Ein erster Vorbericht der LVZ. Wird sicherlich später nochmal was kommen.
Leutzsch vor Duell der zerstrittenen Brüder
Am Sonntag steigt Sachsenliga-Derby mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen
Alfred Kunze würde wohl im Grabe rotieren: Wenn Chemies Meistertrainer von 1964 mitansehen müsste, wie im nach ihm benannten Sportpark Grün-Weiß gegen Grün-Weiß kämpft, überfiele ihn vermutlich eine Sinnkrise. Doch am Sonntag wird das Gegenstück einstiger Leutzscher Einigkeit wahr, die BSG Chemie tritt gegen die SG Leutzsch zum Sachsenliga-Kick an.
Für SG-Boss Jamal Engel ein "ganz normales Spiel", die Sicherheitsvorkehrungen für das Bruder-Duell widersprechen dieser These deutlich. Denn die beiden Fan-Gruppen mögen sich bekanntermaßen innig und müssen folglich getrennt werden. Die Stadt Leipzig als Eigner des Sportgeländes sowie die Polizei beauflagten die Gastgeber, die Konsequenzen sehen so aus: Die SG-Anhänger sind diesmal Gast im eigenen Haus und sollen in den Gästeblock. Laut Engel kein Problem: "Die Fans wissen schon Bescheid und ich werde auch selbst darauf achten, wie sie sich benehmen." Sollte dennoch jemand missliebig auffallen, seien Stadionverbote überaus wahrscheinlich.
Die Chemiker dürfen den Norddamm bevölkern und für neutrale Besucher sind Dammsitz und Tribüne vorbehalten. "Im Rückspiel ist dann alles umgekehrt", sagt Engel, der die Kooperation mit dem hausinternen Konkurrenten als "nicht einfach" umschreibt. "Aber wir versuchen, konstruktiv miteinander umzugehen." Oliver Krause von der BSG Chemie bestätigt das zumindest, ohne dass der Eindruck aufkommt, er wolle nach der Partie mit den anderen Grün-Weißen noch ein Bier trinken. Aber auch er habe an die Vernunft der eigenen Anhänger appelliert.
Die müssen übrigens wie alle Besucher diesmal zwei Euro Sicherheitsaufschlag berappen, was besonders neutrale Zuschauer, so es sie gibt, "freuen" dürfte. Dennoch rechnet Krause mit etwa 2000 Besuchern.
Immerhin können diese dann zwei Mannschaften beobachten, die bis auf wenige Langzeitverletzte alle Mann an Deck haben. "Es ist die Gelegenheit, die schwachen Leistungen der letzten Spiele wettzumachen", gibt Krause Wünsche preis. BSG-Coach René Behring war vor allem sauer aufgestoßen, dass es seinem Team an Durchschlagskraft mangelt: "Wir haben eindeutig ein Angriffsproblem." Das ist einer der Gründe dafür, warum die Chemiker als Tabellensiebter mit vier Punkten weniger hinter der SG (Vierter) stehen. Von der Spitze sind derzeit beide weit entfernt. Frank Müller