Offizielle Mitteilung
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Die BSG Chemie Leipzig e.V. nimmt im Folgenden Stellung zu den Vorkommnissen im Anschluss an ihr Bezirksligaauswärtsspiel beim VfB Zwenkau 02.
Das Spiel, das mit einem gerechten 0:0 endete, wurde von knapp 700 Zuschauern verfolgt, darunter auch etwa 500 Chemie-Fans, die ihre Mannschaft in friedlicher Manier anfeuerten. Die gesamte Atmosphäre im Stadion war unserer Einschätzung nach freundschaftlich und der VfB Zwenkau ein exzellenter Gastgeber.
Nach dem Schlusspfiff – die Mannschaft hatte sich gerade von ihren Fans verabschiedet – bewegte sich die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Polizeidirektion Leipzig in Richtung der Chemie-Fans, um eine Identitätsfeststellung zur Aufklärung eines Diebstahlsdeliktes vorzunehmen, welches sich vor dem Spiel in einem Zwenkauer Supermarkt zugetragen haben soll. Die BSG Chemie Leipzig stellt eindeutig klar, dass Straftaten wie Ladendiebstahl nicht zu tolerieren sind und polizeilich aufgeklärt gehören. Hierzu gibt es keine zwei Meinungen!
Aber: Auch bei der Aufklärung und Verfolgung von Straftaten gilt das Verhältnismäßigkeitsprinzip. Vor allem ist vor der Ergreifung polizeilicher Maßnahmen zu prüfen, ob das zu wählende Mittel angemessen ist, d.h., ob die Vorteile (also die Feststellung des Ladendiebs) noch im Verhältnis zu den Nachteilen, also zu dem, was in der Folge passiert ist, stehen.
Die polizeilichen Einsatzkräfte setzten gegen die Chemie-Fans körperlichen Zwang in Form von Faustschlägen, Schlagstockeinsatz, Griffen in den Halsbereich und Pfefferspray ein. „Fixierungen“ von Fans am Boden erfolgten in immenser Intensität. Dabei wurden die Knie teilweise mit äußerster Wucht in die Nackenbereiche der bereits am Boden liegenden Fans gepresst – selbst wenn eindeutig keinerlei Gegenwehr erkennbar war.
Funktionäre, Spieler und Fans der BSG Chemie Leipzig, die – wie anhand ihrer Gestik deutlich sichtbar – schlichten wollten, wurden mit dem Vorwurf konfrontiert, die polizeiliche Maßnahme behindern zu wollen oder wurden teilweise selbst den Maßnahmen „unterzogen“.
Insgesamt drei Notarztwagen mussten zum Spielort gerufen werden, um verletzte Chemie-Fans zu behandeln. Unter anderem wurde ein Fan wegen einer herausgesprungenen Kniescheibe notärztlich behandelt, andere Fans trugen Gesichtsverletzungen davon.
Die BSG Chemie Leipzig kritisiert den Polizeieinsatz insbesondere deshalb, weil er in Gänze dem widersprach, was in der gemeinsamen Gesprächsrunde unter dem Thema „strukturierte Saisonvorbereitung 2013/2014“ mit Vertretern von Verein und Polizei vereinbart und protokollarisch festgehalten worden ist. Sicherten die Vertreter der Polizei in eben jenem Saisonvorbereitungsgespräch noch zu, vor der Durchführung von polizeilichen Maßnahmen (wie z.B. Identitätsfeststellungen) das Gespräch mit dem Verein – die Telefonnummern der Vorstandsvertreter liegen der Polizei vor – und dem Fanprojekt zu suchen, so wurden diese Lösungsansätze zur Konfliktlösung beim Polizeieinsatz am 28.09.2013 ausnahmslos unberücksichtigt gelassen.
Die Frage muss erlaubt sein, ob einzelne – nichtsdestoweniger in keiner Weise duldbare! – Ladendiebstahlsdelikte einen Polizeieinsatz rechtfertigen, in dessen Folge ein stimmungs-voller und friedlicher Fußballnachmittag in das komplette Gegenteil umschlägt.
Die BSG Chemie Leipzig erwartet von der Polizeidirektion Leipzig eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle, welche sich nach dem Bezirksliga-Punktspiel beim VfB Zwenkau 02 ereignet haben. Allen Chemie-Fans, die Verletzungen davongetragen haben, wünschen wir gute Besserung. Wir hoffen, dass ihr euch durch die Negativerlebnisse des gestrigen Tages nicht davon abhalten lasst, unserer Mannschaft auch weiterhin bei ihren Spielen bei Seite zu stehen.
Der Vorstand der BSG Chemie Leipzig wird weitere Schritte prüfen, die der friedlichen Durchführung ihrer Fußballspiele dienlich sein können.
BSG Chemie Leipzig e.V.
Vorstand