LVZ 04.06.12
Boykott des Pokalfinales droht
Lindenthaler Alt-Senioren wehren sich gegen Termin des Verbandes
Die "älteren Herren" lassen den Ball zwar ein wenig langsamer rollen, aber es geht teilweise auch richtig verbissen zu. Bei der "Ü40" gewann TuS Leutzsch in der Premiere-Saison den Meistertitel, nun findet aber ein Tauziehen um den Termin des ersten Leipziger Pokal-Endspiels der Geschichte in dieser Altersklasse statt. Es droht sogar ein Boykott.
Von Torsten Teichert
Überraschungs-Finalist TSV Einheit Lindenthal will nicht am 23. Juni in Zwenkau im Rahmen der dortigen Festtage gegen den SV Liebertwolkwitz antreten. Diesen Termin teilte der Fußballverband der Stadt Leipzig (FVSL) am 5. April in seinem Rundschreiben offiziell mit. Die Lindenthaler pochen aber auf das im Rahmenterminplan vorgesehene kommende Wochenende.
Verkündeter Grund vom TSV Einheit für die unnachgiebige Haltung ist eine langfristig organisierte Abschlussfahrt nach Kohren-Sahlis, Die vom FVSL verfügte Änderung des Termins und die erfolglosen Schlichtungsverhandlungen hält Lindenthals Frank Pöckelmann für "unverständlich, nicht nachvollziehbar und inakzeptabel".
Der FVSL will laut Spielausschusschef Jörg Loeber bei seiner Ansetzung bleiben, wird am heutigen Dienstagabend aber noch einmal beraten. Der neue Termin sei mehrfach im offiziellen Rundschreiben verkündet worden und der Verband habe das Recht auf derartige Änderungen.
"Wir haben versucht, die Sache einvernehmlich zu regeln. Und die Lindenthaler hätten doch das kleine Stück von Kohren-Sahlis aus anreisen können", ärgert sich Loeber. Das "junge Pflänzlein Ü40" sollte in den großen Finaltag eingebunden werden. Als Vorspiel zum Herren-Endspiel wäre eine tolle Atmosphäre garantiert. Denn da kickt ebenfalls der SV Liebertwolkwitz gegen die Spielvereinigung.
Die im Halbfinale Ende März im Elfmeterschießen gegen Lindenthal unterlegene LVB-Truppe hat laut Loeber bereits Interesse an einer Final-Teilnahme signalisiert. Das könnte freilich auch ein Fall für das Sportgericht werden: Ein eigentlich ausgeschiedenes Team tritt im Finale an und gewinnt ...
Dass im Seniorenbereich mit Haken und Ösen gekämpft wird, beweist auch folgende Story: Der SC Riesa musste vor ein paar Monaten die Schale für die deutsche Meisterschaft 2011 der Ü40 zurückschicken und Hannover 96 wurde geehrt. Die Herren aus Riesa hatten einfach drei jüngere Akteure eingesetzt und damit die Konkurrenz kräftig beschummelt.
Die SG Taucha sollte sich also bei der bevorstehenden DM-Endrunde der "Ü32" die Gesichtsfalten der Kontrahenten ganz genau anschauen. Von Freitag bis Sonntag sind 32 Vereine, darunter Bayern München und Titelverteidiger Hertha BSC, an mehreren Spielorten dabei. Taucha, als sächsischer Meister qualifiziert, spielt in Neuler in Gruppe E zunächst gegen SV Broitzem, den FC Heitersheim und die SG Hoppstädten-Weiersbach. Andreas Raß, mit 47 Jahren einer der Oldies in der Truppe, freut sich auf den sportlichen Ausflug in die baden-württembergische Region um Aalen. "Das wird schwer. Aber wir wollen dort, wo wir antreten, natürlich auch möglichst gewinnen. Vielleicht gelingt uns eine Sensation", sagte Raß. Zum Kader gehören beispielsweise Uwe Schladitz, Holm Geisler, Torsten Winkler, Jörg Bertram, Björn Anhöck und Steven Craatz - der wird extra von der "Ersten" freigestellt.
In der Leipziger Alte-Herren-Stadtliga (Ü32) ist die Vorherrschaft der SG Taucha in dieser Saison gebrochen. Den Titel machen die SG LVB und der SSV Markranstädt unter sich aus.
Bereits vergeben ist der Titel bei den Leipziger Ü40-Fußballern. In der Premiere-Saison auf Kleinfeld setzte sich am letzten Spieltag TuS Leutzsch bei der bis dahin punktgleichen und mit gleicher Tordifferenz folgenden Mannschaft des LSC 1901 durch.
An der Pistorisstraße gewann der Spitzenreiter Leutzsch um Routiner Andreas Kösser mit 4:1, musste dabei zwischenzeitlich den Ausgleich hinnehmen. Die drei letzten Treffer auf dem Weg zur Meisterschaft erzielte Belhadj Abdelkader.
Bemerkenswert: In der gesamten Saison gab es für alle Vereine nur drei gelbe Karten. Das lag sicher nicht nur an der fairen Spielweise. Sondern auch daran, dass immer die Heimmannschaft einen "Sportfreund" - so die Ausführungsbestimmungen - als Schiedsrichter stellt. Und die "Sportfreunde" handhaben die Karten offenbar entspannter.
Hinter den Leutzschern belegte die SG LVB noch Rang zwei. Der LSC rutschte auf Platz drei in der Achter-Staffel ab. "Die Ü40-Liga ist ein voller Erfolg, es werden bestimmt schon kommende Saison weitere Teams dazukommen", sagte FVSL-Präsident Heiko Sander.
TuS Leutzsch hat übrigens gleich noch einen Grund zum Feiern. Die Ü32 hat nämlich gemeinsam mit Blau-Weiß Großlehna schon vorzeitig den Stadtliga-Aufstieg geschafft. Dort steht Eintracht Süd als Absteiger fest, außerdem sind zwei Spieltage vor Schluss noch Lok Engelsdorf (27 Punkte), der LFC 07 (21) und Motor Gohlis-Nord (20) gefährdet. Der vorletzte Platz ist also noch umkämpft, und das ziemlich verbissen.