75
« am: 25. Mai 2022, 07:53 »
Im heutigen Artikel Jens Fuges in der LVZ finden sich neue Einblicke:
"Die Geschehnisse rund um das Sachsenpokalfinale zwischen Gastgeber Chemnitzer FC und der BSG Chemie Leipzig am vergangenen Wochenende ziehen weiter Kreise. Die Leutzscher sammeln aktuell Augenzeugenberichte. Anhand derer wird immer klarer: Die von mutmaßlich gewaltbereiten Heimfans durchgeführten teilweise gewaltsamen Ausweis- und Ticketkontrollen vor dem Eingangsbereich waren nur die Spitze eines unerfreulichen Eisbergs.
Einer dieser Berichte erreichte auch die LVZ direkt. Er stammt von Drehbuchautor Max Honert, wohnhaft in Berlin, der die Partie mit seinem sechsjährigen Sohn, seiner Frau und seinem Bruder besuchte.
Er s c h i l d e r t nicht nur die bereits bekannten Szenen am Einlass, sondern gewährt auch Einblicke in Vorkommnisse auf den Tribünen.
„Noch vor Spielbeginn gehen die Kameraden durch die Reihen, lassen sich Personalausweise zeigen“, so Honert, der von einer „willkürlichen Säuberungsaktion“ spricht. Mit „Kameraden“ meint er CFC-Hooligans, die ohne Mandat, aber scheinbar vom Veranstalter toleriert handelten. „Vom offiziellen Ordnungsdienst keine Spur, die Polizei sichert in einiger Entfernung lediglich den Bereich zum Gästeblock“, s c h i l d e r t er weiter.
Dabei blieb es nicht, denn die BSG ging in der 16. Minute in Führung. „In unserem Block zwei jubeln so einige Menschen. Kurz. Denn die Kameraden springen auf und schlagen zu. Mich und meinen Sohn treffen umherfliegende Bierbecher. Die Polizisten setzen die Helme auf, greifen endlich ein. Instinktiv nehme ich mein Kind und fliehe aus dem Block“, erinnert sich Honert und erzählt weiter: „Im Außenbereich fragt mein Bruder sichtlich geschockt einen höheren Dienstgrad der Polizei, wie es sein kann, dass die Kameradschaft das Gewaltmonopol ausübt. Der Polizist erklärt, der Chemnitzer FC habe Hausrecht.“"
Über die Art und Ausübung dieses "Hausrechts" muß und wird noch zu reden sein. Notfalls vor Gericht! Denn darauf schien es ja hinauszaufen, das scheint ja der Plan von Anfang an gewesen zu sein.
Der SFV, der es nicht vermochte, einen neutralen Endspielort zu organisieren, zog sich bereits vor dem Spieltag aus der Verantwortung zurück, schließlich habe der CFC Heimrecht, und wenn der Verein nun einmal für die Gästeanhänger des Pokalendspiels nur die Kapazität von einem Punktspiel zu Verfügung stellen will, also himmelweitab von einer etwaigen 50:50-Verteilung, dann sei das eben so, schließlich habe der CFC ja Heimrecht usw. usf.
Endlosschleife. Nicht einmal das Zurverfügungstellen von Block 18 des Gästeblocks für weitere Gästezuschauer vermochte der SFV beim CFC zu organisieren.
Der CFC wiederum ließ die schwarzen Horden vor dem Stadion das tun, was seine Ordner nicht durften, Ausweiskontrollen unbescholtener Fußballanhänger, darunter ganzer Familien mit Vater, Mutter, Kind. Und wer es - als neutraler Zuschauer oder gar mit Sympathie für die BSG Chemie - dennoch ins Stadion außerhalb der Gästeblocks geschafft hatte, war seines Lebens nicht mehr sicher.
Der Verband, der die Ur-Verantwortung trägt, meldet sich nun wie folgt zu Wort:
"Der Sächsische Fußball-Verband, der sich zu Wochenbeginn noch über den friedlichen Verlauf dieses „großartigen Endspiels“ gefreut hatte, teilte mit, man sei „sprachlos und traurig“. Weiter urteilte der SFV: „Ein derartiges Verhalten können wir nur auf das Schärfste verurteilen und entschuldigen uns bei allen, die Vergleichbares erleben mussten. Leider hat sich rund um das Finale gezeigt, dass Vereine mitunter Opfer der eigenen Fangruppierungen werden.“ Dabei handele es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, „das sowohl die Vereine als auch die Verbände nicht allein lösen können“."
Es darf bezweifelt werden, daß die Betroffenen diese Entschuldigung so einfach akzeptieren werden können. Dafür ist zu viel passiert, was nie und nimmer hätte passieren müssen (Kapazität für Gästeanhänger bei einem Pokalendspiel(!)) und dürfen (Vorkommnisse vor und im Stadion [außerhalb des Gästebereichs].
Der Vereinsführung der BSG Chemie Leipzig gilt Dank, daß sie sich dieser Vorkommnisse annimmt (s.u. @Esca) und die Interessen der Betroffenen vertritt!
Einer für alle, alle für einen!