Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht! Ich finde, über solche Personen sollte mindestens diskutiert werden und das ganze nicht mit "Schnee von Gestern" oder als "Jugendsünden" abgetan werden.
Macht auch keiner. Hysterie ist aber auch die falsche Antwort.
Bezogen auf den Nationalsozialismus besteht hier allein schon die Frage ob und inwieweit diese Personen in NS-Verbrechen verstrickt waren.
Nun, mir sind derzeit nur zwei Sekundärquellen bekannt. Der Wikipedia-Artikel zu Alfred Kunze sowie das Buch:
Hanns Leske: Erich Mielke, die Stasi und das runde Leder: der Einfluss der SED und des Ministeriums für Staatssicherheit auf den Fussballsport in der DDR. Die Werkstatt 2014. S. 268f.
Wikipedia bezieht sich auf dieses Werk. Man müsste im Buch prüfen, woher dieses seine Informationen bezieht und dann entsprechend weiterrecherchieren.
Zumindest naheliegend ist, dass der Autor Einsicht in Stasiakten genommen hat und dort auf diese Information gestoßen ist. Die Stasi war bekanntlich gut informiert über Rolle und Wirken von (Ex-)Angehörigen von NS-Organisationen. Es ist folglich davon auszugehen, dass die Person, die es für unbedingt geboten befand, die NSDAP-Mitgliedschaft Alfred Kunzes in dessen Wikipedia-Artikel zu erwähnen, keine Sekunde gezögert hätte, etwaige Verstrickungen in NS-Verbrechen ebenfalls zu thematisieren.
Hinzu kommt noch, dass der Umstand ihrer sehr häufig freiwilligen Mitgliedschaft in NS-Organisationen bis eben hin zur SS einen erheblichen Beitrag zur Stabilität des NS-Staates beigetragen hat und damit einen gewisse Mitschuld nicht zu leugnen ist.
Wie genau "freiwillig" im NS-Kontext zu definieren ist, darüber gibt es mit Sicherheit unterschiedliche Auffassungen. Selbiges gilt auch für andere totalitäre Staaten.
Wie die entsprechenden Personen ihr eigenes Handeln nach 1945 bewertet und reflektiert haben, ist die eine Frage. Die andere Frage ist die nach der Benennung öffentlicher Plätze, Gebäude und damit auch Fussballstadien oder auch das Verankern ihrer kulturellen Werke in einer sogenannten deutschen "Leitkultur".
Wenn ein späterer CDU-Ministerpräsident während der NS-Zeit als Marinerichter Todesurteile zu fällen pflegte, würde ich dir in Bezug auf die Benennung von Straßen, öffentlichen Plätzen etc. absolut zustimmen. Nur war Alfred Kunze kein Richter, kein Henker und zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand kein Folterknecht, sondern vor allem Fußballlehrer. Offenbar sah selbst die gegen NS-Verbrecher verhältnismäßig rigoros vorgehende DDR-Justiz keinen Anlass, Alfred Kunze vom Mitwirken im DDR-Sportwesen auszuschließen.