Ronny Garbuschewski - vom bösen Buben zum Bundesliga-Spieler
Leipzig. Frank Rost, Jürgen Rische, Bernd Hobsch, René Adler - Leipzigs Fußball hat der Bundesliga diverse Cracks zugeführt. In den letzten Jahren stockte es an dieser Front, am 1. Spieltag der Saison 2012/2013 betrat nach langer Zeit wieder ein Mann aus der Heldenstadt die Showbühne 1. Liga: Ronny Garbuschewski.
Der Neu-Düsseldorfer und Alt-Leipziger, 26, wurde beim 2:0 von Fortuna Düsseldorf in Augsburg eingewechselt, hinterließ an der Seite des ukrainischen Superstars Andrej Woronin, 33, einen glänzenden Eindruck. "Die Bundesliga fühlt sich überragend an ", sagte Garbuschewski nach seinem geglückten Debüt, "ich bin sehr, sehr glücklich." Und mit ihm viele seiner Trainer wie Gerd Schädlich und Hans Leitzke, die heute wissen: Wir haben zum großen Ganzen beigetragen.
FSV Kitzscher, Sachsen Leipzig, Chemnitzer FC, Düsseldorf. Ein Hochbegabter ist im fortgeschrittenen Fußballer-Alter angekommen, wo er schon früher hingehört hätte. Zum bewegten Leben des bewegten Mannes passt die Bekehrungsgeschichte vom Saulus zum Paulus. Jung-Ronny war ein Wilder. Einer, der sich beim Fußball auf sein Talent verließ. Der zu gut aussah für einen Fußballer. Dem vieles zuflog. Auch schlechte Gewohnheiten und schlechte Gesellschaft. Führte auf die schiefe Bahn und nach einem legendären Auto-Deal beinahe in den Knast.
Heute ist Garbuschewski mit seiner Anna verheiratet und geläutert. Trinkt nicht, raucht nicht, spielt gut, flankt auch für Bundesliga-Verhältnisse sensationell. "Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, wie man als Profi lebt. Seit ein paar Jahren weiß ich es." Die nächsten Jahre will er nutzen, Verlorenes nachzuholen. "Fußballprofi zu sein ist ein Traumjob." Und Gabe.
Stationen einer Karriere. Ronny Garbuschewski und Hans Leitzke - zwei Welten prallen bei Sachsen Leipzig aufeinander. Der Fußballer Leitzke war ein Kämpfer, liebte lange Schraubstollen, tiefe Böden. Als der blonde Hans 2006 Profitrainer beim FC Sachsen wurde, legte er Wert auf die Elementar-Tugend Hingabe. Ein Leitzke-Kicker muss Gras fressen. Ronny hatte keinen Appetit auf Gras, graste lieber die Kneipenszene ab. Leitzke darf sich als Entdecker des Bundesliga-Profis fühlen, holte ihn 2000 von Kitzscher in die C-Jugend des FC Sachsen. Leitzke: "Ronny war begnadet, hatte aber Flausen im Kopf." Leitzke feilte am Rohdiamanten. Wolfgang Frank, Ede Geyer und Dirk Heyne feilten mit.
"Garbu" begann zu funkeln und wechselte 2009 zum Chemnitzer FC, stieg mit den Himmelblauen in die 3. Liga auf, mischte auch die mit hinreißenden Flankenläufen und Flanken auf. "Ich hätte Ronny sehr gerne in Chemnitz behalten", sagt CFC-Coach Gerd Schädlich. "Er hat viel zu unserem Erfolg beigetragen, ist ein guter Junge." In Leipzig war der gute Junge ein böser Bube. Wie hat Schädlich den zu einem echten Profi gemacht? "Ronny konnte sein riesiges Können nicht immer auf den Platz bringen, weil er den Fußball als junger Kerl nicht als Beruf angesehen hat. In Chemnitz hat er das. Ich freue mich für ihn, dass er sich jetzt in der Bundesliga zeigen kann."
Düsseldorfs Coach Norbert Meier hält viel von seinem Neuzugang, schätzt die Vielseitigkeit des Offensivspielers, seine Schnelligkeit, seinen goldenen rechten Fuß. Auch sein Selbstbewusstsein. Bundesliga? Tempo? Athletik? "Habe ich mir zugetraut", sagt Garbuschewski. "Sonst wäre ich nicht gewechselt." Guido Schäfer