" Bestürzung nach Spielabbruch in Leipzig
Leipzig/Wurzen. Fußball sei zwar weniger die Lieblingssportart eines Herrn Knigge, als vielmehr Leidenschaft pur, doch was derzeit deutschlandweit in den unterklassigen Ligen abgehe, habe oft nichts mehr mit fairem Wettstreit zu tun, sagte gestern Uwe Dietrich. Mit Bestürzung nahm der 53-jährige Vizepräsident des Fußballverbandes Muldental/Leipziger Land und Vorsitzende des Spielausschusses des Sächsischen Fußballverbandes am Samstag den Abbruch des Bezirksligaspiels zwischen Chemie Leipzig und Frisch Auf Wurzen nach etwa einer Stunde zur Kenntnis. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, das nun das Sportgericht beschäftige, wollte sich der Funktionär gestern zu keinerlei Wertung hinreißen lassen. Nur so viel: "Wenn es stimmt, dass Wurzener Spieler vom Publikum als Nazischweine beschimpft wurden, dann ist das nicht zu akzeptieren." Dietrich betonte, welch große Anstrengungen der Verband bundesweit gegen Rechtsextremismus unternehme. Umso bedauerlicher sei, dass sich das Blatt neuerdings wende und das andere Lager mobil mache. Auf Chemieseite sieht man das jedoch anders (Sportteil Seiten 22 und 23).
Gewaltaufruf
Wie berichtet, verzichtete Frisch Auf Wurzen am Sonnabend auf sein Heimrecht, da sich der Verein nach Bekanntwerden von Gewaltaufrufen unter dem Titel "BSG Chemie Leipzig auf Tour" außer Stande sah, die Sicherheit von Spielern und Zuschauern im Stadion gewährleisten zu können. Er habe kein Verständnis für die Beschimpfungen, so Rolf Handau, beim ATSV Wurzen verantwortlich für den Männerfußball. Er könne es nicht dulden, dass der Verein in die rechtsradikale Ecke geschoben würde: "Mit unserem Nachwuchs besuchten wir die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Erst in diesem Jahr veranstalteten wir in Wurzen ein Internationales Turnier für Jugendmannschaften aus Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien, Ungarn und der Ukraine. Dafür bekamen wir sehr viel Lob."
Anerkennende Worte fand in diesem Zusammenhang auch Ingo Stange vom Netzwerk für Demokratische Kultur in Wurzen. Dennoch werde in seinen Augen "dieses positive Ansinnen und das bisherige Engagement des Vereins dadurch konterkariert, dass sich Frisch Auf noch immer nicht vom Stammtorhüter der 1. Mannschaft des ATSV, Matthias Möbius, getrennt hat und einen politisch aktiven Neonazi als Spieler duldet". Möbius, der seit der Kommunalwahl 2009 als Abgeordneter der NPD im Stadtrat sitzt, jedoch Ende 2012 den Antrag stellte, das Abgeordnetenmandat niederzulegen (eine Prüfung durch die Verwaltung steht noch aus), hütete am Sonnabend nicht das Tor.
Rückschlag
Handau nannte es bedauerlich, dass der eigentliche Sport immer mehr in den Hintergrund trete. Gesellschaftliche Probleme würden auf dem Rücken der Vereine ausgetragen. Dietrich vom Sächsischen Fußballverband empfindet den Spielabbruch als einen weiteren Rückschlag: "Vor allem wurde die aus Sicherheitsgründen verschobene Partie zwischen Chemie Leipzig und Lok Leipzig II bis zum heutigen Tage noch nicht wieder angesetzt." Haig Latchinian "
Arme Opferwurzener. Leider war ich Samstag nicht dabei aber das Video von Vitlafit ist ja aussagekräftig genug.