SG Sachsen mit Spielsperre belegt - Engel wehrt sich
Streit um Verbindlichkeiten gegenüber dem Sächsischen Fußball-Verband / Rivale Chemie würde Alfred-Kunze-Sportpark allein übernehmen
Leipzig. Gehen bei der SG Sachsen Leipzig die Lichter aus? Der Fußball-Sachsenligist wurde am Freitagabend vom Sportgericht des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV) mit sofortiger Wirkung für den gesamten Spielbetrieb gesperrt. Grund sind Verbindlichkeiten gegenüber dem SFV in Höhe von 3608,24 Euro. Die sollte der Verein bis zum 5. Dezember tilgen. Da das nicht geschah, wurden die Leutzscher am 10. Dezember darüber informiert, dass ihnen deshalb ein Sportgerichtsverfahren droht und um eine Stellungnahme gebeten. Diese gab der Verein fristgemäß ab, verbunden mit der Bitte um Zahlungsfristverlängerung bis zum 23. Dezember. Der SFV gewährte den Aufschub.
Eine von der SG Sachsen erbetene Ratenzahlung wurde vom Sportgericht eingeräumt, von der Verbandsführung jedoch abgelehnt. Mit der Begründung, dass die Leutzscher gegenüber dem Verband sogar noch Rechnungen aus der Saison 2012/13 offen haben und auch die Gleichbehandlung der Vereine nicht gewährleistet wäre. Die SG Sachsen gab im Verfahren an, gegenüber anderen Vereinen Forderungen in Höhe von 30000 Euro zu haben. Sie erfüllte laut Urteil die aufgeschobene Zahlungsfrist gegenüber dem SFV nicht und erhielt nun neben der Spielsperre weitere 500 Euro Strafe zuzüglich der Verfahrensgebühr von 65 Euro.
SG-Vereins-Chef Jamal Engel kam erst am Sonnabend aus New York zurück und war empört. "Ich habe mich vielfach um Kontakt zur SFV-Geschäftsstelle bemüht, aber ab 11. Dezember war dort keiner mehr erreichbar. Zudem hat uns keiner informiert, dass die Ratenzahlung abgelehnt wurde. Um unseren Zahlungswillen zu zeigen, haben wir die erste Rate von gut 1400 Euro am 23. Dezember überwiesen. Da muss der SFV nur mal auf seine Konten sehen."
Die Schulden gegenüber dem SFV setzen sich "aus kleineren Strafen" zusammen, erklärt Engel. "Den Rest werden wir ebenso bezahlen, es wird zu keiner Punktpielsperre kommen. Außerdem werden wir gegen das Urteil in Berufung gehen", kündigt der SG-Macher an und ergänzt: "Die 30000 Euro Forderungen gegenüber Vereinen resultieren zum großen Teil aus von der BSG Chemie an uns nicht gezahlten Betriebskosten für den Alfred-Kunze-Sportpark." Seit Anfang diesen Jahres halte der Untermieter 1500 Euro pro Monat zurück, so Engel. Mit der BSG Chemie, die die Forderungen anzweifelt, schwelt ein Dauerstreit um die Betriebskosten, am 6. Februar soll es in dieser Angelegenheit zur Verhandlung vor dem Landgericht Leipzig kommen.
Die Punktspiele würden in der Sachsenliga für den derzeitigen Fünften am 15. Februar weitergehen, wenn die Nachholpartie bei Zwickau II ansteht. Sollten die Grün-Weißen ihre Schuld beim SFV bis dahin begleichen, wären sie wieder spielberechtigt. "Wenn die SG Sachsen das jedoch erst nach diesem Termin hinkriegt, muss das Sportgericht entscheiden, wie zu verfahren ist", sagt Liga-Spielleiter Klaus-Jürgen Berger. "Und falls sie die Summe überhaupt nicht aufbringt, bleibt sie gesperrt und alle bisherigen Spiele der Mannschaft werden annulliert."
Das wäre vermutlich das Ende für die SGS. Angeblich haben sich schon einige Spieler andernorts angeboten, zwei auch beim Erzrivalen, wie aus dem Lager von Bezirksligist Chemie unter der Hand verlautet. BSG-Vorstand Frank Kühne findet es generell tragisch, wenn ein Verein verschwindet. "Schließlich arbeiten auch da viele ehrenamtlich."
Dennoch dürfte sich das Bedauern der Chemiker bei diesem Szenario in Grenzen halten. Kühne betont: "Wenn die Situation so kommt, haben wir natürlich einen Plan B, darauf arbeiten wir ja hin. Wir würden die Pacht für den AKS von der Stadt auch allein übernehmen und vieles mit unseren Fans in Eigenleistung auf Vordermann bringen." Platzmäßig würde sich für die BSG Chemie damit manches entspannen. "Im Nachwuchs haben wir in der aktuellen Konstellation große Kapazitätsprobleme, also wäre so etwas das Beste, was uns passieren kann", gibt Kühne zu.
Frank Müller
Quelle: LVZ