Autor Thema: Probstheida - Wie es jammert und flennt  (Gelesen 304422 mal)

Offline Meinereiner

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1275 am: 02. April 2024, 21:00 »
Da darfst du dir nicht zu viele Gedanken machen. Die sind einfach die letzten 30 Jahre nie richtig nüchtern geworden. Sonst hätten sie vielleicht gemerkt, dass sie hier niemand als privilegiert sieht und hier sich auch niemand benachteiligt. Wir gehen einfach unseren eingeschlagenen Weg weiter. Und klar machen wir dort Party, wie überall.

Offline Castle of Colditz

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1276 am: 03. April 2024, 07:29 »
Es ist im Moment einfach zu erkennen das die dunkle Seite der Stadt große Bauchschmerzen hat was in und um ihren Verein abläuft. Dann noch immer mal wieder positive Ereignisse vom verhasstem Verein das tut ganz sehr weh.

Offline Leipzig Nord

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1277 am: 03. April 2024, 07:29 »
Wenn ich die Diskussion um die Gästetickets mal so überfliege stellt sich vor allem eine Frage, die dringend beantwortet werden sollte:

Sind die Chemiker jetzt die mächtigen Löwen, die mit dem Schlüssel in der Pranke den eingesperrten Lokistenlämmchen zu Leibe rücken?
Oder sind wir das Produkt epigenetischer Entwicklungen im Westen der Stadt, deren einziger Daseinszeck es ist dem Rivalen zu schaden? Lok schaden, fressen, scheißen in der Reihenfolge oder was?

Wenn das geklärt ist, können wir ja einfach mal darüber reden, dass man sich grundsätzlich mal nicht die Hose nass machen sollte. Ich erinnere da kurz an die an Peinlichkeit kaum zu übertreffende "Aufklärung" der Vorgänge im DFB-Pokal-Spiel gegen Frankfurt. Das, was dort passiert ist, war natürlich nur der Provokation von BSGE geschuldet. Und damit die Schuldfrage geklärt. Und zwei Beiträge weiter dann wieder das alte Lied der BSG-Opferrolle.

Vielleicht klärt Lokland die Sache ja. Hab da schon vielversprechende Ansätze gesehen.

Zur Verteidigung des Lok-Forums muss man aber auch gestehen, dass die Top-Antwort der Zuschauerumfrage eine volle Auslastung des Gästeblockes befürwortet. Es ist wie so oft - Es gibt viele seltsame Patienten auf dieser Welt, warum soll sich das in Fanforen anders abspielen? Dennoch kann der stille Großteil der Nutzer noch halbwegs rational und sinnvoll denken und nicht jeden möglichen Mist ins Internet abtippen.

Offline Fummelkutte

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1278 am: 03. April 2024, 08:06 »
Es ist wie so oft - Es gibt viele seltsame Patienten auf dieser Welt, warum soll sich das in Fanforen anders abspielen? Dennoch kann der stille Großteil der Nutzer noch halbwegs rational und sinnvoll denken und nicht jeden möglichen Mist ins Internet abtippen.

Schon klar. Wenn die Mehrheit das machen würde, wäre alles aber nur halb so witzig. Fanforen halt. Aber sagen wir es mal so: manche Foren entertainen eben mehr, die anderen weniger.
Und am Gleis fallen dir die Dinger ja dermaßen häufig vor die Füße, dass man als hämisch veranlagter Chemiker einfach mal abziehen muss wie Daniel Heinze. 

@colditzer: man muss auch dazu sagen, dass die Bauchschmerzen, bei all der Scheiße die dort zuletzt lief, ja auch komplett nachvollziehbar sind. Wie schnell es dann aber fast hysterisch wird und absurde takes ins Netz gehauen werden, das ist speziell. Und eben amüsant.

Achso, @Leipzig Nord. Du hast insiderwissen also was stimmt denn nun: Opferlamm oder ewig geschädigter?

Offline Leipzig Nord

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1279 am: 03. April 2024, 08:18 »
Schon klar. Wenn die Mehrheit das machen würde, wäre alles aber nur halb so witzig. Fanforen halt. Aber sagen wir es mal so: manche Foren entertainen eben mehr, die anderen weniger.
Und am Gleis fallen dir die Dinger ja dermaßen häufig vor die Füße, dass man als hämisch veranlagter Chemiker einfach mal abziehen muss wie Daniel Heinze. 

@colditzer: man muss auch dazu sagen, dass die Bauchschmerzen, bei all der Scheiße die dort zuletzt lief, ja auch komplett nachvollziehbar sind. Wie schnell es dann aber fast hysterisch wird und absurde takes ins Netz gehauen werden, das ist speziell. Und eben amüsant.

Achso, @Leipzig Nord. Du hast insiderwissen also was stimmt denn nun: Opferlamm oder ewig geschädigter?

Ich glaube die Fanlager beider Vereine nehmen sich im Grunde gar nicht so viel. Außer vielleicht in den politischen Ansichten.

Ich bin weit davon entfernt Chemie in die dauerhafte Opferrolle zu schieben, denn das stimmt einfach nicht. Auch bei euch im Verein wird enorm viel Zeit und Kraft verwendet um den Verein in die richtigen Bahnen zu leiten. Vielleicht etwas langsamer und genügsamer als bei uns, allerdings gibt es bei euch in Sachen Infrastruktur auch deutlich mehr aufzuholen. Daher gebührt dahingehend schon mal riesiger Respekt an alle Beteiligten - Vor allem an die Ehrenamtlichen. Dass es dann von beiden Seiten aus immer wieder zu Sticheleien kommt ist doch völlig normal und gehört auch irgendwie dazu.

Es gibt mit Sicherheit in beiden Vereinen mehrere dutzende Leute die wirklich nur darauf ausgerichtet sind dem Erzrivalen Schaden zuzufügen, aber auch hier ist das einfach nur eine Minderheit. Da kannste die Zerstörung unserer Wellenbrecher nehmen oder halt auch den Toilettenweitwurf in eurem Stadion. Unnötig in dem Fall jetzt die entstandenen Kosten entgegenzustellen. Beides dämlich.

Grundsätzlich sind wir mit Sicherheit alle keine Freunde und wollen dies auch niemals werden, aber man muss die Sache auch nicht größer aufblasen als sie ist. Im Endeffekt wäre jeder Probstheidaer, sowie auch jeder Chemiker (trotz aufkommender Schadenfreude) sicherlich auch ein bisschen traurig wenn das Stadtderby plötzlich wegfallen würde.

Und passend zur Diskussion im Lok-Forum, an der ich mich auch mal ganz kurz zu Wort gemeldet hatte, ist es doch einfach im Sinne des Sportes wenn man die Stadionkapazität voll auslasten möchte und da gehört eben auch ein stabiler Gästemob dazu. Wie "Robert" drüben schon anmerkte - Der Anteil der richtig motivierten und kaputten Hirne ist sowieso im Stadion, egal ob sie nun 200 oder 1000 andere Menschen neben sich stehen haben.

Offline Meinereiner

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1280 am: 03. April 2024, 09:48 »
@Leipzig Nord
Doch, ich finde die Fanlager nehmen sich im Grunde sehr viel, selbst wenn man die Politik ganz aus dem Spiel lässt. Die Überschneidungen sind eher klein, und eher nicht fein.




Offline thommy

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1281 am: 03. April 2024, 10:38 »
@Leipzig Nord
Doch, ich finde die Fanlager nehmen sich im Grunde sehr viel, selbst wenn man die Politik ganz aus dem Spiel lässt. Die Überschneidungen sind eher klein, und eher nicht fein.

Naja, der User @Leipzig-Nord hat schon mit vielem Recht. Es ist eben bei uns in der überwiegenden Mehrzahl nicht so, dass wir uns über Hass auf Lok definieren ( selten dämliche diesbezügliche Äußerungen von Margoh im Lokforum  :015: , dass alle Chemiker so ticken), und es ist bei der überwiegenden Mehrheit auch in Probstheida so, das man zuerst von der Liebe zu Lok und nicht vom Hass auf Chemie lebt. Alles andere ist Kokolores, jeder kennt doch Leute aus dem anderen Lager mit denen man gerne ein Bier trinkt oder sonstwie befreundet ist. Wer das nicht hat, wie Marco D. oder dieser "Robert", oder nicht in der Lage ist entsprechend zu differenzieren, der tut mir sozialpolitisch gesehen äußerst leid.

Beispiel: Olaf Winkler, ehemaliger Aufsichtsrat bei Lok hat nach seiner recht kurzen Lokkarriere noch mal bei Chemie Fußball gespielt. Wie soll der z.B. Chemie ausschließlich hassen ? Anderes Beispiel: Bei uns im Aufsichtsrat sitzt mit Frank Engel jemand, der niemals Berührungsängste mit Lok Leipzig hätte und sich jederzeit dort ein Spiel anschauen würde, ohne auf den Gegner zu halten.

Ich mag die Rivalität zwischen beiden Seiten auch sehr, die herrlichen Sticheleien machen Spaß. Die Patienten beider Seiten, und sorry, da lese ich im Lokforum leider definitiv zu viele davon, sehen diese Lok-Chemie-Geschichte letztendlich als ihren Lebensmittelpunkt an, und das ist irgendwie schon tragisch.
Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der Andere könnte am Ende vielleicht doch Recht haben.

Offline Meinereiner

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1282 am: 03. April 2024, 15:07 »
Ich schrieb ja auch, dass es kleine Schnittmengen gibt.  Aber es gibt wesentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Da wären schon mal die Spaltung innerhalb deren Fanszene. Das geht ja aktuell soweit, dass die Existenz des Vereins in Gefahr war oder ist. Weiterhin hab ich bei Chemie, seit vielen Jahren nicht erlebt, dass jemand im Stadion die Mannschaft belöffelt. Auch nicht in unsere Abstiegssaison. Und das ist für mich eine charakterliche Eigenschaft, und war harte Arbeit einiger Leute, dass solcher Schmutz nicht mehr bei uns im Stadion ist.
Ein anderer Punkt ist, dass unsere Fanszene durch Ultras geprägt ist, denen eine Kreative und lautstarke Unterstützung wichtiger ist als irgendwelche Geprolle irgendwelcher gewaltsuchenden Kampfsportler. Auf die man dort schon in der Masse sehr Stolz ist. Was dabei rauskommt sieht man auf Dorffesten im Umland.  Keine Ahnung warum die dafür trainieren, dann irgendwelchen Halbwüchsigen die Zähne raus zu kloppen. Gerade bei Insta feiern das dann irgendwelche Kinder von denen. Und erzählen die Legenden von Zeitzer, dass ne Hand voll Lokis, den ganzen AKS um mähen.
Keine Ahnung, ob und wann die dort mal so eine Stimmung hinbekommen haben ( Video ist nicht gut gemacht, aber fängt die Stimmung gut ein)

Chemie ist Familie, und das zeigt sich auch in den Auswärstfahrten. Jeder Verein freut sich mittlerweile wenn wir zu Gast sind, außer vielleicht Chemnitz und Lok. Klar, viele Auswärtsfahrer und Pyro machen den CO2 Abdruck schlechter, der Punkt geht an die. ;)
Ich könnte jetzt weiter machen mit dem allgegenwärtigem Gequake vom "Bürgerlichen Verein". Wann denn, vor 100 Jahren?
Ja, was sind denn unsere Gemeinsamkeiten? Wir gehen zum Fußball und können den Lokalrivalen nicht leiden. Unterschreib ich.

« Letzte Änderung: 03. April 2024, 15:09 von Meinereiner »

Offline Beto

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1283 am: 03. April 2024, 16:27 »
Hoffentlich gibt es dann dieses Mal aufgrund der größeren Kartenanzahl einen ordentlichen Vorverkauf und nicht wieder nur "unter der Hand".

Offline Double1982

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1284 am: 03. April 2024, 17:15 »
https://www.mdr.de/sport/fussball_rl/lok-leipzig-djamal-ziane-verletzung-saisonende-100.html

einer unserer Derbyhelden fehlt schon .. Vielleicht macht Sirch dieses Jahr das Tor für uns 😂
Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern .

Offline Esca

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1285 am: 03. April 2024, 18:38 »
Jetzt hat es mich doch übermannt, auch weil mir manche Erklärungen und Ausflüchte des Probstheidaer Lagers zu billig sind. Ich kann verstehen wenn der Eigenschutz anspringt weil der Erzfeind argumentativ in Vorhand ist. Die Tatsachen zu verklären oder gar schön zu schreiben finde ich dann doch persönlich ziemlich unehrlich. Zumal Lok ja nun selber schuld ist wenn sie eher zweifelhafte Klientel zu sich ins Stadion ziehen. Wegen des schönen Fußballs geht sicherlich keiner ins Bruno-Plache-Stadion und auch nicht in den Alfred-Kunze-Sportpark.

Um das Handeln mancher Lokisten zu verstehen, sollte man sich vielleicht mal mit deren, aber auch unserer Historie, besonders aus Fansicht, beschäftigen. Beides hat eng miteinander zu tun. Und mit beschäftigen meine ich nicht das Aufzählen von vermeintlich heroischen Situationen innerhalb einer Schlägerei oder wüste  Massenkrawalle, wie es mit Beginn der 80er Jahre und dem Auftauchen des Hooliganismus in der ehemaligen DDR üblich war. Auch vor Chemie machte diese Entwicklung hin zum Faustrecht und dem „Recht des Stärkeren“ einst nicht Halt. Da erinnere ich nur an die legendären Schlachten gegen Union Berlin im Georg-Schwarz-Sportpark und am alten Leutzscher Bahnhof oder an heftige Situationen nach den eher seltenen Ortsderbys im Zentralstadion oder im Stadion des Friedens. Dort gabs für Lok ob ihrer damaligen personellen Unterlegenheit auf den Rängen oft sehr derbe Haue, auch wenn deren Leute keine Luftpumpen waren und relativ früh lernen mussten, sich einer Übermacht zu erwehren. Mit dem sportlichen Abstieg von Chemie 1985 ist dieses ganze Phänomen Fußballkrawall mehr und mehr aus Leutzsch verschwunden, auch weil Lok über den eigenen sportlichen Erfolg die Leipziger, und ganz besonders die Leipziger Jugendlichen anzog. Man kann ja mal die ganz Alten bei Chemie fragen, wie trostlos es nach dem Abstieg manchmal im AKS bzw. GSS war, wenn man mal von einem temporären Highlightspiel oder Krawallfahrten bspw. nach Gera 1988 absah... Nach der Wende flammte das Thema Hooliganismus zwar nochmal kurz bei Chemie bzw. beim FC Sachsen auf, verschwand dann bis Ende der 90er und der Gründung der Metastasen wieder.

Fakt war, eine ganze Fangeneration ist vor der politischen Wende bei Lok/VfB gelandet und prägte auch deren großes Hooliganpotenzial nach der Wende. Die wollten nie wieder in die Situation kommen, auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen von Chemie irgendwie Haue zu bekommen.
Weder auf dem Spielfeld noch außerhalb. Das erklärt unter anderem die fast schon zwanghafte Selbstglorifizierung ihrer eigenen Lok-Althoolgarde und die latende Akzeptanz von Gewalt/Randale im Falle des sportlichen Misserfolges. Und da rede ich jetzt nicht von spontanen Wutausbrüchen wegen einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters oder einer provokativen Geste des gegnerischen Spielers sondern von geplanten Aktionen bis hin zum Spielabbruch oder anderem. Als ich in jungen Jahren bei Dynamo-Gastspielen in Probstheida mal den Gästeblock aufsuchte, wähnte ich mich vor, während und nach dem Spiel fast schon im Kriegsgebiet und fand mich auch mal am Boden einer Straßenbahn übersät mit Glasscherben wieder. Da flog dann halt kurzerhand auch mal ein Pflasterstein durchs Straßenbahnfenster während sich draußen blaue B-Jacken gegenseitig derbe vermöbelten. Krawalle wurden (beiderseits) minutiös geplant, Leuchtspurgeräte gehörten zur Standardausrüstung und die Gartenzäune der probstheidaer Gartenanlage hatten im Jahr 4x neue Latten dran... Einigen Menschen, die diese Zaunlatten abrissen um sich unter tosenden Dynamo-Rufen auf zur Kreuzung Richtung Lokhools machten, hatten definitiv noch weniger Latten am Zaun. Jeglicher Zennober abseits des Spielfeldes wurde jedenfalls absichtlich herbeigeführt.

Das durften wir bspw. 2002/03 in Leutzsch beim sogenannten „Hassderby“ bewundern, als einem die Leuchtraketen in Kopfhöhe nur so um die Ohren zischten, Stadionmobiliar zu Bruch ging und es auf dem Dammsitz über das gesamte Spiel zu heftigen Schlägereien bis hin zur polizeilichen Blockräumung kam. Von der 20-minütigen Spielunterbrechung oder faschistischen Spruchbändern im Gästeblock sprechen wir hier noch gar nicht. Heute hätte man das Spiel nach einer Viertelstunde abgebrochen, das Stadion mit 4 Hundertschaften der Polizei geräumt und draußen mit Wasserwerfern Tatsachen geschaffen... Im Winter 1998 wäre es ja fast schon soweit gewesen. Zurück blieb jedenfalls ein komplett zerstörter Dammsitzblock und demolierte Zaunfelder. Ich weiß nach diesen ganzen Aufzählungen ehrlich gesagt gar nicht so recht wo manche Lokis immer ihren Anspruch auf Jammerei wegen irgendwelchen zerstörten Wellbrechern, 3 Leuchtraketen oder einen dampfenden Kackhaufen hernehmen. Wenn ich da an manche Derbys in den letzten 30 Jahren, u.a. mit Pferdestaffeln auf dem Spielfeld, deutschlandweiten Hooligantreff auf dem Dammsitz, im Vorfeld besudelten AKS-Rasen, zerschlagene Sitzschalen, Farbanschlägen, Brandanschlägen, Kneipenüberfälle usw. zurück denke, dann wirkt unter dem Gesichtspunkt, dass der Aggressor des Krawalls mehrheitlich blau-gelbe und befreundete Farben trug, jede Jammerstunde über chemische Fanvergehen skuril. Über was beschwert man sich eigentlich in Probstheida und wo nimmt man sich das Recht auf Beschwerde überhaupt her? Das eines Tages Karma zurückschlägt, Rechnungen aufgemacht werden und einen die Geister heimsuchen, welche man einst selber rief, sollte doch eigentlich bekannt sein. Das Opfer von gestern kann auch der schlimmste Feind von morgen sein...

Lok wird seine ewige Geisel Hooliganismus und manch rechtsextreme Fangruppe nicht los, weil man es seit 1990 gar nicht los werden wollte. Von Hooligans als Verein im Treibhaus von Steffen K. neu gegründet, also von Leuten welche man zwar heute offiziell verflucht aber inoffiziell trotzdem gerne als Drohkulisse herausholt um vermeintlich gerechtfertigte Ansprüche zu unterstreichen. Nicht umsonst werden Lieder von TKS („Tanzkapelle Südfriedhof“) offen oder heimlich abgefeiert. Inhalt dieser eher zweifelhaften Machwerke? Nun ja. Wenige Lieder besingen die sportlichen Erfolge von Lok. In der Mehrzahl geht es eigentlich nur darum Chemiker zu beleidigen, zu jagen und/oder heftig zu verprügeln. Und dafür möglichst noch den Beifall der eigenen gewalttätigen Klientel zu bekommen. Den selben Chemikern haut man bildlich besungen brutal in die Fresse, denen man andersrum doch immer vorwirft sie könnten nur unfair in Überzahl Lokfans überfallen oder Fanschals klauen. Wenn der eigene zusammengesponnenen Mist, welchen man so auf CD erzählt/besingt bzw. öffentlich verbreitet nicht so schizophren wie volksverhetzend wäre, könnte man glatt darüber lachen.

Ich könnte diesen, zugegeben längeren Text auch auf einen Satz komprimieren. Bei Lok ist man eben so, weil man eben genau so sein und genau dieses Bild des notorischen Gewalttäters vermitteln will. Und man will krampfhaft gegen Chemie abschrecken, was wiederum das Befeuern von jugendlichen Gruppen mit Boxerfrisur erklärt, deren Support weniger mit der Unterstützung der eigenen Mannschaft zu tun hat als viel mehr mit gewalttätigen Übergriffen auf Chemiefans. Die Erziehung zum blinden Hass auf Chemie ist hier definitiv größer als die Vermittlung von Liebe zum eigenen Verein. Gebe es morgen Chemie nicht mehr, hätten einige Leute dort draußen ohne Übertreibung eine heftige Sinn- und Lebenskrise. Nun reden wir hier tatsächlich von einer sehr lauten, präsenten Minderheit und der Anteil an Lokhools ist verglichen mit den 90ern um ein vielfaches geringer. Trotzdem genießt diese Szene dort draußen immer noch hohes Ansehen und innerhalb der Fanszene gewissen Einfluss, den man auch im Zweifel geltend macht. Die begreifen sich als Maßstab von Lok, sehen sich als Alleinvertreter des Vereins und die juckt auch nicht was die schweigende, vielleicht auch kritische Mehrheit über manches Handeln denkt. Ich habe z.B. 2 ehemalige Klassenkameraden aus der Schulzeit. Keine Kinder von Traurigkeit und sie sind in jungen Jahren auch keinem Streit vorm Stadion aus dem Weg gegangen um es charmant auszudrücken... Als wir uns jedenfalls zum Klassentreffen über Fußball unterhielten und ich sie fragte was sie zu deren Theater im Verein sagen, äußerten sie nur das sie dort längst nicht mehr hingehen weil sie auf das: Zitat sinngemäß „geistig ziemlich limitierte Pack in manchen Stadionbereichen einfach keinen Bock mehr haben“. Und die meinten damit ausdrücklich nicht deren Fankurve sondern ganz andere Elemente. Garniert mit dem Satz „Wenn ich als Kind nicht familiär beeinflusst worden wäre, ich würde heute zu Chemie gehen. Zumindest wenn es um die Stadionatmosphäre geht“. DAS lässt dann doch sehr tief blicken finde ich.

Es ist also schon ein qualitativer Unterschied zwischen den Fanszenen, auch ab der politischen Positionierung der jugendlichen Klientel, klar erkennbar. Bei Chemie vermittelt man die Liebe zu Chemie, die Geschichte des Vereins und seiner Fanszene. Irgendwann kommt dann natürlich auch der Hass auf Lok, der bei manch einzelnen älteren Semester auch auf negativen persönlichen Erfahrungen mit Lokhools beruht. Bei Lok vermittelt man in meiner Wahrnehmung wohl hingegen zuallererst den Hass auf Chemie. Auch wenn das jeder Logik entbehrt, hat doch in allererster Linie der 1. FC Lokomotive von den Zwangsdelegationen zu DDR-Zeiten profitiert. Wenn, dann sollte der gemeine Chemiker mehr Hass in sich spüren als der gemeine Lokist auf Chemie. Völlig unlogisch, wenn gleich das aber auch die Angst mancher Lokfans vor der Rache der aufstrebenden Chemiker sein könnte, wenn diese mal irgendwann Vergeltung üben würden wollen. Die meisten jüngeren Lokisten wissen ja gar nicht wie lokistenfeindlich die Straßen vor 1983/84 und dem Stadion des Friedens sein konnten. Wo wir wieder am Anfang des Textes wären.

Nichts ist Zufall und das Gemecker und Gejammer in Probstheida einfach Ablenkung von den eigenen Problemen. Früher waren es angeblich zugereiste Berliner, Hallenser, Erfurter oder weiß der Geier für Chaoten. Und heute zeigt man lieber auf Chemiker und spinnt sich irgendwas von Böller werfenden, als Lokfans verkleidete Chemiefans zusammen. Ich weiß nicht ob man dort immer noch nicht begriffen hat, was deren Problem ist. Nämlich das Lok vom persönlichen Gefühl her als Inbegriff des von Rechts unterwanderten Hooliganvereins ein Anziehungspunkt für eben solche Leute oder für bildungsferne, sozial abgehängte Menschen ist. Und dies ist keine Behauptung sondern der Blick von nicht wenigen Menschen innerhalb der Leipziger Stadtgesellschaft.

Offline T. aus FF

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1286 am: 04. April 2024, 09:31 »
In vielem sehr gut aufgearbeitet, @Esca.
Nur am Ende wird mir das ein bisschen zu schwarz-weiss. Du schreibst ja selbst zwischendurch, dass es sich um Minderheiten in deren Fanszene handelt, die zwar laut und einflussreich sind. Aber mit dem letzten Satz bedienst Du Klischees aus (historisch gewachsenen) Feindbildern, die deren gesamter Anhängerschaft und Nachwuchsarbeit dann doch nicht gerecht werden.
Allerdings ist hier auch von der bislang schweigenden Mehrheit kein Gegensteuern erkennbar. Solange das so bleibt, wird sich am Klischee nichts ändern.
"Ein Volk das solche Boxer Fußballer Tennisspieler und Rennfahrer hat kann auf seine Uniwersitäten ruhig verzichten"
(Plakattext von Klaus Staeck)

Offline R. Polter

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1287 am: 04. April 2024, 15:38 »
Sehr guter Beitrag, Esca. Kleine Korrektur: Am Stadion des Friedens 1985 erfolgte die Tendenzwende, da waren wir es, die auf dem Platz und vor allem in den Straßen danach eine böse, richtungsweisende Schlappe einsteckten, und sich der Boden der Straße grün/weiß färbte. Bitter, aber wahr. Das einige Leute da drüben sich eher über den Hass auf Chemie als über die Liebe zum eigen Verein definieren, allen voran @Lokland mit seiner Faust auf unserem Wappen, ist schon seit langem offensichtlich, und das fällt auch drüben auf. Marco Dorn bekannte sich kürzlich gar als Renegat und Ex-Chemiker. Wenn ich mich recht entsinne, war auch @BRM womöglich ursprünglich in Leutzsch zu Hause. Widerlich ist diese Tanzkapelle in der Tat, aber wohl sogar einigen Entscheidungsträgern dort drüben zu arg, sodass man sie nicht mehr so propagiert. Trotzdem kann man sich relaxt zurücklehnen und grinsen: Was dort jetzt an Gejammer abgeht, ist genau das, was sie uns so gern als "chemisch" attestieren. Wir haben uns nie über Jammern definiert, sondern über Widerstand. Die einen wurden unterdrückt und restriktiert, vom Staat und willig auch von Peter Gießner, und die anderen spielten Staatsfußball. Lok - das waren die Parteigänger der DDR, Chemie war das Auffangbecken für die Dissidenten. Das galt zumindest bis zur Wende. Außnahmen bestätigen die Regel.

Offline Esca

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1288 am: 04. April 2024, 18:26 »
Sehr guter Beitrag, Esca. Kleine Korrektur: Am Stadion des Friedens 1985 erfolgte die Tendenzwende, da waren wir es, die auf dem Platz und vor allem in den Straßen danach eine böse, richtungsweisende Schlappe einsteckten, und sich der Boden der Straße grün/weiß färbte. Bitter, aber wahr. Das einige Leute da drüben sich eher über den Hass auf Chemie als über die Liebe zum eigen Verein definieren, allen voran @Lokland mit seiner Faust auf unserem Wappen, ist schon seit langem offensichtlich, und das fällt auch drüben auf. Marco Dorn bekannte sich kürzlich gar als Renegat und Ex-Chemiker. Wenn ich mich recht entsinne, war auch @BRM womöglich ursprünglich in Leutzsch zu Hause. Widerlich ist diese Tanzkapelle in der Tat, aber wohl sogar einigen Entscheidungsträgern dort drüben zu arg, sodass man sie nicht mehr so propagiert. Trotzdem kann man sich relaxt zurücklehnen und grinsen: Was dort jetzt an Gejammer abgeht, ist genau das, was sie uns so gern als "chemisch" attestieren. Wir haben uns nie über Jammern definiert, sondern über Widerstand. Die einen wurden unterdrückt und restriktiert, vom Staat und willig auch von Peter Gießner, und die anderen spielten Staatsfußball. Lok - das waren die Parteigänger der DDR, Chemie war das Auffangbecken für die Dissidenten. Das galt zumindest bis zur Wende. Außnahmen bestätigen die Regel.

Stimmt. Das Abstiegsjahr 1985 war in vielerlei Punkten mit Niederlagen verbunden und das sichtbare Ende der Chemie-Dominanz auf der Straße. Ich hatte mich in der Jahreszahl vertan, habe dies ja auch nur aus sehr glaubwürdigen Erzählungen von Zeitzeugen. Ich hörte dabei auch von manch prominente Renegaten, die erst zu Chemie gingen und in den Jahren danach die Seiten wechselten. Ob aus sportlichen oder aus erlebnisorientierten Gründen lasse ich mal dahingestellt. Wahrscheinlich beides. Was wolltest du als junger Kerl mit Chemie auswärts bei Stahl Thale oder nach der Wende beim Spandauer SV, wenn du mit Lok/VfB gegen Dortmund oder Hamburg auf organisierte Krawalltour gehen konntest. Bis zu einem gewissen Punkt ist das sogar nachvollziehbar. Seine Farben wechselt man meiner Meinung nach trotzdem nicht und in meinem persönlichen Werteverständnis würde sich das immer verbieten. Am Ende muss das aber jeder mit sich selbst ausmachen. Der berühmte Blick in den Spiegel und so…
« Letzte Änderung: 04. April 2024, 18:36 von Esca »

Offline Meinereiner

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Re: Probstheida - Wie es jammert und flennt
« Antwort #1289 am: 04. April 2024, 18:28 »
Man zerschießt sich da unten darüber, dass Fanszenen ihre Pyrostrafen selbst zahlen, wie auch über ihre Außendarstellung. Wenn sie beides nicht erkennen, um so besser. Der Verein und diese Leute haben einander verdient und hoffe alles bleibt wie es ist. Bitte lacht weiter.