Was für ein Spiel. Normal kann jeder - außer Chemie. Das Spiel war aber nicht nur eine Achterbahnfahrt, sondern förderte auch einige Erkenntnisse zu Tage:
1. Ohne Stefan Karau und Benjamin Schmidt glich unsere Verteidigung, die zugegebenermaßen zum ersten Mal in dieser Formation aufgelaufen ist, einem einzigen Hühnerhaufen. Erst mit der Einwechslung von Benny Schmidt, der nach seiner Einwechslung gefühlt 100 Prozent seiner Zweikämpfe und Kopfballduelle gewann, war hinten wirklich Stabilität drin.
2. Von der Einwechslung Schmidts an fungierten Nikolajewski und Boltze im eigenen Ballbesitz als Spielaufbauer. Dies machten sie mit Technik, Übersicht und akuratem Passspiel derartig gut, dass sie in Zukunft viel häufiger dort aufgestellt werden sollten. Somit wären wir nicht mehr auf das unsägliche Langholz angewiesen, denn bisher fehlen uns die ersten Anspielstationen im Mittelfeld, weshalb wir dieses Mittelfeld ständig mit langen Bällen überbrücken müssen.
3. Ich bin ein großer Fan von Daniel Heinze, einer wichtigen Identifikationsfigur und - wenn in Vollbesitz seiner Kräfte und spielerischen Fähigkeiten - sportlich wertvollen Stütze der Mannschaft. In der derzeitigen Verfassung gehört er für mich allerdings nicht in die Startelf. Dies wurde nach seiner Auswechslung deutlich. Ja, ich weiß, er war mit Gelb vorbelastet und wie immer sehr viel gelaufen, auf seiner Position kommt es aber vor allem auf die entscheidenden Pässe an, und die landeten gegen Halberstadt leider fast ausnahmslos beim Gegner.
Ich erwarte von unseren Trainern, auch einmal schwierige Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel einen langjährigen Führungsspieler (es betrifft übrigens keineswegs nur Dani Heinze) auf die Bank zu setzen, wenn er nicht in Form ist. Das ist überhaupt nicht schlimm und völlig normal, als Einwechselspieler kann man sich dann wieder für die Startelf empfehlen. Mir ist bewusst, dass es nicht einfach ist, solche Entscheidungen zu treffen, schließlich braucht man als Trainer die Führungsspieler in der Mannschaft gerade auch in kritischen Situationen hinter sich.
4. Auch ein Valentino Schubert hat sich mehr Einsatzzeiten verdient, sehr mutiger Auftritt nach seiner Einwechslung, auch wenn nicht gleich jede Flanke ihr Ziel fand. Sehr gutes Zusammenspiel auch mit dem zuletzt ebenfalls schmerzlich vermissten Max Keßler.
5. Ich finde die Doppelspitze Kind/Petracek (ggf. auch mal mit Ibisevic) nicht schlecht. Wichtig ist, dahinter einen guten Zehner zu haben, und dafür sehe ich Cvietkovic prädestiniert. Technik, Pässe, Schusskraft, Dribbling - er bringt alles mit. Die Doppelspitze-mit-Spielmacher-Lösung geht aber nur, wenn man personell aus den Vollen schöpfen kann und dahinter genug Defensivqualität aufbieten kann. Und das war gegen Halberstadt offenbar nicht gegeben.
Gegen Altglienicke wird es jedenfalls wieder ganz schwer. Hoffen wir, dass Karau und Benny Schmidt wieder von Anfang an dabei sein können.