Zuallererst. Der Tod von Mike Polley im November 1990 und dessen Umstände sollte man hier mal ganz klar von den Ereignissen gestern abtrennen. Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Wenn ein junger Mensch stirbt, obendrein noch im Rahmen eines Fußballspiels, ist das über alle Vereinsfarben und Ansichten hinweg, völlig sinnlos. Ich denke, da sind wir uns alle einig. Also lassen wir die Ereignisse von damals und die Gedenkveranstaltung vor einigen Jahren am alten Leutzscher S-Bahnhof aus der Diskussion raus. Wir hofieren mit Sicherheit keine Hooliganrandale aber etwas differenzierte Betrachtung bei Ereignisketten und dem Verhältnis von Aktion und Reaktion sollte schon gewahrt bleiben.
Wo wir auch gleich beim Thema sind. Wir können jetzt darüber diskutieren, was der Auslöser für die Tumulte im Gästeblock war. Dümmlich provozierende Ordner, dämliche Befis auf der Gegengerade mit übelsten rassistischen Beleidigungen gegen Miro und seine Familie (ich hatte mit ihm auf der Rückfahrt am Rasthof kurz gesprochen), die Provokation gegen unsere Mannschaft (Polizisten “führen” daraufhin Chemie-Spieler Kanther ab, irre!!!) oder einzelne provozierende BFC-Hools nach Abpfiff vorm Gästeblock. Nackte Prostituierte im Programmheft (“Hau ihn rein für den Verein”) kann man im Anbetracht dessen fast, aber nur fast, vernachlässigen und mit dem Kommentar “Das wundert mich jetzt nicht” zu den Akten legen. Warum aber eine ganze Einheit Bereitschaftspolizisten mit mehreren CS-Gasflaschen den Gästeblock betreten und jedem und jeder in deren Umfeld stehend eine Dusche mit diesem widerlichen Zeug verpasst, während die Provokateure weiter vorm Block im Beisein von Polizei und Security munter den Herman machen dürfen, entzieht sich völlig meinem Verständnis. Im Endeffekt lagen vorm Sanitärtrakt des Gästeblocks ein Haufen Verletzte durch dieses CS-Gas, darunter Gremienmitglieder. Also Leute, welche nun alles andere als gewaltbereit sind oder auch nur ansatzweise im Verdacht stehen, gewaltsuchend zu sein. Klar sind wir keine Engel und ob des Gegners gestern, waren auch nicht nur Friedenstauben anwesend. Im Gegenteil, solche Spiele haben nun mal ihren Reiz. Aber die Verhältnismäßigkeit, schon allein was die Ursache der Tumulte war, ist überhaupt nicht gegeben. Die Berliner Polizei war weder Herr der Lage noch agierte sie bedächtig bzw. anlassbezogen. Das Einsatzkonzept unterlag wahrscheinlich der Vorgabe “böser Gästeblock” “lieber Heimanhang”. Das auf deren Dammsitz gefühlt 1000 Jahre Knast und die Hälfte aller “Freien Kräfte Berlin” saßen sowie etwa 60 – 70 Nachwuchshools die Lage checkten (von der dreistelligen Anzahl alte Garde dort sitzende rede ich da gar nicht) interessierte wohl eher nicht. Hätte sich das gleichzeitige Geschehen, wie bereits begonnen, Richtung Gegengerade verlagert, ich weiß nicht ob diese Dammsitzfraktion das Feld von hinten aufgerollt hätte, weil ja die Polizei lieber damit beschäftigt war, den Gästeblock einzunebeln. Lange Rede kurzer Sinn. Das Einsatzkonzept der Polizei konnte man von Anfang an in der Pfeife rauchen. Nach der Ankunft wurden alle Busse umstellt um zu überprüfen, ob auch ja alle eine Eintrittskarte haben. Man hätte am liebsten mit “Fußball interessiert uns nicht” geantwortet, aber diese behelmten Leuchten hätten wahrscheinlich nicht mal den Witz dahinter verstanden. Auf die Idee, dass die Bustickets an die Eintrittskarten gekoppelt waren, sind die nicht gekommen... Schikane, Provokation und eine Mischung aus allem. Mich wundert jedenfalls nicht, warum dort an jedem WE die Querdenker fast ungehindert durch die Stadt latschen und alle anstecken dürfen, während man mit 300 Einsatzkräften alternative Wohnprojekte aus "Brandschutzgründen" stürmt oder linke Maidemos mit Wasserwerfern bearbeitet. Die Polizei Berlin ist völlig durch... Und deren Senat wohl auch. Und der BFC fällt so gesehen ebenfalls zurück in alte Muster. Wobei deren Alte sicherlich früher keine Autospiegel von abgeparkten Leipziger Fahrzeugen abtraten, wie im Nachgang noch berichtet wurde. Dahingehend, hatten die ja sogar noch Stil. Scheint heutzutage etwas aus der Mode gekommen zu sein.
Zum Spiel an sich. Das erwartete Ergebnis, obwohl sogar mehr drin war. Warum wir erst ab der 85. Minute wirklich richtig Druck aufbauen und Chancen kreieren, finde ich schade. Eigentlich ist es dann fast schon zu spät. Etwas früher mehr Mut und Genauigkeit beim Abschluss und wir nehmen dort was mit.
Im Rückspiel werden die Karten neu gemischt...