Rechts- und Linksextremismus kann man trotzdem nicht gleichstellen!
Neonazis sind bereit zu morden, da auf Grund rassistischer und antisemitischer Ideologie die Menschen als Individuen nicht als gleichwertig angesehen werden. „Starke Rasse“ vernichtet oder versklavt „schwache Rasse“. Eine Vergewaltigung der Thesen von Charles Darwin gepaart mit religiösen Einflüssen. An der Spitze steht eine Führerfigur.
Nationalsozialismus und Faschismus sind Menschenfeindlichkeit und Diktatur in Reinform!
Leider macht man oft den Fehler, bspw. „kommunistische“ Diktatoren wie Stalin, Mao usw. als dezidiert Links darzustellen, damit man geeignete Gegenspieler hat wenn es darum geht, die Rechts - Links Gleichmacherei der sogenannten „politischen Mitte“ zu begründen. Nun, hinter der Idee des Marxismus/Kommunismus steht per se kein Führerstaat, kein Völkermord und kein Imperialismus. Nur hat es einen Kommunismus nach marxistischem Vorbild nie wirklich gegeben! Mittlerweile bin ich auch zu der Erkenntnis gekommen, dass der wirkliche Kommunismus in seiner Reinidee auf das egoistische Wesen der Menschen gesehen, gar nicht anwendbar ist. Leider!
Ich gebe dir im Prinzip recht, ganz so einfach ist es aber nicht. Auch wenn ich in der Gegenwart, in der wir leben, wie du gar nichts davon halte Rechts und Links gleichzusetzen (die einen fackeln ab und an mal ein Auto ab, die anderen ziehen mordend durchs Land), kann man nicht so einfach sagen, der Marxismus/Sozialismus sind im Prinzip ganz toll und nur von ein paar Despoten missverstanden bzw. pervertiert worden: Das stimmt zum einen so nicht (1.) und bringt das Konzept auch in letzlich unauflösbare Wiedersprüche (2.). Ich vereinfache im Folgenden stark.
1.) Die marxistisch/sozialistische Theorie hat ohne Zweifel hehre Ziele, ihre Exponenten sind aber mindestens stellenweise vom Vorwurf gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht freizusprechen. Man denke nur bei Marx an "den Kapitalisten" (aggressiver Singular bzw. Entmenschlichung -> hinter dem Begriff stehen ja individuelle Menschen mit unveräußerlichen Rechten) - gut, hier mag man einwenden, dass sich die entsprechenden Äußerungen gegen eine "privilegierte" soziale Schicht richten, die das "aushalten" müsse. Kann man so sehen. Dieser Einwand hilft aber nicht mehr, wenn wir betrachten, das Marx und Co. auch "nach unten treten": Hier sei auf den Begriff des "Lumpenproletariats" verwiesen, unter dem Marx und seine Nachfolger ein letztlich minderwertiges Subproletariat ohne Klassenbewusstsein verstanden haben, mit dem nicht nur nichts anzufangen ist, sondern das für die "Arbeiterbewegung" sogar gefählich ist. Von hier führt über Leute wie Rosa Luxemburg und Alfred Grotjahn eine direkte geistige Traditionslinie zur Eugenik. Hinzweisen ist auch eine ziemlich bellizistische Metaphorik im einschlägigen Schrifttum (Krieg, Kampf, Batallione, Armeen etc.).
2.) Jetzt wird's etwas komplizierter. Das häufig zu hörende Argument "Marx wurde nur nicht richtig verstanden/pervertiert" ist ein Widerspruch in sich. Der Marxismus (mit dem der Sozialismus ab der 2. Hälfte des 19. Jhdts. quasi identisch ist) ist eine materialistische Weltanschauung und steht in scharfem Wiederspruch zum Idealismus. Vereinfacht: Das Sein bestimmt das Bewusstsein, es gibt keine Ideen unabhängig von der materiellen Realität. Man kann sich das folgendermaßen klar machen: Angenommen, ein bürgerlich liberaler Politiker/Philosoph wäre zu Karl Marx gegangen und hätte gesagt: "Die Ausbeutung in den Fabriken ist ganz schlimm, das ist kein richtiger Liberalismus, die Unternehmer verstehen das Konzept nur falsch.", was hätte Marx geantwortet? Er hätte sich schlapp gelacht und gesagt: "Der Liberalimus ist Teil des ideologischen Überbaus der materiellen Wirklichkeit, es gibt keine Ideen unabhängig von der Realität und deswegen kann eine Ideologie sachnotwendig immer nur diese eine Realität hervorbringen." Das gilt natürlich auch für den Marxismus selbst, der ja keine Forderungen beinhaltet, sondern Gesetzmäßigkeiten formuliert. Marx fordert nicht den Kommunismus, er sagt, dass der Kommunismus kommen wird, egal, was die Menschen dafür oder dagegen machen. Er ist Teil einer nach Gesetzen ablaufenden Geschichte. Daraus folgen jetzt für den Realsozialismus im 20. Jahrhundert bzw. darüber hinaus zwei Konsequenzen, die für Marx beide ungünstig sind. A) Marx wurde falsch verstanden. Dann ist seine materialistische Weltanschauung aber falsch, denn dann wäre der Marxismus ja eine Idee, die falsch verstanden werden kann, was Marx aber selbst ausschließt. Wir können Marx nur verteidigen, wenn wir idealistisch argumentieren, was Marx als Materialist kategorisch ablehnen würde. B) Marx' materialistische Weltanschauung trifft zu: Dann hat seine Philosophie (als praktische Philosophie) unmittelbar zu den bekannten Konsequenzen geführt: Mauer, Gulag, Stasi. (Wie gesagt, das ist jetzt
extrem, wahrscheinlich fast unzulässig vereinfacht) / (Ich persönlich würde Variante A bevorzugen: Am philosophischen Idealismus ist halt doch einiges dran, da hat Marx einfach falsch gelegen)
Die Konsequenz aus all dem ist. 1.) Marx war ein grandioser theoretischer Philosoph und ökonomischer Beobachter seiner Zeit aber als praktischer Philosoph war er lausig, egal wie man es wendet. 2.) Der Sozialismus hat eine historische Berechtigung nicht in seiner revolutionären Ausformung (die ist gescheitert, punkt) sondern nur in reformerischen Richtungen, also (eher gemäßigt) Sozialdemokratie oder (tedenziell radikaler) Demokratischer Sozialismus.
In diesen Formen ist er aber aktueller und wichtiger denn je.
Ist jetzt völlig off topic (mal wieder, ich geb's zu
), ist aber in der derzeitgen Rechts-Links-Debatte glaube ich wichtig.