1385 Spiele Auerbach vs. 369 Spiele
Chemie151 Tore Auerbach vs. 7 Tore
Chemie23,45 Jahre Auerbach vs. 24,29 Jahre
ChemieDer VfB Auerbach spielt sein sechstes Jahr in der Regionalliga. Dort wird also einiges richtig gemacht und das verdient Respekt (auch aus dem „großen“ Leipzig). Auerbach landete in den vergangenen fünf Jahren am Saisonende zwischen Platz 7 und Platz 14. Eine graue Maus sozusagen und doch völlig solide. Bestätigung findet das darin, dass Leistungsträger wie Schlosser, Wild oder Zimmermann über die Saison hinaus mit Verträgen ausgestattet sind. Spieler, die sicherlich auch bei „namhafteren“ Clubs spielen könnten.
Im Vergleich der Regionalligaerfahrung schneidet Chemie gegen den kommenden Gegner mal wieder etwas dürftig ab. Auerbach hat gut eintausend Spiele mehr auf dem Buckel als das was der Chemie-Kader zu bieten hat. Im Vergleich zu Bautzen und Fürstenwalde ist Auerbach da noch mal deutlich erfahrener aufgestellt. Und mit den bereits erwähnten Schlosser, Wild und Zimmermann haben sie Leute, die wissen wo das Tor steht. Mit 151 erzielten Toren (Regionalliga und aufwärts) stehen sie in dieser Statistik sogar besser als Lok oder Babelsberg da.
Mag sein, dass Auerbach bisher noch ohne Sieg dasteht. Mag auch sein, dass man geneigt sein könnte zu glauben, dass der VfB eine der Konkurrenten um den Klassenerhalt sein wird. Ich lege mich jedoch fest: das sind sie nicht! Nach fünf Saisonspielen kann die Tabelle noch etwas trügerisch sein.
Doch schauen wir uns mal die bisherigen Auftritte von Auerbach an und da wird man schnell bemerken, dass bis auf die mangelhafte Punktzahl und eine einzige schlechte Halbzeit der Rest ganz in Ordnung war.
Im letzten Auftritt holte Auerbach einen Punkt in Bautzen (0:0), also schon mal mehr als Chemie. Dabei verpassten sie in einem ausgeglichenen, zerfahrenen Spiel sogar den Sieg, als Kapitän Kötzsch einen Elfmeter vergab. Jedoch – zugegeben – hatten sie auch zweimal Alu-Glück. Pech für uns: Antreiber Marcel Schlosser kehrt nach Gelb-Rot-Sperre gegen uns zurück.
Im Spiel davor kam Cottbus nach Auerbach (0:4). Cottbus eben … und doch benötigte es einen geschenkten Elfmeter nach einer halben Stunde, um Auerbach ins Wanken zu bringen. Außerdem musste auch Auerbach im Spiel gegen Cottbus lange in Unterzahl agieren, da Schlosser – anders als in jungen Jahren häufiger als Kampfterrier anstatt als Filigrantechniker unterwegs – es gegen Cottbus mit der Härte etwas übertrieben hatte.
Am dritten Spieltag die bisher einzige Enttäuschung für Auerbach, in Neustrelitz gab es nach einer 1:0 Pausenführung eine 1:2 Pleite und das nach einer unerklärlich schwachen zweiten Halbzeit (wobei eine sechsstündige Busanreise am Spieltag nicht zu unterschätzen ist). Der Siegtreffer für Neustrelitz fiel erst kurz vor Schluss, der Sieg für den Letzten der vergangenen Saison war jedoch hochverdient, da neben den beiden Toren auch noch zweimal Alu am Auerbacher Gehäuse getroffen wurde. Auffällig vor allen in diesem Spiel waren die gravierenden Probleme bei gegnerischen Standards. Oder wie gesagt: sie waren einfach nur müde.
Am zweiten Spieltag war Neugersdorf Gast im Vogtland (1:1). Ein Punkt gegen die starken Oberlausitzer ist gar nicht so übel. Doch dieser Punktgewinn war sogar riesig, denn Auerbach lag 0:1 hinten, stand zwanzig Minuten vor Spielende nur noch mit acht Feldspielern auf dem Platz und diese konnten doch tatsächlich gegen 11 Gegner noch durch Torjäger Zimmermann den Ausgleich erzielen. Welch eine Moral!
Und zum Saisoneinstand hieß der Gegner Altglienicke (1:1). Der Aufsteiger mag nicht den großen Namen haben, hat aber einen starken Kader zusammen und deshalb ist es nicht selbstverständlich, dort zu punkten.
Zusammengefasst: Punkt in Bautzen = okay; Punkt gegen Neugersdorf = okay; Punkt in Altglienicke = okay; Niederlage gegen Cottbus = okay; eine Halbzeit in Neustrelitz war okay und eine einzige von zehn Halbzeiten eben nicht.
So spielte Auerbach vor zwei Wochen in Bautzen: Schmidt – Lietz, Sieber, Mattern, Heger – Novy, Kötzsch (K) – Schmidt, Shoshi, Wild – Zimmermann
Eine Änderung wird es gegen Chemie auf jeden Fall geben. Routinier Schlosser (mit 30 Jahren der Älteste im Kader) wird nach seiner Sperre zurückkehren, voraussichtlich wird Neuzugang Shoshi (Jena II) weichen müssen. Der Rest scheint sich als Stammelf unter Trainer Michael Hiemisch festgespielt zu haben.
Darunter sind einige sehr interessante Spieler, vor allem auch Spieler mit sehr viel Regionalliga-Erfahrung (oder höherklassig): Linksverteidiger Felix Lietz (149 Spiele, 4 Tore), Spielmacher Marcel Schlosser (241 Spiele, 38 Tore), Kapitän und Spielorganisator Philipp Kötzsch (122 Spiele, 6 Tore), Rechtsaußen Danny Wild (155 Spiele, 24 Tore) und Torjäger Marc-Philipp Zimmermann (212 Spiele, 62 Tore).
Keeper Stefan Schmidt (der Nachfolger von Markus Dölz) spielte übrigens für Glauchau in vier Spielen gegen Chemie (zwei Siege, darunter das aus Leutzscher Sicht total dämliche 3:4 im AKS). Ein solider Torhüter, jedoch bei Standards und langen Bällen manchmal etwas wacklig, wie auch beim Gegentreffer gegen Altglienicke zu sehen war.
Die Abwehr von Auerbach ist sicherlich nicht die Beste der Liga, jedoch noch immer gut genug, um gegnerische Alleinunterhalter (Kind?) über 90 Minuten komplett aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem der junge Abwehrchef Marcin Sieber (21) scheint sich in seiner Zeit bei Aue im Training einiges an Lockerheit und Coolness bei den Profis abgeschaut zu haben.
Die beiden Sechser bei Auerbach sind Kapitän Philipp Kötzsch und Neuzugang Lukás Novy. Vor allem Novy ist ein quirliger, aggressiver Antreiber im Zentrum, der nicht nur optisch ein wenig an Modric erinnert (vom Spielertyp her, natürlich auf einem anderen Niveau). Auffallend dabei ist, dass nicht Kapitän Kötzsch das alleinige Sprachrohr auf dem Platz ist, sondern dass auch Novy viele Kommandos an seine Mitspieler verteilt.
Unterstützt wird er dabei von Marcel Schlosser, der für mich der absolute Leader im Team ist. Zuletzt eher im zentralen, offensiven Mittelfeld eingesetzt, kommt er auch gerne über seine angestammte linke Seite. Die Standards sind seine Sache, und seit ein paar Jahren nun auch das kämpferische Element (kaum zu glauben wenn man sich an seine Zeit beim CFC erinnert). Aggressiv in den Zweikämpfen und noch immer das feine linke Füßchen bei ruhenden Bällen. Marcel Schlosser ist einer der Spieler, die in engen Spielen den Unterschied ausmachen können.
Davon hat Auerbach aber noch einen Zweiten und Dritten. Der eine ist Danny Wild, ein erfahrener Spieler, der mit seinem bulligen Körper auf der rechten Offensivseite viel Betrieb macht. Seine Dribblings (Haken links, Haken rechts) sind großartig und für unseren linken Verteidiger dürfte das eine große Herausforderung werden. Dabei zieht Wild immer wieder nach innen und sucht den Abschluss (24 Regionalligatore sprechen für sich). Einer meiner Lieblingsspieler in der Regionalliga.
Und bei einem weiteren Spieler neige ich auch schnell in Superlativen zu denken. Marc-Philipp Zimmermann ist einer der absolut besten Stürmer der Liga, für mich sogar der derzeit Beste. 14 Tore hat er in seinen bisherigen 20 Ligaeinsätzen für Auerbach erzielt, wartet jedoch seit drei Spielen auf einen Treffer. Ich hoffe, dass seine Durststrecke noch weitere 90 Minuten anhält, kann es aber ehrlich gesagt nicht glauben. Zimmermann kann man neunzig Minuten lang mit zwei Mann decken und trotzdem wird er seine Aktionen haben. Trotz seiner für einen Mittelstürmer recht beschaulichen Körpergröße ist er zudem sehr kopfballstark. Für Karau und Co. dürfte es ein sehr unangenehmer Nachmittag werden.
Insgesamt erwarte ich zwar nicht, dass Auerbach uns an die Wand spielen wird; ich erwarte sogar ein Spiel weitestgehend auf Augenhöhe, jedoch spielerisch und athletisch dürfte Auerbach hin und wieder demonstrieren, warum sie in meinen Augen doch eine Klasse besser sind. Sie werden unseren Aufbau früh stören und deshalb wird das Chemie-Spiel so aussehen, wie es bisher die meiste Zeit in den insgesamt 450 Spielminuten ausgesehen hat. Auerbach ist keine Mannschaft, die Fußball zelebriert, Chancen werden eher erarbeitet, aber dies mit viel Wucht und Dynamik. Es wäre nicht untypisch, wenn Auerbach von der ersten Minute an aufs Chemie Tor drängt. Die große Chance hierbei für Chemie ist, diese erste Druckphase zu überstehen und dann sich die sich anstauende Unsicherheit des Gegners (aufgrund mangelhafter Erfolgserlebnisse, was jedoch bei Chemie nicht anders ist) zunutze machen und vielleicht doch dieses eine mal eiskalt zuzuschlagen. Zumindest dürfte das Spiel mit zunehmender Dauer immer zerfahrener und deshalb auch ausgeglichener werden.
FazitMit Kampf und Laufbereitschaft kann man mit viel Glück etwas
aus Auerbach mitnehmen, aber die individuelle Klasse vom VfB ist dann doch spürbar besser. Gegen den Trend hier im Thread und dem guten Bauchgefühl (bzw. Urin) der meisten Leutzscher, befürchte ich jedoch, dass uns in Auerbach die nächste Lehrstunde erwartet, was Regionalligafußball betrifft. Einen Punktgewinn würde ich höher einschätzen als die drei Punkte gegen Babelsberg. Nein, ich befürchte dass bei Auerbach am Sonntag der Knoten platzen wird und sich einige Chemiker danach zu Unrecht fragen werden, wie man gegen so eine „Gurkenmannschaft“ verlieren kann. Auerbach wird nicht mehr lange unser Tabellennachbar sein. Leider wurden aus den letzten beiden Spielen gegen Gegner, die eher unsere Kragenweite sind, keine Punkte geholt. Es steht zu befürchten, dass sich das auch in Bälde tabellarisch noch mehr wiederspiegeln wird, als jetzt schon.
PS. Fahrt nach Auerbach lohnt sich aber immer. Tipp für Bier-Liebhaber: Ab 11 Uhr öffnet im Auerbacher Zentrum das Restaurant (mit Biergarten) „Zum Schlossturm“, mit einem verdammt leckeren hausgebrauten Auerbacher vom Fass und toller Rundumsicht aufs Vogtland. Vor einem Spiel für Müßiggänger absolut ein Besuch wert. Ich selbst bin leider am Sonntag verhindert.
PS2. Ich hoffe natürlich trotzdem auf Punkte! Ich läge nur zu gern falsch …