann kam das zweite DFB-Pokalspiel gegen einen weiteren Zweitligisten, den SC Paderborn. Das erste Mal Flutlicht im AKS, wenn auch nur temporär. Das Spiel wird niemand, der da war, jemals vergessen. In der ersten Minute hat Kay Druschky das 1:0 auf dem Fuß, aber das wäre wohl zu kitschig gewesen. In der Folge wurde der Favorit seiner Rolle gerecht und gewann mit 3:0, was aber irgendwie niemanden traurig stimmen konnte. Doch damit war das Glück irgendwie weg und die spielerischen Mängel wurden in der Liga auf einmal - so unverhältnismäßig sie vorher nicht ins Gewicht gefallen waren - nun völlig gnadenlos bestraft: 0:5 in Luckenwalde, nur 1:1 gegen den FC Heimatlos, 0:2 in Eilenburg und nur 2:2 gegen Wismut Gera. Aus einer 7-Punkte-Führung war ein 3-Punkte-Rückstand geworden. Dazu kam ein völlig indosponierter Auftritt im Achtelfinale des Sachsenpokals, in dem ein akut abstiegsgefährdeter Siebtligst bereits mit einem Bein im Viertelfinale stand, dann aber in letzter Minute noch den Ausgleich kassierte und in der Verlängerung in Unterzahl unterging. Diese fünf (bzw. sechs, denn auch das Spiel gegen Hohenstein-Ernstthal vor dem Paderborn-Spiel konnte bereits nicht mehr gewonnen werden) Spiele und die spielerische Stagnation, die schon deutlich länger zu beobachten war, führten zur Entlassung von Dietmar Demuth, der fast drei Jahre auf der Kommandobrücke gestanden hatte. Ob dem Trainer die Ideen fehlten, das Spiel der Mannschaft zu verbessern, oder diese einfach nur nicht mehr erreichte, es sei dahingestellt. Es übernahm vorläufig der bisherige Co-Trainer Christian Sobottka, der offenbar die richtigen Schalter betätigen konnte. Mit einer deutlich verbesserten Leistung gelang ein 6:1-Heimsieg gegen den Tabellenletzten aus Zorbau, da Luckenwalde überraschend patzte, konnte dadurch der eine Woche alte 3-Punkte-Rückstand gleich wieder egalisiert werden. Natürlich war diese Leistung relativ zu sehen, ging es doch gegen deutlich schwächeren Gegner, aber die Mannschaft schaffte es, eine Woche darauf diese Leistung gegen einen klassenhöheren Gegner im Wesentlichen zu bestätigen: Es ging im Viertelfinale des Sachsenpokals im Leipziger Stadtderby gegen den 1. FC Lok, den man über 90 Minuten weitgehend unter Kontrolle hatte, sogar mehrere gute Tormöglichkeiten waren da, wurden aber nicht genutzt. Eine kurze Tiefschlafphase brachte einen dann um den verdienten Lohn, die (für einen Oberligisten ohnehin sehr ambitionierte) Mission Titelverteidigung war beendet. Aber die Mannschaft scheint wieder auf Kurs zu sein.

Im Vordergrund steht in dieser Saison ja auch die Meisterschaft und hier ist noch alles drin für unser Saisonziel, insbesondere, wenn wir endlich unsere schwache Chancenverwertung verbessern können, denn die hat uns im Jahr 2018 viel gekostet. Das muss man leider sagen.

Was noch zu sagen bleibt: Vielen Dank an die vielen vielen Ehrenamtlichen und Verantwortlichen, die sich Woche um Woche für diesen Verein einsetzen und all das überhaupt erst möglich machen. Was dieses Jahr dafür geleistet werden musste, ist wohl von außen kaum noch zu ermessen. :doppel

Was ich mir für das Jahr 2019 erhoffe:
- Einen Trainer, der die Mannschaft spielerisch weiterbringt.
- 1-2 Neuzugänge im Offensivbereich
- den Aufstieg
- das Flutlicht. Ich denke, es müsste doch möglich sein, das im Laufe des Jahres zu verwirklichen.
- eine weitere Verbreiterung unserer Sponsorenbasis, hier sind wir bereits auf einem guten Weg.

Offline LeChiffre

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Re: Jahresrückblick 2018
« Antwort #1 am: 16. Dezember 2018, 16:20 »
Starker Beitrag.Herr Pulitzer wäre stolz auf dich... :daumen:
Chemisch verseucht

Offline Waldstraßenchemiker

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Re: Jahresrückblick 2018
« Antwort #2 am: 16. Dezember 2018, 16:29 »
Starker Beitrag.Herr Pulitzer wäre stolz auf dich... :daumen:

Mir brennen die Ohren ;-)

...gerade wurde ich per PN völlig zurecht darauf hingewiesen, dass diesem Jahresrückblick (mea culpa) natürlich ein Hinweis darauf fehlt, dass Jan Meurer in diesem Jahr von uns gegangen ist und gerade die erfreulichen Ereignisse dieses Jahres nicht mehr miterleben durfte. Das gehört natürlich auch dazu bei einer Person, die diesem Verein in den vergangenen Jahren in dieser Weise ihren Stempel aufgedrückt hat.

Was ist eigentlich aus der Idee geworden, den Familienblock nach ihm zu benennen?