Gedanken zum Berufsfußball in Leutzsch
Wenn wir nur auf uns schauen und die Konkurrenz u.ä. ausblenden, macht Vollprofitum in den nächsten Jahren bei uns keinen Sinn. Denn wenn man Profitum einführen will, kann das Ziel ja nur sein, aufzusteigen.
Daran hindert uns ja in erster Linie unsere Infrastruktur, genauer gesagt der Zustand und die Gegebenheiten unseres Stadions. Das fängt schon mit der Zuschauerbeschränkung auf 4999 Zuschauer an. Da ist man zwar dabei, daß zu ändern, aber da fehlt mir auch eine vernünftige Kommunikation. Damit alle wissen, um welche gravierenden Änderungen es da geht. A. Bury hat das mal in einem Podcast vorsichtig angedeutet, daß das Stadion dann ein ziemlich anderes sein wird, als jetzt. Da soll es ja auch Widerstände aus der Fanszene geben.
Außerdem ist das Konzept AKS 2040, welches ja vor einigen Jahren vorgestellt wurde, nicht auf eine Drittligatauglichkeit ausgerichtet. Dies bedeutet, daß wir selbst im Jahr 2040 noch kein Stadion haben werden mit dem wir den Spielbetrieb in der 3. Liga gewährleisten können. Da geht es nicht nur um eine Rasenheizung, sondern auch um überdachte Sitzplätze, Medienarbeitsplätze usw.
Vielleicht sollte man das Konzept AKS 2040 diesbezüglich noch anpassen.
Dann ein Blick auf die finanziellen Herausforderungen im Profibetrieb.
Der Sportchef von RWE F. Gerber hat im Interview gesagt, daß sie diese Saison mit 850.000€ Budget planen. Von denen die Hälfte schon an Steuern und Abgaben abgehen und die Spieler dann 420.000€ netto erhalten.
Wenn man das mal andersrum rechnet, bedeutet das, daß ein Durchschnittsverdienst von 2.000€/Monat netto je Spieler bei einem 25er Kader Gehaltskosten von 50.000€ im Monat und 600.00€ im Jahr erfordert. Dazu kommt die gleiche Summe für Steuern und Abgaben rauf. Dies würde dann ein Jahresbudget für den Verein von 1.200.000€ bedeuten und das nur für Gehälter der Spieler.
Diese Kosten müssen ja dann von Einnahmen gedeckt sein. Da kann man zur Veranschaulichung mal die Ticketeinnahmen heranziehen. Wenn alle 17 Heimspiele ausverkauft wären, sind das ca. 85.000 Zuschauer. Dann braucht man ein Durchschnittsticket von 15€ um auf ca. 1.275.000€ Ticketeinnahmen zu kommen. Da sind allerdings die Spieltagsausgaben, wie Ordnerbezahlung usw. nicht berücksichtigt.
Dies zeigt schon deutlich, was für erhebliche Kosten das Vollprofitum mit sich bringt und das das auch bezahlbar sein muss.
Natürlich haben wir als Verein noch mehr Einnahmequellen, wie Sponsoren, Mitgliedsbeiträge usw., aber der Verein besteht ja auch aus mehr als nur die 1. Herrenmannschaft.
Wenn man sich dann den Nutzen anschaut, den Vollprofitum bringt, sollte die Entscheidung eigentlich klar sein. Denn was könnten wir in den nächsten Jahren mit Vollprofitum erreichen? Wir könnten vielleicht um Platz 3 oder 5 mitspielen, statt um Rang 10. Was sollte uns das Helfen?
Die Kehrseite der Medaille ist aber auch, daß wir nicht im luftleeren Raum agieren. Wenn man sich jetzt die RegioNO anschaut, sind dort 9 Vollprofimannschaften am Start und mit Greifwald und RWE noch zusätliche Kandidaten, die Profitum schon haben und es zumindestens schnell wollen. Das wären dann schon 11. Dadurch werden die Nichtprofitruppen immer weniger. Denn auf Dauer werden sich die Profitruppen schon durchsetzen. Das worstcase Szenario wäre dann mit Abstiegen von Zwickau und Halle erreicht. Dann bleiben für Nichtprofitruppen nicht mehr viele Plätze in der RegioNO übrig. Wenn wir dann in der Liga bleiben wollen, könnten wir wirklich dazu"gezwungen" werden, Profitum bei uns einzuführen und das wäre schon eine richtige Herausforderung.
Fazit
Wir sollten so lange wie nur möglich auf Vollprofitum verzichten, weil einfach zu hohe Kosten, den bescheidenen Nutzen entgegensteht. Wenn es nicht anders möglich ist um weiter in der RegioNo mitzuspielen, muss man wohl in den sauren Apfel beissen. Aber bitte ohne Verschuldung oder anderes finanzielles Harakiri.