Nun haben wir die Debatte doch hier im Spieltagsthread. Vielleicht kann ein Moderator sie auslagern.
Na dann, auf geht's! Mit Deiner schnellen Schlußfolgerung am Ende hast Du es Dir (aber auch mir) ziemlich leicht gemacht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 handelt es sich bei 93% der Prostituierten um Frauen, nur 4% waren demnach männlich. Selbst, wenn man davon ausgeht, dass sich da in den letzen 17 Jahren etwas verändert haben.könnte, kann man sicherlich von rund 90% weiblichen Prostituierten ausgehen. Entsprechend dürfte klar sein, das für die überwiegende Mehrheit das Wort ' Hure' weiblich belegt ist. Zumindest im hier diskutierten Kontext wird 'Hure' bzw. 'Hurensohn' diffamierend benutzt, um Spieler bzw. Anhänger der gegnerischen Mannschaft abzuwerten. Es wird also pauschal unterstellt, dass eine Protistuierte als Mutter zur Folge hat, dass der (männliche) Nachwuchs irgendwie 'missraten' sein muss, eben weil die Mutter eine 'Hure' ist. 'Huren' sind also keine vollwertigen Mitglieder der Gesellschaft und können entsprechend auch keine vollwertigen Nachkommen zur Welt bringen. Wenn nämlich Sexarbeit als ganz 'normale' Tätigkeit angenommen würde, gäbe es keine Grundlage, den entsprechenden Nachwuchs als pauschal irgendwie 'minderwertig' anzunehmen. Egal, wie man es dreht, entweder wird das Berufsbild abgewertet, oder die Frau(en) in diesem Beruf, oder beides. Da das Berufsbild (zurecht) als weiblich dominiert angenommen wird, ist die abwertende Nutzung des Wortes 'Hurensohn' klar frauenfeindlich und damit augj sexistisch.
Es gibt mit Sicherheit sinnvolle Argumentationslinien, die zu einem anderen Schluss kommen können, aber die Deine (wenn man da überhaupt von 'Argumentation' sprechen möchte) gehört definitiv nicht dazu. Muss letztlich jede:r selber wissen, ob man da mitsingt, wenn es schon angestimmt wird, aber Kritik an dieser Praxis als 'sexistisch' abzustempeln, finde ich schon sehr abenteuerlich.
Mit deinen Ausführungen beschreibst du meines Erachtens das meiste richtig, ziehst aber die falschen Schlüsse.
Dafür, "Sexarbeit" nicht als Tätigkeit wie andere auch anzusehen, bestehen aus meiner Sicht gute und plausible Gründe. Laut Statistik haben nur 20 Prozent der Prostituierten die deutsche Staatsbürgerschaft. Die meisten osteuropäischen Prostituierten kommen aus Osteuropa, Hauptherkunftsland ist Rumänien mit 33 Prozent aller Prostituierten, nicht nur der ausländischen. Wollen wir wirklich so tun, als wären die statistischen Werte positive Erscheinungen, für die Deutschland sich lobend auf die Schulter klopfen darf?
Wenn sich Frauen aus der deutschen Mittelschicht entscheiden, Geld mit sexuellen Dienstleistungen zu verdienen, dann mag dies in vielen Fällen halbwegs Ausdruck von Selbstbestimmung sein. Doch selbst diese können in meinen Augen schwerlich vom Rest der Gesellschaft verlangen, dass er sie zu ihrer Tätigkeit beglückwünscht. Ich behaupte, selbst die meisten "Sexarbeit"-Befürworter wären weniger begeistert, würde ihr eigenes Kind diesen Beruf ergreifen. Ich spreche nicht davon, dem eigenen Kind deshalb Liebe und Zuneigung zu entziehen. Aber die allermeisten von uns würden ihren Sohn oder ihrer Tochter wohl doch dazu ermuntern, die vorhandenen Talente anderweitig zu nutzen.
Es ist daher wohlbegründet, dass z. B. in Schulbüchern Kindern und Jugendlichen (noch) nicht das Bild vermittelt wird, bei "Sexarbeit" handele es sich um eine ganz normale Berufswahl wie Bäcker, Fleischer oder Manager (m/w/d). Das mag sich bald ändern, wobei ich persönlich hoffe, dass dieser Zeitpunkt noch ein paar Jahre in der Zukunft liegt.
Natürlich spricht trotzdem einiges dafür, selbst äußerst unsympathische Angehörige gegnerischer Fanszenen nicht als "Hurensöhne" zu bezeichnen. Ich persönlich habe Mitleid mit den Frauen, die aus wirtschaftlicher Not der Prostitution nachgehen (müssen). Auch mit den Menschen, die dies eigentlich nicht müssten, es wegen des Geldes aber trotzdem tun, habe ich in gewisser Weise Mitleid, aber aus anderen Gründen, die auszuführen hier wohl zu weit führen würde. So oder so: Die tatsächlichen Söhne von Prostituierten haben das Recht darauf, in der Schule oder anderswo nicht von ihren Mitmenschen herabgesetzt zu werden. Sie sind natürlich weder automatisch missraten noch anderweitig "minderwertig". Das gleiche Recht darauf, dass ihre Mitmenschen ihnen mit Achtung begegnen, haben auch die Mütter (oder seltener: Väter). Das ist aber etwas völlig anderes als die von manchen angestrebte bzw. der Gesellschaft abverlangte "Normalisierung" ihres Berufs.
Nun aber zu der Ausgangsbehauptung, "Hurensohn" sei eine sexistische, weil Frauen (gemeint ist hier ja eigentlich: Frauen im Allgemeinen) herabwürdigende Beleidigung. Dies ist nicht der Fall. Richtig ist, dass durch diese Bezeichnung Frauen, die als Prostituierte arbeiten, herabgewürdigt werden – nicht mehr und nicht weniger. Und das auch nicht, weil sie Frauen sind, sondern weil sie als Prostituierte eben tun, was sie tun.
Ehrlich gemeinte Frage an dich: Wärst du einverstanden, wenn statt "Hurensöhne" zukünftig "Stricher" oder "Stricherjungen" gerufen werden würde?
Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?